Ist Amazon ein Vorbild im Lebensmittelhandel?

In Seattle hat diese Woche der erste kassenlose Amazon Go Supermarkt eröffnet. inwieweit Amazon mit diesem neuen Konzept ein Vorbild im Lebensmittelhandel ist, ergründet Brian Walker von Bloomreach. Der Strategie- und Marketing-Experte war selbst bei Amazon tätig und kennt das Unternehmen sehr gut. [...]

Brian Walker, Chief Strategy Officer, Bloomreach
Brian Walker, Chief Strategy Officer, Bloomreach (c) Bloomreach

Der Schwerpunkt von Amazon Go ergibt sich aus der Betonung der legendären Flywheel (Schwungrad)-Strategie von Amazon. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Sortiment, der Kundenfreundlichkeit und niedrigeren Betriebskosten – vor allem durch die Reduzierung von Arbeitskosten. Da Amazon Go nun zu einem vollen Lebensmittelgeschäft skaliert, nutzt Amazon seine Investitionen in die KI, sein Prime-Programm, die Zahlungsabwicklung, den Betrieb und die Logistik, um sowohl die Kosten zu senken als auch eine neue Kundenerwartung rund um das Erlebnis des Lebensmitteleinkaufs zu schaffen. Amazon hat mit seinen marktplatzbasierten Online-Erfahrungen bereits den Druck erhöht und versucht nun, dies auch im Bereich Lebensmitteleinkauf zu erreichen. Die sehr öffentliche Ankündigung und die Medienpräsenz rund um Amazon Go zeigen, dass Amazon möglicherweise absichtlich den Blutdruck und die Einsätze in den Vorstandsetagen der Wettbewerber erhöhen will – und in den Märkten allgemein.

Erinnern Sie sich an die „60-Minuten-Drohnen“? Wenn der Amazon Go-Versuch erfolgreich ist, dann würde dies sehr schnell auf die gesamte „Whole-Foods-Market“-Kette ausgedehnt, was bisher nicht geschehen ist.

Amazon kann es sich leisten, groß angelegte Versuche durchzuführen, kontinuierlich in sie zu investieren – und die Medien saugen dies auf. Aber wir sollten nicht zu viel hineininterpretieren. Dennoch können Lebensmittelhändler und Unternehmen aller Art können von Amazons jüngstem Vorhaben in einigen Schlüsselbereichen lernen: Man sollte sich darauf konzentrieren, ein komfortables Kundenerlebnis zu schaffen, das digitale Kanäle als zentrale Komponente dieses Erlebnisses nutzt, man sollte Daten und KI als Werkzeuge zur Kostensenkung verwenden und das Erlebnis stärker personalisieren. Nicht zuletzt gilt es zu erkennen – ob einem dies bisher bewusst war oder nicht –, dass man in einem Technologieunternehmen arbeitet. Die Messlatte rückt immer höher und es braucht Unternehmen, die trotz all dieser Disruption weiter florieren.

*Brian Walker ist Chief Strategy Officer bei Bloomreach, einem Anbieter einer Digital Experience Plattform (DXP).


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