Phishing-Attacken sind heute für eine Vielzahl von schweren Datenschutzverletzungen verantwortlich, die sowohl Unternehmen als auch Verbraucher betreffen. Ein Kommentar von Jesper Johansson, CISO, Yubico mit Tipps wie man einen Phishing-Betrug erkennt. [...]
Vor etwa zwanzig Jahren, als der Begriff „Phishing“ geprägt wurde, war diese Angriffsmethode noch wenig oder gar nicht weit verbreitet. Doch Seitdem hat sich viel verändert, und Phishing–Attacken sind heute für eine Vielzahl von schweren Datenschutzverletzungen verantwortlich, die sowohl Unternehmen als auch Verbraucher betreffen.
Obwohl der Begriff „Phishing“ weit verbreitet ist, herrscht immer noch Unklarheit darüber, wie man vor einem Phishing-Angriff geschützt bleiben kann. Dies ist keine Überraschung: Schließlich werden Phishing-Angriffe immer ausgefeilter und zielgerichteter – und selbst Benutzer, die in Technologie- oder Sicherheitsfragen sehr erfahren sind, können zu Opfern werden. Das wirft die Frage auf: „Wie können sich User am besten vor Phishing-Angriffen schützen?“ Da die Kommunikation per E-Mail zu den am häufigsten genutzten Methoden für den Einsatz eines Phishing-Betrugs gehört, können die folgenden Punkte helfen, gefährliche E-Mails von Anfang an zu erkennen.
Der Absender
Die E-Mail-Adresse des Absenders kann einen ersten Hinweis auf potenzielle Gefahren enthalten. Hier stellt sich die Frage: Ist der Absender bekannt? Andernfalls sollte die E-Mail mit Verdacht behandelt werden und unter keinen Umständen sollte ein Anhang geöffnet werden. Doch auch, wenn der Absender bekannt scheint, sollten Benutzer dennoch vorsichtig sein und die Adresse genauer untersuchen. Ist sie hundertprozentig identisch mit der bekannten Absenderadresse oder wurden ähnliche Briefkombinationen verwendet, um den Empfänger zu täuschen? Zum Beispiel:
- Nahezu identische Buchstaben wie ein großes „I“ und ein kleines „L“ (Il).
- Kombinationen von Buchstaben, die wie ein einzelnes Zeichen aussehen, wie z.B. ein Kleinbuchstaben „R“ und „N“ (rn). Dies könnte auf den ersten Blick wie ein Kleinbuchstabe „M“ aussehen.
- Buchstaben aus anderen Alphabeten wie dem lateinischen Kleinbuchstaben „R“ und dem türkischen Kleinbuchstaben „I“ (rı).
- Tippfehler und leicht übersehene Fehler wie „anonymususer@provider.com“ statt „anonymoususer@provider.com“.
Besonders auf kleinen Bildschirmen, wie denen von Smartphones, sind diese Tricks schwer zu erkennen. Daher sollten Anfragen zum Besuch einer Website oder zum Herunterladen eines Anhangs in der Regel mit Misstrauen begegnet werden.
Das Thema
Auch die Betreffzeile kann einen Hinweis auf die Seriösität der E-Mail geben. Aussagen wie „Nutzen Sie jetzt dieses fantastische Angebot“ mögen offensichtliche Anzeichen für eine Phishing–E-Mail sein, aber die auf den ersten Blick weniger verdächtigen Betreffzeilen sind weitaus erfolgreicher. Dinge wie „Kontoaktion erforderlich“, „Lieferstatus aktualisiert “ oder „Rechnungsbestätigung “ können verwendet werden, damit sich der E-Mail-Empfänger mit einer scheinbar normalen Nachricht oder einem Aktionspunkt auf der sicheren Seite wähnt.
Ein wichtiger Punkt, den es in diesem Zusammenhang zu bedenken gilt ist, dass in Fällen, wenn eine legitime Nachricht wirklich wichtig ist und diese nicht beantwortet wird, Banken, Arbeitgeber, Ärzte, Händler oder Kreditkartenanbieter andere Wege nutzen werden, um den Nutzer zu kontaktieren. Im Zweifelsfall ist es jederzeit möglich, den angeblichen Absender anzurufen und zu fragen, ob er wirklich eine E-Mail geschickt hat. Natürlich sollte in diesem Falle allerdings nicht die in der fraglichen E-Mail angegebene Telefonnummer angerufen werden, sondern die bereits bekannte und verifizierte Telefonnummer.
Zu den erfolgreichsten Betreffzeilen in Phishing–E-Mails gehören laut des Security Awareness Providers KnowBe4 (KnowBe4 Q4 2017 Top-Clicked Phishing Email Subjects):
- Lieferversuch (18 Prozent)
- UPS-Labelversand (16 Prozent)
- Passwortänderung sofort erforderlich (15 Prozent)
- Ungewöhnliche Anmeldeaktivität (9 Prozent)
Der Textkörper
Der E-Mail–Text kann eine Vielzahl anderer Hinweise darauf enthalten, dass es sich bei der E-Mail um eine Fälschung handelt, wie beispielsweise falsch geschriebene Wörter oder ein inkonsistenter Kontext. Im Falle eines Phishing-Versuchs wird der Empfänger oft gebeten, seine Kontodaten online erneut einzugeben. Andernfalls kann das Benutzerkonto gesperrt werden. Andere Indikatoren können ein Text sein, der nur aus Links besteht oder der sich auf Gespräche und Ereignisse bezieht, die nicht stattgefunden haben. Auch in Fällen, in denen der Absender bekannt zu sein scheint, kann der Inhalt Auskunft über seine Authentizität geben. Hier ist es wichtig, sich zu fragen, ob der Inhalt bereits Gegenstand eines Gesprächs mit dem Absender war oder ob die Nachricht völlig unerwartet kam.
Ein weiterer Punkt ist, dass Hacker oftmals versuchen werden, aus aktuellen oder aufmerksamkeitsstarken Ereignissen Kapital zu schlagen. Feiertage, ein großes Sportereignis wie die Weltmeisterschaft oder Naturkatastrophen und Hilfsmaßnahmen sind Beispiele für Anlässe, die missbraucht werden können, um ahnungslose Phishing–E-Mails in die Posteingänge tausender Nutzer zu schmuggeln.
Die Anhänge
Die wichtigste Regel ist, niemals einen Anhang öffnen, wenn ein anderer Aspekt der E-Mail verdächtig erscheint. Anhänge transportieren oft Malware und können den eigenen Computer und im schlimmsten Fall das gesamte Netzwerk gefährden. Schließlich hält auch der Verizon Data Breach Report aus dem Jahre 2017 fest, dass 7,3 Prozentaller erfolgreichen Phishing-Angriffe einen Link oder eine Anlage enthielten.
Die URLs
Die gleiche Regel für das Öffnen von Anhängen gilt auch für das Anklicken von Links. Nutzer sollten niemals auf einen Link klicken, wenn die E-Mail in Teilen zweifelhaft erscheint. Das ultimative Ziel eines solchen Phishing-Angriffs besteht darin, die Benutzer auf eine bösartige Website zu locken (die echt erscheint) und sie aufzufordern, ihre Zugangsdaten oder persönlichen Daten einzugeben, was dem Angreifer dann den vollen Zugriff auf ihr Konto ermöglicht.
Das Schwierige hierbei ist die Tatsache, dass auch URLs vertrauenswürdig erscheinen können. Die Abweichungen können klein sein – zum Beispiel „go0gle.com“ im Gegensatz zu „google.com“ – aber sie machen einen großen Unterschied. Ebenso kann eine bösartige Website auch mit einer scheinbar unverdächtigen verkürzten URL versteckt sein. Auch die Tatsache, wie einfach es ist, trotz Vorsichtsmaßnahmen Opfer eines Phishing-Angriffs zu werden, verdeutlicht der Verizon Data Breach aus dem letzten Jahr: 15 Prozent der Benutzer, die einer Phishing-Attacke zum Opfer fielen, geben zu, dass sie ein zweites Mal einem Phishing-Angriff ausgesetzt waren.
Mit Hilfe der oben beschriebenen Tipps können Phishing–E-Mails leichter erkannt werden. Dennoch ist dies natürlich keine narrensichere Methode. Für zusätzlichen Schutz empfiehlt es sich für Nutzer, eine Form der Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) für ihre Konten zu verwenden.
Denn selbst wenn es einem Angreifer gelingt, die Anmeldeinformationen eines Users zu erlangen, muss dieser dennoch auf seine zweite Form der Authentifizierung (mobile Push-Genehmigung, Sicherheitscode, Sicherheitsschlüssel usw.) zugreifen, um Zugriff auf das Konto zu erhalten. Selbstverständlich gibt es gewisse Vor- und Nachteile, die es zu beachten gilt, wenn man über verschiedene Formen der Zwei-Faktor-Authentifizierung spricht, aber jede Form von 2FA ist besser als keine, und allen Internetnutzern ist diese Art der zusätzlichen Absicherung wärmstens zu empfehlen.
*Der Autor Jesper Johansson ist CISO bei Yubico.
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