Es ist Montag 10:32. Meeting der Bereichsleiter. Business as usual. Zwei Stunden später steht der Betrieb. Nein, nicht wegen COVID19. Wegen eines Trojaners. Besser gesagt, wegen eines Klicks einer einzigen Person. [...]
Die Person ist sichtlich schockiert, sie ist zufällig im oberen Management angesiedelt, es hätte aber jede andere Person auch sein können. Warum das Management das leichteste Opfer ist? Weil keine Zeit für Training für sicheres Verhalten ist. Weil Angreifer wissen, wie hilfreich Zeitdruck ist.
Zeit oder 210 E-Mails am Tag
Zeit ist die harte Währung des digitalen Wandels. Diesen Umstand nutzen Massenmails in zweifacher Hinsicht: Die Schutzwirkung von Firewalls und Spamfilter leidet aus Zeitmangel in der IT. Die Wahrscheinlichkeit, einen gefährlichen Klick zu machen, steigt unter dem aktuellen Druck, den alle empfinden.
Je besser Spam wird, umso besser müssen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufpassen. Mit dem Aufkommen von KI (Künstlicher Intelligenz) erscheint nun ein mächtiger Gegner. Zeit für Training: Wir müssen lernen, uns nicht austricksen zu lassen.
E-Learning mit Effizienz aber ohne Effektivität macht BOOOM
Training ist gut. Ist Ihr Training gut genug? Jedes E-Learning ist gut, wenn sich die Mitarbeiter danach richtig verhalten. Haben Sie ein E-Learning gefunden, dass Sie zuversichtlich macht, dass keine einzige Person im Unternehmen den falschen Klick macht, der Ihr Unternehmen für ein bis zwei Wochen außer Betrieb nimmt? – Gegen große Risiken sollte die Wirksamkeit entscheidend sein. Wenn es schief gegangen ist, wirkt Effizienz plötzlich deplaziert.
Ein Kaffee, ein Gespräch, zwei Manager, ein Spion
Für alle Unternehmen ist das sichere Verhalten für Spam und E-Mail relevant. Für Unternehmen mit besonders attraktiven Werten bedeutet die ganze Aufregung um COVID19 mehr Störgeräusche. Das schafft für Angreifer bessere Gelegenheiten.
Als ich noch Chief Security Officer eines internationalen Konzerns war, habe ich viel Zeit mit Social Engineering verbracht. Das Verhalten von Menschen muss man verstehen, um zu wissen, wie man Regeln und Bewusstseinsbildung effektiv einsetzt. Wer lernt, wie Täter agieren, kann Maßnahmen setzen. Wir schulen Security Manager und Admins, der Auftrag lautet: Sie sind Angreifer. Erlangen Sie das Vertrauen einer Person und finden Sie den ersten Angriffsvektor.
Pause auf einer Konferenz. Das Opfer wird bereits im Vorfeld gewählt. Man trifft sich „zufällig“ am Kaffee. Wir wissen, was wir suchen. Zufällig sind wir auch in der gleichen Funktion tätig. Vertrauen entsteht. Gemeinsame Probleme, gemeinsame Emotionen… Spionage und Social Engineering bekämpft man wirkungsvoll mit einfachen Regeln (worauf wir achten) und Bewusstseinsbildung (wie funktioniert Mensch). Das sind Workshops mit hohem Motivationsfaktor.
Angreifer nutzen die Schwächen
COVID19 zeigt, wie hohe Emotion auch sachlich richtige Maßnahmen sehr leicht verdrängt. Kombiniert man das Wissen über das Zusammenspiel des schnellen limbischen Systems mit dem langsameren Neocortex mit den Mitteln der digitalen Welt, entsteht beeindruckende Wirkung. Das ist nichts Neues, seit Nir Eyals „Hooked“ und Daniel Kahnemans „Thinking fast and slow“ kennen wir das. Die ersten Angreifer nutzen dieses Wissen bereits in Spam-Mails.
Wie sieht es mit den digitalen Kompetenzen in den Unternehmen aus? Für Unternehmen ist die Kombination aus digitaler Kommunikation, den digitalen Analytics und der Automatisierung eine Zukunftsfrage. Sicherheit muss aktiv mitgedacht werden. Nicht aus der Perspektive von „alles ist verboten, alles ist gefährlich“, sondern aus der Überlegung „was brauchen die Teams, um das Unternehmen erfolgreich im Markt zu positionieren“.
Sicherheit ist, was das Ziel erreichbar macht
Wer auf Gipfel will, muss Risiko eingehen. Die Auswahl der Tools für den Wettlauf zum Gipfel ist für Unternehmen im digitalen Wandel existenziell. Ich erlebe Unternehmen, wo Security und Compliance die digitale Transformation bereits umgesetzt haben: Sie kümmern sich um die Absicherung des Ziels. Sicherheit in Zeiten von COVID19 bedeutet „Sicherheit für die Zukunft“.
Die drei wichtigsten Maßnahmen für IT-Security in Unternehmen
Zehn Maßnahmen ergeben ein vollständiges Sicherheits-Management. Drei Maßnahmen bilden die Grundlage:
- Zuständigkeit für Sicherheit festlegen: Wissen, was wichtig ist
- Einfache Regeln für alle: Verhalten ist das Einfallstor
- Bewusstseinsbildung: Motivation schaffen
Zuständigkeit ist wichtig, weil nur erreicht wird, worum sich jemand kümmert. Einfache Regeln sichern die Produktivität. Vergessen Sie Regelwerke, die niemand liest. Das Bewusstsein, warum die Regeln Sinn machen, liefert Motivation. Und Motivation entscheidet im Wettbewerb.
Wer mehr zu allen zehn Maßnahmen eines Security Managements erfahren möchte, findet Informationen auf der Webseite des Autors.
*Helmut Karas ist „Securitycoach“ und Geschäftsführer von „digital : why and how“. Er war acht Jahre lang Chief Security Officer bei der Uniqa.
Be the first to comment