Kommentar: Digital Labor – Sind Sie bereit?

Digital Labor kann entscheidend zum Unternehmenserfolg beitragen. Doch bis jetzt fehlt es in den meisten Organisationen an der Umsetzung. Das wird sich 2017 ändern. [...]

Die Vorteile von automatisierten Programmen, wie maschinelles Lernen oder kognitives Computing, sowie die Verfügbarkeit jeglicher Daten werden Unternehmen in Zukunft maßgeblich beeinflussen. Sowohl Organisationen als auch Privatpersonen werden mit neuen Technologien ihre Produktivität deutlich steigern und durch neue Fähigkeiten das Wachstum ankurbeln können.
Digitale Transformation wird jedoch nicht über Nacht passieren. Einer Veränderung weg von manuellem Arbeiten hin zu automatisierten Prozessen wird immer noch mit viel Skepsis begegnet. Die IT-Verantwortlichen zögern bei der Umstellung auf Digital Labor. Das liegt zum Teil daran, dass IT-Fachleute in den letzten Jahren zu viele Technologien haben kommen und gehen sehen, die ihre Versprechen nicht halten konnten.
Doch ich glaube, dass die Technologien jetzt genau das erfüllen, was die IT braucht, um Produktivität in Unternehmen bedeutend zu steigern. Digital Labor wird Arbeitskräfte entlasten, so dass sie ihre wertvolle Zeit für wichtigere, unternehmenskritische Aktivitäten verwenden können, anstatt sie für Routineaufgaben zu verbrauchen. Es wird außerdem dazu führen, dass Organisationen die Positionen im Unternehmen sowie künftige Personalanforderungen neu definieren.
Fortschrittliche CIOs werden dieses Jahr mit Digital-Labor-Lösungen experimentieren und die Transformation umsetzen. Wie andere disruptive Technologien, wie Cloud Computing, Mobile- und Social-Technologien, braucht auch diese Veränderung Zeit. Unternehmen und Führungskräfte müssen sich von Ängsten, Unsicherheit und Zweifel befreien und verstehen, wie Digital Labor ihr Geschäft verbessern kann. Einerseits wird die Komfortstufe der Arbeitnehmer gesteigert, andererseits wird der Grundstein für eine unternehmensweite Einführung in die Zukunft gelegt.
Schluss mit hektischem Arbeitsalltag
Mitarbeiter verbringen 2 von 5 Arbeitstagen pro Woche mit Routineaufgaben, die nicht den Kern ihrer Position bilden, wie mit manuellen Tools, die nicht ihren Zweck erfüllen, E-Mails, Spreadsheets oder persönlichen Besuchen. So verschwenden Mitarbeiter mit Routinearbeit fast genau so viel Zeit wie sie für die tatsächlichen Aufgaben, die ihre Position erfordert, brauchen.
Eine mehrjährige Studie von McKinsey ergab, dass 60 Prozent der Arbeitsaufgaben zu 30 Prozent automatisiert werden könnten. IDC glaubt, dass im Jahr 2020 60 Prozent der G2000-Unternehmen ihre Produktivität mit digitaler Transformation verdoppeln werden, indem sie Arbeitskräfte mit Software-basierten Arbeitsprozessen unterstützen. Automation kann dort Abhilfe schaffen, wo es zu viele manuelle oder zum Teil manuelle, sich wiederholende Prozesse gibt. CIOs müssen gleichzeitig der IT und den anderen Abteilungen verdeutlichen, dass sie nicht durch Roboter ersetzt werden, sondern, dass wiederkehrende, regelbasierte Aufgaben zunehmend kodifiziert werden.
Nicht jede Aufgabe ist ideal für die Automatisierung. Prozesse, die ein hohes Volumen aufweisen, mehrere Systeme umfassen, Daten aus verschiedenen Quellen zusammenstellen oder eine Dateneingabe erfordern, sind gute Kandidaten für eine Software-basierte Lösung. Es ist die Aufgabe eines CIOs, die verschiedenen Abteilungen dabei zu unterstützen, die Bereiche zu identifizieren, die nicht die Produktivität beeinträchtigen und einen echten Mehrwert für die Geschäftsentwicklung darstellen, aber auch die, die es nicht sind. Automatisierung der Arbeitsprozesse kann Mitarbeitern dabei helfen, sich auf die wesentlichen Aufgaben ihres Berufs zu konzentrieren, anstatt ihre wertvolle Zeit für repetitive Aktivitäten zu verschwenden. So können Unternehmen Kosten einsparen und Qualität sowie Skalierbarkeit erhöhen.
Die ServiceNow State of Work Studie bestätigt, dass Unternehmen mit 5.000 Mitarbeitern in den USA gemeinsam 575 Milliarden US-Dollar im Jahr durch das Automatisieren von Arbeitsprozessen einsparen könnten. Das macht 3,3 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts oder etwa den jährlichen Gesamtgewinn von Amerikas 50 größten Aktiengesellschaften aus.
Maschinelles Lernen setzt Potenzial frei
Digital Labor ist mehr als Arbeitskosten-Einsparungen. Da Bots genauso wie Menschen auf Anwendungen über die Benutzeroberfläche zugreifen, sind sie eine unproblematische Methode zur Integration unterschiedlicher Systeme. Software-basierte Systeme können Daten vergleichen, die von verschiedenen Quellen gesammelt werden, die Menschen manuell sortieren müssten. Die Bots können es schneller, besser, und müssen nie Pause machen.
Da die Bot-Landschaft wächst und Bots durch maschinelles Lernen stets verbessert werden, werden sie in 2017 über die grundlegenden Aufgaben hinausgehen. Chatbots werden individuelle, kontextbezogene Empfehlungen entwickeln, um die Arbeitsweise der Mitarbeiter zu optimieren. Sie werden als digitale virtuelle Assistenten dienen, damit Mitarbeiter höchste Produktivität erreichen können.
Basierend auf den zunehmenden Dateneingaben werden Bots evaluieren, wie die Arbeitszeit der Mitarbeiter genutzt wird, Empfehlungen zur Verbesserung von Produktivität und Qualität geben sowie Best Practices durch die Verwendung von Algorithmen und Bot-gesteuertem Benchmarking vorschlagen.
Im Wesentlichen werden alle unsere Daten maschinell bearbeitet und die Maschine wird uns sagen, was als nächstes zu tun ist. Unser Arbeitsalltag wird durch unsere Daten unterstützend gesteuert. Nach Gartner wird bis Ende 2017 mindestens ein Unternehmen erhebliche Umsatzsteigerungen aufgrund von Algorithmen, die die Arbeitsweise der Mitarbeiter positiv verändern, verzeichnen.
Bedeutet das, dass in Zukunft Bots für uns etwa die Bestellungen aufnehmen? Möglicherweise. Aber heute sind Menschen noch nicht bereit, in eine voll automatisierte Welt umzuziehen. Wir sind Jahrzehnte weg von Roboterübernahme, wenn überhaupt. Gleichzeitig sammeln wir Informationen wie nie zuvor – wir produzieren täglich 2,5 Quintillion Bytes an Daten. Es ist unmöglich für Menschen, alle diese Daten manuell zu verwalten und alle Verknüpfungen zwischen Menschen, Informationen und Dingen zu analysieren. Wenn Maschinen die Aktivitäten, den Kontext und den Zweck verstehen und die richtigen Entscheidungen für den Menschen treffen können, können wir uns auf die Probleme konzentrieren, die nur der Mensch lösen kann.
CIOs haben als Technologie-Leader die Gelegenheit, die digitale Revolution in ihrem eigenen Umfeld zu starten. Indem sie ihre Dienstleistungsmodelle durch Automation, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz verbessern, können CIOs und ihre IT-Teams die Erfahrungen sammeln, die sie brauchen, um in Zukunft die Einführung von Digital-Labor-Lösungen gewährleisten, managen und optimieren zu können. Die Unternehmen, die das richtige Gleichgewicht zwischen Digital Labor und menschlicher Arbeit erreichen, schaffen es an die Spitze.

* Georg Goller arbeitet bei dem ITSM-Anbieter ServiceNow.

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