Kommentar: Internet über Satellit – ein Leidensbericht

Als digitaler Nomade hat man manchmal mit dem Internet so seine Not. Nachdem in unserer Region weder WLAN Richtfunk, noch DSL gute Leistungen versprach, schien Satellit von SkyDSL eine gute Lösung - noch dazu eine, die man zu jedem Standort in Europa mitnehmen kann. [...]

Mit DSL nicht zu vergleichen: Internet über Satellit (c) CW
Mit DSL nicht zu vergleichen: Internet über Satellit (c) CW

Der Bericht: SkyDSL verspricht im Tarif „M“ für 45 Euro 16 mbps maximale Leistung, „grundsätzlich“ als Flatrate ohne Volumensbegrenzung. Die Kundenbewertungen auf der Homepage schauen phantastisch aus: Mehr als 12.000 Kunden geben mehr als 4 Sterne. Gekauft!

Rund eine Woche später kommt – fast pünktlich – das Paket. An den Partner, der uns von SkyDSL empfohlen wurde, haben wir auch schon eine E-Mail verschickt. Allein, es kommt nichts. Auf Anruf erfahren wir, dass dieser Partner für SkyDSL nicht mehr aktiv ist. Wir fragen nach einem weiteren.

Diesmal haben wir mehr Glück. Schon eine Woche später kommt eine Antwort mit Preis. OK, let’s go! Eine weitere Woche später kommt dann eine E-Mail mit einem Terminvorschlag in einer weiteren Woche. Zum Termin kommt der Techniker und schaut sich einmal das Dach an. Hmm, kompliziert, keine freie Sicht nach Süden. Lange Verhandlungen mit dem Hausbesitzer, dann ist klar – wir müssen die Antenne ganz oben am Kamin befestigen. Aber nicht heute.

Mittlerweile habe ich von SkyDSL bereits die zweite Monatsrechnung erhalten und die erste Mahnung. Auf meine Anfrage, ob sie den Zugang ruhend stellen könnten, bis die Antenne montiert ist, bekommen wir ein lapidares: Nein, liegt ja nicht an uns!

Eine weitere Woche später bekommen wir endlich eine Antwort auf unsere Anfragen und Anrufe beim SAT Techniker. Installationstermin in einer Woche! Zum Termin kommen die Techniker auch wirklich, vertrösten uns aber erneut wegen eines Problems in der Familie. Dafür bekommen wir die 3. Anfrage vom SkyDSL Support: sie hätten gemerkt dass der Anschluss nicht aktiv sei und ob sie uns nicht helfen könnten. Reizend.

Einen Tag später ist es dann aber soweit: man arbeitet am Dach, ein Loch wird durch die Wand gebohrt, der Router installiert. Ho, das sieht spacig aus. Wir bezahlen 238 Euros für Arbeit und Material und sind dann alleine mit dem blinkenden Monster. An SkyDSL zahlen wir über Raten insgesamt 455,40 Euro für die Hardware mit Versand, 99 Euro Einrichtungsgebühr, und 51,80 Euro pro Monat für den Tarif. Uff!

Mir beginnt vor meiner Fehlentscheidung zu grauen, vor allem seit der Nachbar meint, dass man bei Orange Spanien doch ein günstiges LTE Paket mit 20 GB bekommen könnte.

Ich beginne im Internet über SkyDSL zu recherchieren. Oje! Rasch ist die Begeisterung für Satelliten Internet im Keller. Ich finde lange Forums-Beiträge mit Titeln wie „Meine Leidensgeschichte mit SkyDSL“ und ein „mangelhaft“ im Test von Stiftung Warentest. Auf öffentlichen Rating-Seiten wie zB http://www.dsl-rechner.de beträgt die durchschnittliche Zufriedenheit mit SkyDSL einen (!) von fünf Sternen, bei 122 Bewertungen! Und nicht nur wegen Verrechnungs- oder Lieferungs-Problemen, sondern vor allem wegen der Geschwindigkeit der Verbindung. Dutzende User schreiben, dass nach dem ersten Monat mit guter Speed plötzlich die Geschwindigkeit einbrach. Man munkelt über „Pools“ von Usern, absichtliches Herunterbremsen der Downloadraten beim Überschreiten von gewissen Grenzen an verbrauchtem Datenvolumen.

HIGH SPEED ODER DOCH NICHT?

Ich schreibe ein Email an den SkyDSL Support, um wenigstens Aufklärung über die drohende Speed-Bremse zu bekommen. Antwort: „Ein Download Volumen gibt es bei skyDSL2+ nicht. Beachten sie bitte dass bei skyDSL keine Geschwindigkeiten garantiert werden können und es dadurch zu Schwankungen in der Leistung kommen kann“.

Ich rieche trotzdem den Braten und messe nun jeden Tag die tatsächliche Geschwindigkeit mit dem von Chip.de empfohlenen Service Speedtest.net. Vom maximalen Datendurchsatz (16 mbps) sind wir Meilen entfernt. Die tatsächliche Speed liegt – sehr unterschiedlich je nach Tageszeit – zwischen  0.6-0.9 mbps im Download und 1 mbps im Upload. Skype funktioniert überraschender Weise, Film-Streaming gerade mal so – aber eher ungenügend, mit geringster Auflösung. Die Remote Desktop Verbindung ist auch eher zäh. Seitenaufbau ist generell langsam, vor allem zur Primetime ab 20:00 Uhr bricht die Leistung ein. Live-Streaming ist absolut ungenügend, also nichts wird’s mit Fußball über Satelliten.

Eine Beschwerde zur Geschwindigkeit verpufft: man verweist mich auf eine Testseite, wo ich tatsächlich phantastische 12 mbit down und 6 mbit up messen kann. Wow! Allerdings lasse ich mich nicht gerne für blöd verkaufen, ich habe auch einmal bei einem Internetprovider gearbeitet und weiss das dieser Test nur auf interne Server geht und damit die Speed des Satelliten misst, aber mit tatsächlicher Bandbreite ins Internet nichts zu tun hat.

Tja, „SkyDSL ist ein Shared Medium wo die verfügbare Bandbreite verteilt wird, bei den Privat Anschlüssen mit einer Contention-Ratio von 1:50 und bei den Business Anschlüssen von 1:20“. Wenn ich möchte, könne ich gerne auf einen der Geschäftskunden-Tarife umstellen, anbei die Tarifübersicht. Nein danke, ich habe für meine 11 Monate Internet gerade 1.362,20 Euro (inkl. Ust) in den Mistkübel geworfen. Und ein Email zur Kündigung habe ich auch schon bekommen: Das geht natürlich nicht gleich, sondern nur mit 4 Wochen Kündigungsfrist.


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Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
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