Low-Code-Plattformen: Nicht jeder Hammer passt auf jeden Nagel

Low-Code-Plattformen sind keine Generalisten, sondern Spezialisten: Sie eignen sich immer nur für bestimmte Anwendungen. Unternehmen sollten sich das bewusst machen und bei der Projektaufnahme berücksichtigen. [...]

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Uwe Specht ist Senior Specialist Solutions Consultant bei Pegasystems. (c) Pegasystems

Über Low-Code-Plattformen kursiert so manche falsche Vorstellung. Auf Management-Etagen werden sie oft als Alleskönner wahrgenommen: Man kann sich damit schnell und einfach eine beliebige Anwendung zusammenklicken und die läuft dann schon. In der IT-Abteilung findet sich dagegen das andere Extrem. Dort wird Low Code häufig als bloßes Marketing abgetan: Es ist ein schönes Verkaufsargument, aber den Code, den diese Plattform generieren, muss man am Ende noch einmal im großen Stil anfassen, um ihn zu verbessern, weiterzuentwickeln und zu managen.

Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Weder kann jede Plattform alles, noch können alle Plattformen nichts – sondern jede Plattform kann etwas anderes besonders gut. Die Anbieter haben ihre Lösungen geschärft und der Low-Code-Markt ist dadurch inzwischen stark differenziert. Es finden sich dort heute leistungsstarke Plattformen für unterschiedliche Einsatzzwecke. Es existieren Lösungen, die sich hervorragend für einfachere Probleme wie die Modernisierung einer Benutzeroberfläche eignen, und andere, die ideal zu komplexeren Problemen wie der Integration unterschiedlicher Systeme passen. Es gibt optimale Plattformen für datengetriebene Anwendungen, für mobile Anwendungen, für Microsoft-Umgebungen oder für die Abbildung von Geschäftsprozessen.

Die richtige Weichenstellung entscheidet

Unternehmen können von Low Code tatsächlich erheblich profitieren – wenn sie die richtigen Plattformen für die richtigen Aufgaben verwenden. Die Weichen dafür sollten sie bei jedem Entwicklungsprojekt im Zuge des Project-Intake-Prozesses stellen. Dabei müssen sich IT und Business austauschen und ihre Interessen abstimmen, aber auch eventuelle unterschiedliche Low-Code-Parteien aus der IT-Abteilung sollten von Anfang an gleichberechtigt involviert werden. Vielleicht setzt ein Unternehmen bereits eine oder sogar mehrere Low-Code-Plattformen ein, die in der IT-Abteilung jeweils starke Fürsprecher haben. Diese müssen sich auf eine offene Diskussion einlassen und bereit sein, auf den Einsatz „ihrer“ Plattform zu verzichten, wenn es vorteilhaft für das Projekt ist.

Am besten entwickeln Unternehmen Kriterien, die ihnen bei der Auswahl helfen. Wie komplex ist die Integration bei einem Entwicklungsprojekt? Wie komplex das Datenmodell? Wie hoch sind die Anforderungen an die Benutzeroberfläche? Solche Fragen helfen dabei, zielgerichtet die passende Plattform zu finden. Bei der Auswahl müssen den Unternehmen aber auch die Hersteller helfen. Wenn ihr Produkt für ein bestimmtes Projekt nicht die ideale Lösung bietet, dürfen sie sich nicht zu fein sein, darauf aufmerksam zu machen und auf die Konkurrenz zu verweisen. So schärfen sie das Profil ihrer Plattform weiter und verhindern falsche Vorstellungen über Low Code, unter denen sie am Ende selbst zu leiden haben.

* Uwe Specht ist Senior Specialist Solutions Consultant bei Pegasystems.


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