Mainframe und Widerstandsfähigkeit: das Kernstück moderner Infrastruktur

Digitale Widerstandsfähigkeit basiert auf der Tatsache, dass strategische Infrastrukturen nie isoliert funktionieren. Vielmehr hängt ihre Wirksamkeit weitaus mehr von der Kohärenz des Gesamtsystems ab als von der Stärke der einzelnen Komponenten. Mainframes sind das deutlichste Beispiel dafür, da sie den Großteil der Transaktionsdaten hosten und täglich Milliarden von Geschäftsabläufen weltweit unterstützen. [...]

Neil Fowler, Senior Vice President, Hybrid Cloud Engineering bei Rocket Software (c) Rocket Software
Neil Fowler, Senior Vice President, Hybrid Cloud Engineering bei Rocket Software (c) Rocket Software

Wenn ein Vorfall diese Kontinuität unterbricht, wird das gesamte Ökosystem geschwächt. Die Folgen gehen über die technische Dimension hinaus und wirken sich direkt auf den Ruf, die Compliance und das Vertrauen der Kunden aus. Ohne eine bewährte Strategie für Risikomanagement und Datenwiederherstellung arbeitet die Zeit gegen das Unternehmen.

Die Widerstandsfähigkeit kritischer Infrastrukturen ist ein entscheidendes Thema

Die Infrastruktur bildet nicht nur die Grundlage aller Betriebsabläufe, sondern bestimmt auch die Fähigkeit eines Unternehmens, Störungen zu überstehen und zu florieren. Wenn Mainframes ausfallen, kann dies schwerwiegende Folgen für den Ruf des Unternehmens haben und zu raschen finanziellen Verlusten führen: Blockierte Gehaltsabrechnungen, eingeschränkter Zugriff auf Geldmittel, Fehler bei Einkäufen oder Reisebuchungen und andere Störungen, die Kunden den Zugang zu essenziellen Dienstleistungen verwehren können. Diese Unterbrechungen können Kosten von bis zu 5 Millionen US-Dollar pro Stunde sowie schwerwiegende regulatorische Strafen nach sich ziehen, beispielsweise wenn kritische Systeme nicht innerhalb von zwei Stunden wiederhergestellt werden können, wie es das Europäische Gesetz über die digitale Betriebsstabilität (DORA) vorsieht.

Unternehmensökosysteme werden heute von Daten angetrieben, von denen Entscheidungen, Kundenerfahrung und betriebliche Effizienz abhängen. Daher ist es unerlässlich, die Wiederherstellung von Mainframe-Daten zum Kern von Resilienzstrategien zu machen.

Integration von Mainframe und Datenwiederherstellung

Für Unternehmen sind Mainframes in der Regel der Kern kritischer Funktionen, da sie den Großteil der Betriebs- und Transaktionsdaten enthalten. Dennoch werden sie nur selten in Resilienzstrategienintegriert.

Indem sie Mainframes aus ihren Risikomanagementplänen ausklammern, setzen sich Unternehmen dem Risiko ungenauer Compliance-Berichte aus, da sie durch diese Ausklammerung einen wesentlichen Bestandteil ihrer Systeme ignorieren. Außerdem erhöhen sie das Risiko von Cyberangriffen, da nicht behobene Schwachstellen zu potenziellen Einfallstoren werden. Schließlich verlängern sich die Wiederherstellungszeiten: Ohne optimierte Wiederherstellungspläne dauert es oft sehr lange, diese Systeme wieder online zu bringen, was die Kosten für Ausfallzeiten erhöht.

Um Absichten in Wirksamkeit umzusetzen, ist ein methodischer Ansatz erforderlich, der auf präzisen Maßnahmen basiert:

  1. Risikobewertung: Analyse der Schwachstellen in der Infrastruktur, indem Schwächen im Datenkontinuitätsplan identifiziert werden und dabei besonders auf Systeme wie den Mainframe, das Rückgrat des Betriebs, geachtet wird.
  2. Notfallwiederherstellungsplanung: Erstellung eines detaillierten Wiederherstellungsplans. Dieser muss Backup-Mechanismen enthalten, die Datenredundanz auf jeder Ebene hybrider IT-Umgebungen gewährleisten, klare Verfahren zur Reaktion auf Vorfälle, die als Leitfaden für den Betrieb während der gesamten Wiederherstellungsmaßnahmen dienen, sowie Tests und Simulationen zur automatisierten Validierung von Wiederherstellungsprotokollen.
  3. Einsatz fortschrittlicher Recovery-Tools: Unternehmen können damit bestimmte Datensätze auf Anwendungsebene wiederherstellen, die Einhaltung von Vorschriften durch die Durchführung von Point-in-Time-Recovery innerhalb enger Fristen nachweisen, Backups automatisieren und Wiederherstellungsprozesse optimieren können.
  4. Datensicherheit auf allen Plattformen: Im Zeitalter der allgegenwärtigen hybriden IT ist dies unerlässlich. Dieser Schritt konzentriert sich auf zwei Punkte: die Verschlüsselung von Daten während der Übertragung und im Ruhezustand, um Sicherheitsverletzungen zu verhindern, sowie Identitätsmanagement-Mechanismen wie Multi-Faktor-Authentifizierung, um unbefugten Zugriff zu blockieren.
  5. Schulung und Abstimmung der Teams: Sicherstellung, dass die Teams im Notfall reaktionsbereit sind. Regelmäßige Übungen, eine klare Dokumentation und die Einbeziehung der Führungskräfte sind für eine effektive Koordination unerlässlich.
  6. Einhaltung von Vorschriften: Die Fähigkeit, Daten zu schützen und wiederherzustellen, ermöglicht die Erfüllung der Anforderungen von Vorschriften wie DORA, die sehr kurze Wiederherstellungszeiten vorschreiben.

Die Investition in robuste Wiederherstellungspläne ist für Unternehmen nicht mehr optional, sondern unerlässlich. Es ist wichtig, jede Umgebung effektiv zu überwachen und zu kontrollieren, um Anomalien zu erkennen, bevor ein Problem auftritt.

Angesichts der möglichen Folgen eines Cyberangriffs ist die präventive Investition in Resilienz weniger riskant, als sich später mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen. Um die Betriebskontinuität, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und, allgemeiner gesagt, die langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten, sollten Unternehmen der Integration des Mainframes in ihren Wiederherstellungsplansowie dem Einsatz fortschrittlicher Wiederherstellungstools Priorität einräumen.

*Der Autor Neil Fowler ist Senior Vice President, Hybrid Cloud Engineering bei Rocket Software.


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