„Mikrochips sind kein Luxus, sondern Überlebensfrage für Europas Industrie“

Ein Kommentar von Frank Bösenberg, Geschäftsführer von Silicon Saxony, zum gestern vorgestellten Bericht der EU über die Strategie im Bereich der Mikrochips. [...]

Frank Bösenberg, Geschäftsführer Silicon Saxony (c) Silicon Saxony e.V.
Frank Bösenberg, Geschäftsführer Silicon Saxony (c) Silicon Saxony e.V.

Das EU-Chip-Gesetz wurde 2022 als Reaktion auf die durch die Corona-Pandemie verursachten Lieferkettenstörungen beschlossen und trat 2023 in Kraft. Ziel ist es, Versorgungsengpässe bei Mikrochips zu beheben und die technologische Führungsrolle Europas zu stärken. Es baut auf einer älteren Strategie von 2013 auf, da die EU seither im globalen Vergleich Marktanteile verloren hat. Wegen des Zeitdrucks bei seiner Entstehung wurden jedoch wichtige Standards wie eine umfassende Folgenabschätzung nicht vollständig eingehalten. Eine erste Überprüfung des Gesetzes wird bis September 2026 erwartet.

Der Bericht des Europäischen Rechnungshofes unterstreicht eindrucksvoll, dass Europa seine Chip-Strategie dringend an die globale Realität anpassen muss. Die technologische Souveränität Europas entscheidet sich in einem beispiellos hart umkämpften und extrem kapitalintensiven Markt. Subventionen für die Halbleiterindustrie sind mit denen anderer Industrien nicht vergleichbar. Mikrochips sind das Rückgrat nahezu aller Zukunftstechnologien von Mobilität über Energie bis hin zu KI. Investitionen in Milliardenhöhe erscheinen hoch, sind aber notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas überhaupt zu sichern.

Regionen wie Silicon Saxony, aber auch die anderen in Silicon Europe organisierten Halbleiter-Ökosysteme wie stellvertretend z.B. Rhône-Alpes, Leuven, Eindhoven oder Villach sind Erfolgsbeispiele und beweisen schon heute, dass Wachstum und Innovation möglich sind. Um jedoch die ehrgeizigen Ziele Europas im Chipsektor zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit wirklich nachhaltig zu sichern, müssen diese starken Regionen gezielt gestärkt und weitere Technologiezentren aufgebaut werden. Entscheidend dafür sind wettbewerbsfähige Energiepreise, gesicherter Zugang zu Rohstoffen, beschleunigte Genehmigungsverfahren und eine europäische Fachkräfteoffensive.

Die Chip-Zukunft Europas entscheidet sich nicht nur in Strategiepapieren, sondern durch konkrete Investitionen vor Ort. Silicon Saxony ist bereit, diesen Weg entschlossen mitzugestalten – schnell, realistisch und mit dem klaren Ziel, Europas technologische Unabhängigkeit zu sichern.

*Frank Bösenberg ist Geschäftsführer Silicon Saxony.


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