Christoph Ertl, Solutions Architect EMEA bei Nasuni, präsentiert vier Prognosen für 2024: Datenintelligenz und die Herausforderungen von Ransomware und hybriden Infrastrukturen stehen dabei im Fokus. [...]
Prognose 1: 2024 wird ein entscheidendes Jahr für Datenintelligenz
Nach dem KI-Boomjahr 2023 stehen IT-Teams in Unternehmen zunehmend unter Druck. Vorstände wollen diese Technologie nutzen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Die Jagd nach dem schnellen KI-Vorteil bringt tiefer liegende Probleme in der Dateninfrastruktur ans Licht, die sich seit Jahren aufgestaut haben. Unternehmen müssen sich zunächst darüber Gedanken machen, wie sie ihre unstrukturierten Daten, insbesondere an der Peripherie (Edge), sammeln, speichern und verwalten. Erst dann können sie KI effektiv integrieren.
KI arbeitet nicht isoliert sondern ist Teil des umfassenderen Datenintelligenz-Spektrums. Viele Organisationen haben bereits Datenanalysen, maschinelles Lernen und KI in Vertrieb, Kundenbetreuung und ähnliche Projekte integriert. Sie tun sich aber schwer damit, die Technologie in anspruchsvollere, hochwertige Anwendungen zu integrieren.
So ist die Sichtbarkeit ein entscheidender, oft übersehener erster Schritt in Richtung Datenintelligenz. Eine schockierend große Anzahl von Unternehmen speichert riesige Datenmengen, ohne genau zu wissen, was sich darin befindet oder ob sie sie benötigen. Sind die Daten genau und aktuell? Sind sie ordnungsgemäß klassifiziert und durchsuchbar? Gehen sie konform mit gesetzlichen und unternehmensinternen Richtlinien? Enthalten sie personenbezogene Informationen (PII), geschützte Gesundheitsdaten (PHI) oder andere sensible Informationen? Sind sie auf Abruf verfügbar oder archiviert?
Im kommenden Jahr werden Unternehmen auf breiter Front gezwungen sein, sich mit Datenqualität, Governance, Zugriff und Speicheranforderungen von KI auseinanderzusetzen, bevor sie digitale Transformation oder Programme zur Optimierung der Prozesse voranbringen können, um den gewünschten Wettbewerbsvorteil mit KI zu erzielen.
Prognose 2: 2024 wird das Jahr der Abrechnung für Ransomware und Compliance
Die Bedrohungen durch Ransomware und immer raffiniertere Attacken wachsen weiter. Und das wird sich auch 2024 nicht ändern, weder national noch international. Den Diebstahl sensibler Daten zu verhindern, deren Verschlüsselung, Missbrauch oder Veröffentlichung wird für Unternehmen auf unbestimmte Zeit ein tägliches Problem. Sich auf mehreren Ebenen zu schützen, ist längst eine Grundanforderung geworden. Selbst Unternehmen, die in anspruchsvolle Produkte mit weltweitem Schutz vor Ransomware investiert haben, müssen einen Ansatz verfolgen, der Netzwerk-, Anwendungs- und Zugangssicherheit sowie Lösungen zur schnellen Datenwiederherstellung umfasst.
Ransomware ist in den USA besonders häufig anzutreffen, da größere Unternehmen und deren umfangreichen Datenbestände attraktive Ziele für böswillige Akteure darstellen. Im Jahr 2024 werden wir jedoch auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehr Ransomware-Zwischenfälle sehen, da Regierungsbehörden, Gesundheitsdienstleistern und Betreibern kritischer Infrastruktur weiterhin die Technologie, Budgets oder Strategie fehlen, um angemessene Strukturen für Datenschutz- und -Wiederherstellung aufzubauen.
Unternehmen, die sich nicht um den Schutz und die Wiederherstellung ihrer Daten gekümmert haben, riskieren nunmehr sowohl Sicherheits- als auch Compliance-Probleme, da die gesetzlichen Strafen und Wiederherstellungskosten oft höher sind als die Lösegeldzahlungen. Europa ist mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) weiterhin führend bei Governance und Regulierung. Gesetze wie der California Consumer Privacy Act (CCPA) setzen sich aber schnell auch in den USA durch. Da viele große Unternehmen ihre Investitionen in Schutz- und Compliance-Lösungen so lange hinauszögern, bis sie dazu gezwungen sind, müssen sie mit empfindlichen Strafen, Lösegeldforderungen und Unterbrechungen des Geschäftsbetriebs rechnen.
Prognose 3: Unternehmen nehmen hybride Infrastrukturen an oder bleiben zurück
Die nächste Datenrevolution wird am Netzwerkrand (Edge) stattfinden. Nach Jahren widersprüchlicher Definitionen und Unsicherheit, erkennen führende Unternehmen die Notwendigkeit und Vorteile einer hybriden Infrastruktur. Um in einer datengetriebenen Welt wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Daten dort leistungsfähig verarbeitet werden, wo sie entstehen, also am Edge. Kombiniert werden muss dies mit der Skalierbarkeit, Kapazität und den fortschrittlichen Tools, die in der Cloud verfügbar sind.
Bisher arbeitet die Mehrzahl großer Unternehmen für die Speicherung und den Schutz von Datenmengen im Petabyte-Bereich jedoch noch immer mit herkömmlichen Speicheranbietern und traditionellen Backup-Lösungen. Diese Legacy-Infrastrukturen sind aber ein Nadelöhr, wenn es um Performance geht, und können das Tempo des Wachstums nicht unterstützen, wie der Analyst William Blair kürzlich betonte.
In den nächsten Jahren werden immer mehr Unternehmen erkennen, dass es nicht darum geht, sich für den einen oder anderen Ansatz zu entscheiden, sondern um eine Kombination aus Edge- und Cloud-Speicher. Laut Gartner werden sich 50 Prozent der kritischen Infrastrukturanwendungen bis 2027 außerhalb der Public Cloud befinden. Hersteller müssen zum Beispiel die geschäftskritischen Daten ihrer weltweiten physischen Systeme und Prozesse schnell erfassen und konsolidieren. Gleichzeitig müssen sie aber diese Daten jahrelang aufbewahren und für Analysen nutzen. Ob vorbereitet oder nicht: dieser Edge-Cloud-Mechanismus zwingt Unternehmen dazu, eine hybride Infrastruktur einzuführen und zu nutzen. Letztlich stehen sie vor der Aufgabe, Innovationen effektiver voranzutreiben und flexibler auf sich ändernde Kundenbedürfnisse zu reagieren.
Prognose 4: Organisationen werden auch lange nach der Pandemie weiterhin mit Dateninfrastruktur kämpfen, um hybrides Arbeiten zu unterstützen
Der Geist ist aus der Flasche, und damit hybride oder Remote-Arbeit sind gekommen, um zu bleiben. Auch wenn die größten wirtschaftlichen Umwälzungen hoffentlich vorbei sind, sind die Auswirkungen der Pandemie noch immer zu spüren. Viele Unternehmen sind noch immer dabei ihre Infrastruktur für hybride Arbeitsformen und neu konfigurierte Lieferketten zu entwickeln oder zu optimieren.
Obwohl Unternehmen in der Pandemie mit Hochdruck daran gearbeitet hatten die erforderlichen Systeme einzuführen, konnten sie sich nicht kurzfristig darauf einstellen, Tausende von Remote-Arbeitsplätzen zu unterstützen. Das Unvermeidliche geschah: die Mitarbeiter kümmerten sich selbst um die für sie nötigen Teamarbeits-Tools, und viele Unternehmen verzeichneten eine deutliche Zunahme der Schatten-IT. Zu Beginn des Jahres 2024 haben IT-Organisationen immer noch mit den Auswirkungen der Telearbeit zu kämpfen, während gleichzeitig der Druck wächst, die Kosten zu senken und die Kontrolle über die geografisch verstreuten Unternehmensdaten wiederzuerlangen.
Einige haben versucht, das Problem zu lösen, indem sie ihre Mitarbeiter zurück ins Büro beorderten. Um jedoch geeignete Talente anzuziehen und zu halten, müssen Unternehmen überzeugende Voraussetzungen für die Zusammenarbeit in mehreren Teams und die entsprechende Dateninfrastruktur bereitstellen. Diejenigen, die die richtigen Datenzugriffslösungen anbieten, um Prozesse und Remote-Zusammenarbeit zu stimulieren, werden in der hybriden Arbeitswelt erfolgreich sein.
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