OCRE: Effiziente Cloud-Beschaffung für Forschungseinrichtungen

Forschung braucht leistungsstarke Cloud-Ressourcen, doch EU-weite Hürden erschweren den Zugang. Das OCRE-Framework von GÉANT vereinfacht durch zentrale Ausschreibungen den Bezug vergünstigter Cloud-Dienste für Forschungseinrichtungen. [...]

Florian Schultz, Global Public Sector Leader bei SoftwareOne (c) SoftwareOne
Florian Schultz, Global Public Sector Leader bei SoftwareOne (c) SoftwareOne

Moderne wissenschaftliche Forschung ist zunehmend auf skalierbare Rechenressourcen angewiesen. KI-gestützte Analysen in der Medizin, molekulare Simulationen in der Chemie und umfangreiche Textauswertungen in den Geisteswissenschaften wären ohne leistungsfähige Cloud-Infrastrukturen kaum denkbar. Besonders innerhalb der EU sehen sich jedoch Forschungseinrichtungen und andere Organisationen im öffentlichen Sektor mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Neben der Einhaltung rechtlicher Vorgaben und Datenschutzbestimmungen erfordern Ausschreibungen einen hohen administrativen Aufwand. Hinzu kommen zusätzliche Belastungen durch Ingress- und Egress-Gebühren.

Um diesen Hürden zu begegnen, hat die europäische Organisation GÉANT – ein Zusammenschluss nationaler Forschungs- und Bildungsnetze – das OCRE-Framework (Open Cloud Research Environment) ins Leben gerufen. Das Programm soll den Zugang zu Cloud-Diensten für Hochschulen und Forschungseinrichtungen vereinfachen. Durch zentralisierte Ausschreibungen ermöglicht es den Zugriff auf kostengünstigere Cloud-Lösungen, ohne individuelle Ausschreibungsverfahren durchführen zu müssen.

Trotzdem besteht bei IT-Fachleuten und Forschern weiterhin eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf OCRE. Was beinhaltet das Regelwerk konkret? Was genau sind die Vorteile, Cloud-Ressourcen über OCRE zu beziehen? Und vor allem: Wie finde ich den richtigen Anbieter für die verschiedenen Plattformen?

Cloud-Dienste stärken europäische Forschung

Der OCRE-Rahmenvertrag bietet öffentlichen Forschungseinrichtungen einen effizienten und kostengünstigen Weg, moderne Cloud-Dienste zu nutzen. Mit der Neuauflage im Jahr 2024 sollen über 25.000 Einrichtungen in 35 europäischen Ländern von diesem Programm profitieren. Dazu zählen Hochschulen, Universitätskliniken, Forschungseinrichtungen und gemeinnützige Organisationen. OCRE vereinfacht und standardisiert die Cloud-Beschaffung über nationale Forschungsnetzwerke wie das DFN in Deutschland, SWITCH in der Schweiz und ACOnet in Österreich und ermöglicht so den Verzicht auf eigene Ausschreibungsverfahren. Die teilnehmenden Institutionen profitieren von Preisnachlässen bei Hyperscalern wie AWS, Microsoft Azure und Google Cloud sowie der Befreiung von Datenübertragungskosten, was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erheblich verbessert. Darüber hinaus ermöglicht die technologische Wirkung des OCRE-Frameworks eine schnellere Umsetzung von Vorhaben mit hohem Daten- oder KI-Bedarf, während Datenschutz und digitale Souveränität gewahrt bleiben.

Spezielles Procurement-Modell erleichtert Beschaffung

OCRE entwickelt sich zur strategischen Plattform für öffentliche Institutionen, die Cloud-Ressourcen gezielt einsetzen möchten. In einer Umgebung, in der KI und datengetriebene Forschung immer größere Bedeutung gewinnen, schafft der Rahmenvertrag die notwendige technische und rechtliche Basis für Fortschritt und Innovation. OCRE fördert die internationale Forschung, unterstützt die Digitalisierung der Bildung und vereinfacht den Zugang zu Ressourcen durch das Modell des kaskadierenden Procurement. Bei diesem Beschaffungsansatz sind pro Cloud-Plattform mehrere Anbieter in einer festen Rangfolge zugelassen, und Organisationen sind angehalten, zunächst den erstplatzierten Anbieter anzufragen. Sollte dieser bestimmte Anforderungen nicht erfüllen, kann ohne Ausschreibung auf nachrangige Anbieter zurückgegriffen werden.  

Universitäten und Forschungseinrichtungen profitieren von Rabatten bis zu 16 Prozent und der Befreiung von hohen Traffic-Kosten. Die zentral abgewickelten Ausschreibungen beschleunigen den Bestellprozess erheblich und bieten zudem bessere Datensicherheit und Compliance durch Anbieter, die digitale Souveränität gewährleisten. Dies ist für europäische Kunden aufgrund des strikten Datenschutzes besonders wichtig. Darüber hinaus haben Wissenschaftler Zugang zu führenden Cloud-Technologien, die etwa KI-gestützte Analysen ermöglichen. Auch Krankenhäuser, Behörden und Non-Profit-Organisationen können das OCRE-Framework nutzen und von dessen Vorteilen profitieren.  

Zertifizierungen erleichtern die Anbieterauswahl

Bei der Auswahl des passenden Cloud-Anbieters müssen Forschungseinrichtungen darauf achten, dass dieser den spezifischen Ansprüchen der Institution gerecht wird. Dabei sind tiefe Marktkenntnisse, Multicloud-Kompetenz und die Garantie der digitalen Souveränität entscheidend. Zudem sollte der Anbieter eine starke regionale Präsenz, etwa in der DACH-Region, aufweisen, da dies die Prozesse vereinfacht und eine erhöhte Kontrolle über die Daten ermöglicht. Ein umfangreiches Service-Portfolio und Flexibilität sind ebenfalls wichtig, um den wechselnden Bedürfnissen der Institute gerecht zu werden. Besondere Zertifizierungen in den Bereichen „Education“, „Non-Profit“ und „Digital Sovereignty“ helfen bei der Auswahl geeigneter Anbieter. In der aktuellen OCRE-Vergaberunde gibt es mehrere Anbieter pro Cloud-Plattform. SoftwareOne beispielsweise kann alle drei Plattformen – AWS, Microsoft Azure und Google Cloud – abdecken und weist Multicloud-Kompetenz sowie langjährige Erfahrung mit Forschungseinrichtungen vor.

Fazit: Effiziente Cloud-Nutzung mit OCRE  

Das OCRE-Framework bietet Forschungseinrichtungen, Universitäten und Non-Profit-Organisationen eine rechtssichere, kostengünstige und effiziente Möglichkeit, Cloud-Services zu nutzen. Die zentrale Ausschreibung über GÉANT reduziert den bürokratischen Aufwand, während Rabatte und reduzierte Datenübertragungskosten den finanziellen Druck auf Institutionen verringern. OCRE ermöglicht europäischen Forschungseinrichtungen den Zugang zu modernsten Cloud-Technologien und bewahrt gleichzeitig die Sicherheit und Compliance ihrer digitalen Infrastrukturen.

*Der Autor Florian Schultz ist Global Public Sector Leader bei SoftwareOne.


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