Der jährliche Bericht „People at Work 2024“ des ADP Research Institute beleuchtet die Erwartungen und Herausforderungen von Beschäftigten weltweit. [...]
In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern Europas, stehen die Themen Gehalt, Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitszufriedenheit im Mittelpunkt. Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse für den deutschen Arbeitsmarkt.
Gehaltserwartungen und Realität klaffen auseinander
Im Jahr 2023 betrug die tatsächliche Gehaltserhöhung in Deutschland durchschnittlich 4 Prozent. Für 2024 erwarten die deutschen Beschäftigten eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 6 Prozent. Allerdings zeigt der Bericht, dass die Erwartungen in vielen Fällen überschätzt werden und nicht immer mit den tatsächlichen Lohnerhöhungen übereinstimmen. Dies verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den Erwartungen und der Realität der Lohnentwicklung in Deutschland, so die Studie von ADP.
Arbeitsplatzsicherheit und Zufriedenheit im Fokus
In Europa, einschließlich Deutschland, schätzen 35 Prozent der Beschäftigten die Arbeitsplatzsicherheit als einen der wichtigsten beruflichen Aspekte ein. In Deutschland stimmen nur 16 Prozent der Beschäftigten der Aussage „Ich habe nicht das Gefühl, dass mein Arbeitsplatz sicher ist“ zu – ein geringer Anteil, der mit dem in China gleichzieht. Dennoch sind viele Beschäftigte (27 Prozent) nicht davon überzeugt, über die notwendigen Fähigkeiten zu verfügen, um beruflich voranzukommen (im Vergleich zu Europa mit 20 Prozent und weltweit mit 18 Prozent). Nur 28 Prozent geben an, dass ihr Arbeitgeber in die für ihre Karriere erforderlichen Qualifikationen investiert – der geringste Anteil in Europa. Allerdings bleibt die Freude an der täglichen Arbeit in Europa ein höher bewerteter Faktor (43 Prozent) als in anderen Regionen. Für 48 Prozent der Beschäftigten in Deutschland gehört die Freude an der Arbeit zu den drei wichtigsten Aspekten ihres Arbeitsplatzes, was auf die Bedeutung von Zufriedenheit und Motivation am Arbeitsplatz hinweist.
Stress am Arbeitsplatz bleibt eine Herausforderung
Beschäftigte in Nordamerika berichten über ein höheres Stressaufkommen als in anderen Teilen der Welt, ein Trend, der von den Vereinigten Staaten vorangetrieben wird. Nur in Deutschland melden Beschäftigte ein höheres kombiniertes Stressaufkommen aus starker und mäßiger Stressbelastung. Fast 50 Prozent der deutschen Beschäftigten berichten, dass sie unter Stress bei der Arbeit leiden, obwohl die Zahl derer, die von täglichem Stress betroffen sind, gesunken ist. Dies zeigt, dass trotz Verbesserungen im Arbeitsumfeld der Druck auf die Beschäftigten weiterhin hoch ist und die psychische Gesundheit ein bedeutender Faktor bleibt.
KI: eine Bedrohung und ein Versprechen
Künstliche Intelligenz ist auf den Plan getreten und bringt KI-gesteuerte Tools mit sich, die das Zeug dazu haben, das Leben von Beschäftigten auf der ganzen Welt zu verändern. Während einige Arbeitnehmende um ihren Arbeitsplatz fürchten, freuen sich andere darauf, dass diese neue Technologie sie von repetitiven oder unliebsamen Aufgaben entlasten wird. Es ist ein grundlegender Wandel, aber viele Beschäftigte in Europa reagieren auf KI mit einem kollektiven Achselzucken. In den europäischen Ländern gibt es eine beträchtliche Anzahl von Menschen, denen der Aufstieg der künstlichen Intelligenz gleichgültig zu sein scheint. Die Niederlande, Deutschland, das Vereinigte Königreich und Italien rangieren unter den Top-5. 19 Prozent der deutschen Befragten haben dies angegeben. Diese Gleichgültigkeit gegenüber einer prägenden Technologie könnte auf eine unzureichende Kenntnis eben dieser zurückzuführen sein.
Chancen für Arbeitgeber
Der „People at Work 2024“ Bericht zeigt, dass deutsche Arbeitnehmende trotz wirtschaftlicher Stabilisierung und technologischem Fortschritt weiterhin klare Prioritäten haben: faire Vergütung, Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitszufriedenheit. Arbeitgeber, die diese Themen ernst nehmen und aktiv auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen, können nicht nur das Engagement und die Motivation steigern, sondern auch langfristig Talente binden und die Herausforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt erfolgreich meistern. Mit gezielten Maßnahmen in diesen Bereichen können Unternehmen in Deutschland nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern sich auch als zukunftsfähige Arbeitgeber positionieren.
*Thomas Zimmermann ist Geschäftsführer bei ADP Deutschland.
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