Privatsphäre im Zeitalter der künstlichen Intelligenz

Ohne klare Grenzen zu ziehen und den Datenschutz neu zu definieren, laufen wir Gefahr, von der KI-Technologie überrollt zu werden – oder vielmehr von den damit verbundenen Risiken wie einem gläsernen Verbraucher. [...]

Um die Vorteile von KI voll ausschöpfen zu können, ohne die Privatsphäre des Einzelnen zu gefährden, müssen die Verantwortlichen zunächst einmal sicherstellen, dass nur die wirklich notwendigen Daten erhoben und verarbeitet werden. (c) stock.adobe.com/Julia

Datenschutz war noch nie ein einfaches oder populäres Thema, doch die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) verleiht der Diskussion eine völlig neue Dimension. KI-Systeme mögen ganze Branchen revolutionieren, indem sie die Effizienz steigern und innovative Möglichkeiten eröffnen – gleichzeitig fordern sie uns aber auch heraus. Denn ohne klare Grenzen zu ziehen und den Datenschutz neu zu definieren, laufen wir Gefahr, von der Technologie überrollt zu werden – oder vielmehr von den damit verbundenen Risiken wie einem gläsernen Verbraucher. Der Europäische Datenschutztag am 28. Januar ist deshalb der ideale Anlass, um zu hinterfragen, ob unsere bisherigen Ansätze den Herausforderungen von heute überhaupt noch gerecht werden.

Warum das so ist? KI-basierte Anwendungen analysieren riesige Mengen an Daten – vom Online-Verhalten über Standortdaten bis hin zu Gesundheitsinformationen und vielem mehr. Nur dann können die Systeme präzise Vorhersagen treffen oder ganz individuelle Erlebnisse bieten. Gerade die Personalisierung von Web-Angeboten oder Content-Erlebnissen aller Art ist längst etwas, das Kunden nicht nur wollen, sondern auch erwarten. Das heißt aber nicht, dass Unternehmen alles sammeln dürfen, was ihnen in die Finger kommt.

Um also die Vorteile von KI voll ausschöpfen zu können, ohne die Privatsphäre des Einzelnen zu gefährden, müssen die Verantwortlichen zunächst einmal sicherstellen, dass nur die wirklich notwendigen Daten erhoben und verarbeitet werden – und dies transparent kommunizieren. Außerdem müssen sie ethische Richtlinien definieren und einhalten, um Manipulationen oder die ungewollte Weitergabe sensibler Informationen zu verhindern. 

Das Bewusstsein für die Bedeutung des Datenschutzes ist jedenfalls gestiegen, wie die aktuelle Digital Health Study von Zoho zeigt. Demnach führen 45 Prozent der befragten Unternehmen regelmäßig Schulungen zum Thema durch. Das sind immerhin 5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ebenso viele geben an, dass ihre Datenschutzrichtlinien klar, einfach und transparent sind – ein Plus von 12 Prozentpunkten. Knapp 40 Prozent der Firmen gehen sogar über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, um die Daten ihrer Kunden und Mitarbeiter zu schützen.

Für uns als Softwareanbieter ist Datenschutz jedenfalls weit mehr als die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Es geht um nicht weniger als das Vertrauen der Kunden. Wir alle sollten uns zum Ziel setzen, Lösungen zu entwickeln, die unnötiges Tracking blockieren, Angriffsflächen minimieren und den Schutz sensibler Informationen gewährleisten. Nur so kann der Spagat zwischen Innovation, Benutzerfreundlichkeit und Privatsphäre gelingen. Der Europäische Datenschutztag ist daher ein Weckruf an uns alle: Wir müssen uns aktiv mit der Frage auseinandersetzen, wie wir im Zeitalter von KI mit den Daten unserer Kunden umgehen. Datenschutz ist keine lästige Pflicht, sondern ein zentrales Element digitaler Verantwortung.

* Sridhar Iyengar ist Managing Director von Zoho Europe.


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