Rechenzentren zählen zu den energieintensivsten Infrastrukturen unserer Zeit. Der hohe Strombedarf – insbesondere auch für die Kühlung – macht sie zu einem wichtigen Hebel für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz. [...]
Während gesetzliche Vorgaben wie das deutsche Energieeffizienzgesetz (EnEfG) bereits konkrete Anforderungen an die Energiekennwerte von Rechenzentren formulieren, gelten in Österreich aktuell (Stand: 2025) noch keine verpflichtenden PUE-Grenzwerte (Power Usage Effectiveness). Dennoch zeigt die Entwicklung auf EU-Ebene klar in Richtung schärferer Regulierungen – und wer heute handelt, kann sich nicht nur wirtschaftliche Vorteile sichern, sondern sich auch technisch und organisatorisch frühzeitig aufkommende Anforderungen vorbereiten. Ein bislang wenig genutzter, aber wirkungsvoller Hebel liegt in der hydraulischen Optimierung der Kälteverteilung.
Gesetzlicher Kontext: Deutschland geht voran, Österreich folgt voraussichtlich
In Deutschland verpflichtet das EnEfG Rechenzentren stufenweise zur Einhaltung konkreter PUE-Werte – mit Strafzahlungen bei Verstößen. Österreich hat bislang noch keine vergleichbare Regelung eingeführt, wird jedoch im Rahmen der EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED) zur Erfassung und Meldung von Effizienzkennzahlen großer Rechenzentren verpflichtet. Diese Entwicklung lässt erwarten, dass auch in Österreich mittelfristig verbindliche Vorgaben folgen werden, die insbesondere für Rechenzentren mit hohem Energieeinsatz relevant sind.
Für Betreiber bedeutet das: Wer seine Infrastruktur jetzt optimiert, spart nicht nur laufende Kosten, sondern verschafft sich einen Vorsprung bei künftigen Berichtspflichten, Förderbedingungen oder Zertifizierungen.
Zielgerichtete Kälteverteilung statt Energieverschwendung
In vielen Rechenzentren ist das Kühlsystem nicht optimal auf die realen Bedingungen abgestimmt. Das führt dazu, dass Kälte ungleich verteilt wird – mit dem Ergebnis, dass manche Bereiche überversorgt, andere unterversorgt sind. Um dies auszugleichen, arbeiten Pumpen häufig auf überhöhtem Leistungsniveau oder Kälteleistungen werden über den tatsächlichen Bedarf hinaus ausgelegt. Diese Betriebsweise ist nicht nur energieintensiv, sondern kann auch die Systemstabilität gefährden.
Ein temperaturbasierter hydraulischer Abgleich des Kühlsystems stellt sicher, dass die Kühlenergie präzise, also gleichmäßig, effizient und zuverlässig, dorthin gelangt, wo sie benötigt wird. Das senkt den Stromverbrauch, reduziert die Belastung der Anlagentechnik und unterstützt deren Lebensdauer.
Temperaturbasierte Optimierung als pragmatischer Ansatz
Besonders geeignet für bestehende Rechenzentren ist das temperaturgestützte Verfahren zum hydraulischen Abgleich. Es basiert nicht auf theoretischen Berechnungen, sondern auf der Erhebung realer Temperaturdaten im laufenden Betrieb. Sensoren erfassen Temperaturverläufe an zentralen Punkten des Kühlsystems. Diese Daten ermöglichen eine schrittweise Optimierung der Durchflüsse, ohne dabei bauliche Eingriffe vorzunehmen, mit minimalem Aufwand und maximaler Wirkung.
Zugleich dient das Verfahren als Diagnosewerkzeug: Fehlfunktionen wie blockierte Leitungen, überdimensionierte Pumpen oder falsche Einstellungen werden sichtbar, bevor sie zu Energieverlusten oder Ausfällen führen.
Nachhaltigkeit messbar machen – auch ohne Pflicht
Auch wenn derzeit keine verpflichtenden gesetzlichen Vorgaben zur Kühlungsoptimierung bestehen, lassen sich Effizienzmaßnahmen und die sich daraus ergebenden CO2– und Heizkosteneinsparungen des hydraulischen Abgleichs dokumentieren. myWarm liefert dafür umfassende Auswertungen und Berichte, die beispielsweise im Rahmen von ESG-Reports, Umweltzertifizierungen (z. B. ÖGNI, LEED) oder Förderanträgen verwendet werden können. So werden CO₂-Einsparungen und reduzierte Energie- bzw. Betriebskosten transparent und nachvollziehbar belegt.
Fazit: Vorausschauend optimieren, nachhaltig profitieren
Der hydraulische Abgleich von Kühlsystemen ist eine technisch erprobte, wirtschaftlich sinnvolle und ökologisch wirksame Maßnahme, um den Energieeinsatz im Rechenzentrum zu optimieren. Auch ohne verbindliche gesetzliche Vorgaben in Österreich lohnt sich die Umsetzung: Sie reduziert laufende Kosten, verbessert die Systemzuverlässigkeit und trägt aktiv zur Klimastrategie bei. Gleichzeitig positionieren sich Betreiber technisch und organisatorisch ideal für kommende Berichtspflichten und Effizienzanforderungen auf EU- oder Bundesebene.
Gerade in einer Zeit, in der jede Kilowattstunde zählt, ist eine präzise gesteuerte Kälteverteilung ein wesentlicher Baustein für einen zukunftsfähigen Rechenzentrumsbetrieb.
*Der Autor Roman Spietschka ist Technischer Leiter bei myWarm.

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