Österreich und insbesondere Wien gehören zu den aufstrebenden Rechenzentrumsmärkten. Für viele Unternehmen ist der Standort das perfekte Tor zu Osteuropa und verfügt über eine starke und zuverlässige Infrastruktur. [...]
Wir sind seit vielen Jahren an lokalen Projekten beteiligt, viele unserer Kunden haben bereits Einrichtungen in Österreich und sind dabei, weitere zu entwickeln. Auf Basis unserer Erfahrungen können wir sagen, dass der österreichische Standort wie die meisten anderen seine spezifischen Herausforderungen und Chancen bietet. Wir selbst profitieren von der unmittelbaren Nähe zu Deutschland und insbesondere zum Drehkreuz Frankfurt und können Ressourcen und Fähigkeiten für beide Märkte nutzen. In Österreich gibt es aber auch einen starken lokalen Talentpool, der noch ungenutzt ist, und wir helfen, diesen mit unseren Schulungen weiterzuentwickeln.
Der vielleicht wichtigste Vorteil des Standorts Österreich ist der hohe Anteil an erneuerbaren Energien: 87 Prozent der Elektrizität des Landes stammen aus diesem Bereich. Das macht den Markt besonders attraktiv für Organisationen, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben haben. Grundsätzlich ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium für alle Organisationen, die nach neuen Standorten oder dem Ausbau bestehender Einrichtungen suchen.
Erneuerbare Energie als Pluspunkt
Allerdings hat auch diese Medaille eine Kehrseite und die Frage der Energieversorgung stellt potenzielle Projektentwickler vor große Herausforderungen. Das liegt zum Teil daran, dass der regionale Strommarkt noch nicht bereit ist, die Nachfrage aller potenzieller Kunden zu befriedigen. Konkret können die lokalen Versorgungsunternehmen nicht genug Energie anbieten, um den Bedarf neuer Colocation-Projekte zu decken – ganz zu schweigen von neuen Hyperscale-Rechenzentren.
Dies wird sich mit der Zeit zwangsläufig ändern müssen. Aber wie in vielen anderen europäischen Märkten gibt es derzeit eine politische Debatte darüber, wie der Energiebedarf gedeckt werden kann, um die wachsende Rechenzentrumsbranche zu unterstützen und dabei die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung zu berücksichtigen. Für Projektentwickler gilt es, eng mit den Organisationen vor Ort zusammen zu arbeiten, und Berater an Bord zu holen, die ihnen helfen, sich auf dem stark regulierten Markt zurechtzufinden, um die von ihnen benötigten Stromzuteilungen zu erhalten.
Energieeffizienzverordnung
Es ist zudem zu bedenken, dass in Österreich vor Kurzem, ähnlich wie auch schon in Deutschland zuvor, die eigene Energieeffizienzverordnung (Bundes-Energieeffizienzgesetz, EEffG) auf Basis der EU-Richtlinie in Kraft getreten ist. Das langfristige Ziel der darin enthaltenen Maßnahmen besteht darin, Rechenzentren und ihren Verbrauch an Ressourcen besser zu verstehen und mit den Bedürfnissen der lokalen Kommunen in Einklang zu bringen. Es wird sich die Gelegenheit bieten, zur Entwicklung einer besseren Gesellschaft beizutragen und gleichzeitig die IT-Infrastruktur weiterzuentwickeln, die dieselben Gemeinschaften für einen modernen Lebensstil benötigen. So können Rechenzentren in ihrer Rolle als Aktiva wahrgenommen statt als Verbindlichkeiten betrachtet werden.
Zusammenfassend bietet der österreichische Markt großes Potenzial für die Rechenzentrumsbranche, wenn Projektentwickler, Betreiber, Berater und andere Beteiligte sich auf die lokalen Gegebenheiten einlassen und die Gelegenheit nutzen, das Image der Branche positiv zu beeinflussen.
* Alex Mariage ist Regional Director bei Business Critical Solutions (BCS).
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