Das österreichische Unternehmen refurbed mit Niederlassungen in Deutschland, Italien, Polen und zahlreichen anderen europäischen Ländern hat sich der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft verschrieben. Einige Gedanken dazu von CEO Peter Windischhofer. [...]
Jedes Jahr wiederholt sich bei der Vorstellung neuer iPhones das gleiche Spiel: Apple versucht den Konsumenten einzureden, dass es Zeit ist für das neueste Handy oder Tablet. Schneller, besser, mit noch mehr Kameras. Dieses iPhone ist das beste, das wir je gebaut haben, sagt dann Tim Cook. Und nächstes Jahr wiederholt sich das Ganze wieder.
Wo soll das hinführen? Ein neues Smartphone verbraucht im Schnitt 13.000 Liter Wasser und produziert 76 Kilogramm CO2. Verträgt das der Planet, wollen wir das wirklich herausfinden? Unser Planet wird es nicht vertragen.
Und wie reagiert Apple, wenn sie mit solchen Fakten konfrontiert werden – sie schicken einen Nachhaltigkeitsbericht hinterher, um das Gewissen zu beruhigen.
Wir brauchen keine neuen und besseren iPhones mit noch mehr Kameras. Wir brauchen Handys, die länger leben und einfacher reparierbar sind.
Jährlich neue Apple-Geräte – ist das ökologisch und gesellschaftlich tragbar?
Die Verantwortung eines Tech-Konzerns wie Apple darf nicht bei den Aktionären enden. Wer nur auf schnelles Wachstum und einen steilsteigenden Aktienkurs aus ist, läuft Gefahr, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren – nämlich die Umwelt und ihre noch verbleibenden Ressourcen. Immer schneller Neues und Besseres kann nicht auf Dauer gut gehen. Jede Europäerin, jeder Europäer hat im Vorjahr mehr als 16 Kilogramm Elektroschrott verursacht. Haben wir bereits das Limit unseres Planeten erreicht oder verträgt er noch mehr? Wollen wir das wirklich herausfinden?
Allein in Deutschland liegen rund 200 Millionen alte Smartphones in den Schubladen. Die sind natürlich nicht alle hip und schick oder haben sechs Kameras – aber sie funktionieren und die meisten lassen sich problemlos wieder refurbishen. Jedes erneuerte Handy spart 70 Prozent CO2-Ausstoß. In diese Richtung sollte es gehen.
Circular Economy: Warum ist Refurbishing eine Alternative zu Neugeräten?
Wir brauchen eine verantwortungsvolle Kreislaufwirtschaft: Unternehmen, Kundinnen und Kunden und politische Entscheidungsträger. Dieser Kreislauf muss verstärkt werden! Wenn eine Säule wegbricht, hat die Umwelt das Nachsehen. iPhones, iPads oder Apple Watches müssen nicht nach einem Jahr in die Schublade oder in den Müll wandern. Diese Geräte verdienen ein zweites Leben und können erneuert wieder in den Kreislauf eingebunden und weiterverwendet werden. Die Menge an Elektroschrott ist in den vergangenen fünf Jahren um ein Viertel angewachsen – auf jährlich knapp 54 Millionen Tonnen weltweit.
Jeder sollte mithelfen, um diesen Berg zu verkleinern, und dafür braucht es politische Rahmenbedingungen. Zum Beispiel weniger Umsatzsteuer auf erneuerte Geräte. Zudem sollten Hersteller bereits verwendete Geräte am Ende ihres Produktlebenszyklus zurücknehmen und sicherstellen, dass wertvolle Rohstoffe recycelt und wieder in den Produktionskreislauf integriert werden. Für einen ernst zu nehmenden und nachhaltigen Richtungswechsel braucht es auch Anreize – ähnlich wie die staatliche Förderung bei der E-Mobilität.
Recht auf Reparatur: Europäische Vorreiterrolle wichtig
Der Aktionsplan der EU für ein Recht auf Reparatur geht in die richtige Richtung und ich finde es auch richtig, dass Europa versucht, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wir brauchen einheitliche und internationale Standards. Denn eines zeigt die Erfahrung: Wenn es irgendwo eine Lücke gibt, dann wird diese ausgenutzt. Und ganz ehrlich: Haben Sie nicht auch die Nase voll von Smartphones, die pünktlich mit Ablauf der Garantie den Geist aufgeben oder auf unerklärliche Weise plötzlich keine Akkukapazität mehr haben? Wenn elektronische Geräte einfacher und besser reparierbar wären, dann könnte ihre Lebensdauer um Jahre verlängert werden.
*Peter Windischhofer ist CEO und Mitgründer von refurbed.
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