SAP Business Data Cloud: So wird der Mittelstand fit für KI

In der Geschichte von SAP gab es viele technologische Meilensteine: R/3, HANA, die Cloud-Migration. Doch nur wenige wurden mit so großen Erwartungen angekündigt wie die kürzlich vorgestellte SAP Business Data Cloud. SAP spricht selbst von „einer der größten Innovationen“ der Firmengeschichte. [...]

Michael Zitz, CEO der All for One Group (c) (c) AFOG
Michael Zitz, CEO der All for One Group (c) (c) AFOG

Das Versprechen: Unternehmen sollen ihre Daten erstmals zentral, standardisiert und in Echtzeit nutzbar machen können und damit die Grundlage für den Einsatz von Künstliche Intelligenz (KI) schaffen. Gerade mittelständische Betriebe, deren IT-Systeme häufig fragmentiert und historisch gewachsen sind, können hiervon entscheidend profitieren. Doch was genau steckt hinter dieser Innovation und was bedeutet sie tatsächlich für Unternehmen?

Mit der SAP Business Data Cloud steht erstmals nicht mehr das ERP-System im Mittelpunkt, sondern die Daten selbst. Diese Neuausrichtung markiert einen Paradigmenwechsel: Zukünftig wird sich der unternehmerische Erfolg nicht mehr primär über Funktionen, sondern über die Fähigkeit zur intelligenten Datennutzung entscheiden.

Vom Datenchaos zur echten Wertschöpfung

Ein häufiges Missverständnis beim Einsatz von KI ist, dass vor allem Algorithmen, neuronale Netze oder komplexe Modelle den Erfolg oder Misserfolg bestimmen. Tatsächlich ist die entscheidende Voraussetzung deutlich grundlegender: die Qualität und die Verfügbarkeit der Daten. 

Viele Mittelständler kennen das Problem: Kundendaten im CRM, Produktionszahlen im ERP, Maschinendaten in separaten Systemen und das alles bereitgestellt von verschiedenen Anbietern – die Unternehmensdaten sind verteilt, inkonsistent und schwer zugänglich. Das führt zu Datensilos, redundanten Schnittstellen und zeitaufwendiger manueller Datenauswertung. Häufig fehlen zudem die Ressourcen oder das notwendige Know-how, um das volle Potenzial der Daten zu nutzen und daraus geschäftsrelevante Erkenntnisse zu gewinnen.

Unter diesen Bedingungen scheitern viele KI-Initiativen bereits im Ansatz. Ohne verlässliche, konsistente und semantisch harmonisierte Daten können KI-Anwendungen ihr Potential nicht entfalten und liefern bestenfalls mittelmäßige, schlimmstenfalls falsche Ergebnisse.

Genau hier setzt die SAP Business Data Cloud an: Statt isolierte Datenquellen manuell zu verknüpfen, werden Informationen aus unterschiedlichen Anwendungen, sowohl SAP-intern als auch extern, in einer einheitlichen Plattform zusammengeführt. Für Unternehmen entfällt der erhebliche Zeit- und Kostenaufwand für Datensynchronisierung und -integration. Stattdessen stehen harmonisierte Daten nahezu in Echtzeit für fundierte Entscheidungen und automatisierte Prozesse zur Verfügung. Besonders relevant ist die technologische Öffnung der Plattform für Non-SAP-Systeme – ein zentraler Schritt für systemübergreifende KI-Szenarien.

Warum die Datenbasis über den KI-Erfolg entscheidet

In der Praxis zeigt sich: Bereits mit standardisierten Lösungen, etwa in der Predictive Maintenance, der automatisierten Finanzplanung oder mit intelligenten KI-Agenten, lassen sich signifikante Effizienzgewinne erzielen. Genau hier liegt die Stärke der SAP-Lösung: Sie schafft die strukturellen Voraussetzungen, mit der auch kleinere Anwendungsfälle schnell Wirkung entfalten können – ohne aufwändige Vorprojekte oder monatelange Integrationsphasen.

SAP kennt die Syntax und Semantik der zugrundeliegenden Daten und ist so in der Lage, Unternehmen nicht nur eine offene KI-Toolbox für die eigenständige Anwendung von KI-Cases bereitzustellen, sondern auch vorkonfigurierte KI-Lösungen embedded anzubieten, welche bestehende SAP-Prozesse optimieren. Für Unternehmen bedeutet das: Sie können KI dort einsetzen, wo sie konkreten Nutzen bringt: direkt im Tagesgeschäft. Das senkt die Einstiegshürden, verkürzt die Time-to-Value erheblich und sorgt so auch für mehr Akzeptanz für den Einsatz von KI in den Unternehmen. Ein Gamechanger für den Mittelstand, in dem ein pragmatischer Zugang und greifbarer Mehrwert für den effizienten Einsatz von KI entscheidend ist.

Strategischer Nutzen statt Technologiedebatte

In Unternehmen kreist die Debatte rund um KI oft um technologische Details: neue Tools, neue Modelle, neue Plattformen. Doch die entscheidenden Fragen sind strategischer Natur:

  • Welches Ziel wollen wir mit dem Einsatz von KI erreichen?
  • Welche Prozesse wollen wir optimieren?
  • Wo liegt der größte Nutzen für unser Geschäft?
  • Welche Daten und Ressourcen brauchen wir dafür?

Eine tragfähige KI-Strategie beginnt nicht mit Technologie, sondern mit einer ehrlichen Analyse der Prozessreife, Datenqualität und unternehmerischen Zielsetzungen. Daraus lässt sich ableiten, welche Initiativen sinnvoll und skalierbar sind und welche nicht.

Die SAP Business Data Cloud schafft dafür die Basis: Sie verknüpft Daten aus verschiedenen Quellsystemen und stellt sie kontextbezogen und aktuell zur Verfügung. So entsteht ein zentrales Datenfundament, auf dem sich datengetriebene Steuerungsmodelle aufbauen lassen.

Das kann Entscheidungsprozesse deutlich verbessern: Absatzprognosen beruhen nicht mehr auf manuell gepflegten Excel-Tabellen. Die Produktionsplanung berücksichtigt verfügbare Kapazitäten, Bestände und Lieferzeiten. Auch Controlling und Personalplanung profitieren von bereichsübergreifender Transparenz.

Doch klar ist auch: Technologie allein liefert keine Strategie. Der eigentliche Wert entsteht erst, wenn Unternehmen definieren, wo datenbasierte Entscheidungen getroffen werden sollen, wie sie in Prozesse übersetzt werden, welche Kennzahlen dafür relevant sind und inwiefern sie auf die konkrete Wertschöpfung einzahlt. Nur wenn diese Logik mitgedacht wird, kann Technologie ihren strategischen Nutzen entfalten.

Externe Expertise als Erfolgsfaktor

So überzeugend das Konzept einer zentralen Datenplattform auch ist, für viele Mittelständler bleibt eine solche Neuausrichtung eine Herausforderung. Die Harmonisierung historisch gewachsener Systemlandschaften erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch strategisches Denken. 

Gerade kleine und mittlere Unternehmen stoßen hier schnell an personelle und fachliche Grenzen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, auf externe Partner mit entsprechender Expertise und Branchen-Know-how zurückzugreifen. Sie bringen nicht nur technologisches Fachwissen, sondern auch Erfahrung in der Entwicklung datengetriebener Geschäftsprozesse mit und helfen dabei, vorhandene Business Warehouse Strukturen zu modernisieren, Datenpotentiale zu heben und eine ganzheitliche Datenstrategie zu etablieren.  

Datenkompetenz als kulturelle Aufgabe

Technologie allein reicht nicht aus, um das Potential von KI auszuschöpfen. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit der Organisation, datenbasiert zu denken und zu handeln. Dafür braucht es eine gelebte Datenkultur, verankert und vorgelebt in der Führungsebene und verstanden von den Mitarbeitenden. 

Dabei geht es nicht nur um Tools und Trainings, sondern um ein neues Selbstverständnis: Daten sollten nicht länger als Nebenprodukt der Digitalisierung, sondern als zentrales strategisches Asset verstanden werden. Sie sind das Fundament unternehmerischer Entscheidungsfähigkeit und ihr Nutzen bemisst sich an ihrem Beitrag zur Wertschöpfung. 

Unternehmen, die frühzeitig eine datengetriebene Unternehmenskultur etablieren, steigern ihre Resilienz, verbessern ihre Entscheidungsqualität und verschaffen sich nachhaltige Wettbewerbsvorteile.

Handeln statt abwarten

Mit der Einführung der SAP Business Data Cloud geht ein echter Strategiewechsel einher: weg vom ERP-zentrierten Denken, hin zur unternehmensweiten Nutzung harmonisierter Daten. Die Plattform schafft die technische Grundlage, um fragmentierte Datenquellen zusammenzuführen, Prozesse integriert zu steuern und datenbasierte Anwendungen, einschließlich KI, auf eine stabile Basis zu stellen.

Für Unternehmen heißt das: Die technologischen Voraussetzungen sind geschaffen. Was jetzt zählt, ist eine klare strategische Ausrichtung. Wer seine Datenarchitektur modernisiert, erste Anwendungsfälle priorisiert und in der Organisation verankert, legt den Grundstein für messbare Effizienzgewinne und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.

Gerade für mittelständische Unternehmen ist jetzt der richtige Zeitpunkt zu handeln, bevor andere den Standard setzen.

*Der Autor Michael Zitz ist CEO der All for One Group.


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