So vergeigt man die Übernahme einer Alt-Software​

Wenn ein IT-Dienstleister die Betreuung einer Legacy-Software übernimmt, kann er so einiges falsch machen. Avision zeigt auf, wie er die Übernahme zuverlässig in den Sand setzt.​ [...]

Nadine Riederer, CEO von Avision. (c) Avision
Nadine Riederer, CEO von Avision. (c) Avision

Oft übergeben Unternehmen die Betreuung einer Legacy-Software an einen IT-Dienstleister, damit sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, während der Dienstleister die Wartung, Sicherheit und Modernisierung der Software übernimmt. Manchmal übergeben sie die Betreuung aber auch von einem Dienstleister an einen anderen, weil der bisherige den Vertrag nicht mehr weiterführen möchte oder sie mit ihm unzufrieden sind.

So oder so: Wenn ein IT-Dienstleister die Betreuung einer Alt-Software übernimmt, kann er einiges falsch machen. Avision zeigt auf, was er unbedingt tun sollte, wenn er die Übernahme zum Scheitern bringen will.

  1. Ein Knowhow-Monopol aufbauen. Eine einzige Person arbeitet sich in das neue System ein und macht das auch sehr gut. Sie ist klug und erfahren, kommt schnell voran und muss sich mit niemandem austauschen. Dass sich dann sonst keiner mit dem System auskennt, macht nichts. Die Person wird ja schließlich ewig hier arbeiten.
  2. Auf Fachexperten verzichten. Auch der Informationsaustausch mit Fachexperten ist überbewertet und kostet unnötig viel Zeit. Deshalb besser darauf verzichten. Sonst würde man ja am Ende dieselbe Sprache sprechen wie sie.
  3. Die Rahmenbedingungen ignorieren. Man konzentriert sich voll und ganz auf die Programmierung der Software. Wie ist das System aufgesetzt? Wie funktioniert das Deployment? Solche Rahmenbedingungen lassen sich getrost ignorieren. Dann kann man zwar Fehler fixen, die Fixes aber nicht ausrollen.
  4. Auf Test-Know-how pfeifen. Der IT-Dienstleister setzt ein komplett neues Testsystem auf und greift nicht auf bereits bestehende Systeme zurück. Dadurch geht ja auch nur das Know-how verloren, das in der Vergangenheit in die Testfälle und -systeme eingeflossen ist. Oder der Dienstleister verwendet gar kein Testsystem. Das geht natürlich auch.
  5. Den Produktivbetrieb links liegenlassen. Warum sollte man sich die Anwendung in der Produktion ansehen? Dann könnte man zwar besser programmieren und die Akzeptanz der Nutzer gewinnen, aber was soll’s: Die werden schon mit dem zurechtkommen, was man da so zusammenprogrammiert.
  6. Trödeln. Am besten wartet man, bis alle Informationen vollständig sind, bevor man richtig startet. Dann wird die eigentliche Transitionsphase schön knapp. Sich in eine neue Software einzuarbeiten und ihren Betrieb zu übernehmen – das muss doch in zwei Wochen zu schaffen sein!
  7. Hilfe vom Alt-Dienstleister ablehnen. Wir haben den Auftrag erhalten, das heißt doch, dass wir besser sind. Da fragen wir doch nicht den alten Dienstleister um Rat. Auch wenn er sich mit der Software besser auskennt als wir, sie lange Jahre betreut oder sie vielleicht sogar selbst entwickelt hat.

Wissensmonopole aufbauen, sich nicht mit dem Produktivbetrieb der Software vertraut machen oder zu stolz sein, um Hilfe vom Vorgänger anzunehmen: Solche Fehler sollten IT-Dienstleister tunlichst vermeiden. Sonst steht bald die nächste Übernahme an – und zwar durch einen anderen Dienstleister.

*Nadine Riederer ist CEO von Avision.


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