Der Europäische Tag der Sprachen jährt sich am 26. September zum 20. Mal. Während Sprachen in der Linguistik nicht nur der Verständigung dienen, sondern auch Vielfalt bedeuten, steht im Bereich des Elektronischen Datenaustausches (EDI) bei gemeinsamen „EDI-Sprachen“ die Optimierung der Supply Chain im Zentrum. EDITEL-Geschäftsführer Gerd Marlovits erklärt im Gastkommentar die Vorteile von EDI für Unternehmen. [...]
Mittels EDIFACT beispielsweise können Lieferanten und ihre Geschäftskunden nicht nur in Österreich Rechnungen und andere Geschäftsdokumente automatisiert austauschen, sondern weltweit.
Angenommen ein Produzent von Obst, Gemüse oder anderen Konsumgütern möchte seine Waren künftig über die großen Handelsunternehmen verkaufen. Bevor dies geschehen kann, ist in der Regel eine Teilnahme am Elektronischen Datenaustausch (EDI) notwendig. Konkret werden die Händler den Hersteller dazu anhalten, mit ihnen Geschäftsdokumente wie etwa Bestellungen, Lieferavis oder Rechnungen elektronisch in bestimmten EDI-Standards auszutauschen. Bekannte Standards sind zum Beispiel EDIFACT, EANCOM oder GS1 XML. Es sind fast immer dieselben „Sprachen“, in denen die einzelnen Händler auch mit ihren anderen Geschäftspartnern kommunizieren und die weltweit verstanden werden.
So gesehen, passt das Thema gut zum Europäischen Tag der Sprachen, der 2001 das erste Mal begangen wurde und sich in diesem Jahr daher bereits zum 20. Mal jährt. Die „EDI-Sprache“ EDIFACT ist genau genommen noch deutlich älter, denn sie hat bereits 1987 ihren internationalen Siegeszug angetreten. Damals hatte die UNO diesen branchenübergreifenden ISO-Standard veröffentlicht, der seither von jedem Unternehmen auf der Welt genutzt werden kann. Bereits Mitte der 90er-Jahre gab es über 100 Nachrichtenarten und heute sind es sogar schon 198.
Unter einer „Nachricht“ versteht man in der „EDI-Sprache“ zum Beispiel Bestellungen, Lieferscheine oder Rechnungen. Um mit anderen Unternehmen Daten elektronisch auszutauschen, benötigt man ein Warenwirtschaftssystem bzw. ein ERP-System. Von welchen Herstellern diese stammen, ist eher nebensächlich. Bekannte Anbieter sind zum Beispiel SAP, Oracle, SAGE, Microsoft Dynamics, BMD oder Mesonic.
Diese ERP-Systeme sind allerdings nicht von Haus aus in der Lage, mit den ERP-Systemen von Geschäftspartnern digital über Schnittstellen zu kommunizieren. Sie sprechen sozusagen unterschiedliche Sprachen. Über die EDI-Plattform eXite ist es dann möglich, die Schnittstellen der Systeme gleichzuschalten und somit die Daten nahtlos zwischen den Endgeräten (Machine-to-Machine) auszutauschen bzw. zu integrieren.
Während sich die Verbreitung menschlicher Sprachen eher an Landesgrenzen orientiert, trifft dies für „EDI-Sprachen“ tendenziell auf Branchen zu. Sei es EANCOM für die Konsumgüterbranche, ODETTE oder VDA für den Automobilsektor, oder EDITEX für die Textilindustrie. Das Prinzip ist immer gleich: Innerhalb eines Sektors hat man sich untereinander auf eine „Sprache“ verständigt und in dieser wird dann elektronisch kommuniziert.
Es liegt auf der Hand, dass im Sinne einer effizienten 360-Grad-Vernetzung sowohl gegenüber den Kunden als auch gegenüber den (Vor-)Lieferanten oder Dienstleistern ein und dieselbe Sprache (=Datenformat) verwendet werden sollte. Die Realität zeigt jedoch, dass die Standardisierung (noch) nicht überall so weit vorangeschritten ist. Ein professioneller Partner kann enorm dabei helfen, unternehmensübergreifende Prozesse zu digitalisieren und zwischen den jeweiligen „Sprachen“ zu übersetzen.
Wenn man als internationaler EDI-Dienstleister zum Tag der Sprachen einen Wunsch frei hätte, stünde aber noch ein anderes Anliegen oben auf der Agenda. In Europa tauschen nämlich nicht nur unzählige Unternehmen im B2B-Bereich untereinander Rechnungen elektronisch aus. Viele Unternehmen machen dies auch schon mit ihren Auftraggebern aus dem öffentlichen Sektor (B2G). Hier wäre eine stärkere Vereinheitlichung der Datenaustauschstandards durchaus zu begrüßen. Bei deutschen Behörden müssen die Rechnungen nämlich derzeit im Format XRechnung eingebracht werden, in Italien ist FatturaPA vorgeschrieben, in der Schweiz ZUGFeRCH, in Ungarn das System NAV und in Österreich ebInterface.
So begrüßenswert die Sprachenvielfallt in Europa im Bereich der Linguistik auch sein mag, im Wirtschaftsleben ist weniger manchmal auch mehr. Umso wichtiger ist es, international agierenden EDI-Nutzern alle Anbindungen und Konvertierungen aus einer Hand zu bieten. Damit Sprachbarrieren in dieser Hinsicht am Tag der Sprachen kein Thema mehr sind.
*Gerd Marlovits ist Geschäftsführer beim internationalen EDI-Dienstleister EDITEL. Das Wiener Unternehmen ist spezialisiert auf die Optimierung von Supply Chain Prozessen unterschiedlichster Unternehmen und Branchen.
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