Durch Automatisierung sind Service Provider in der Lage, viele interne Prozesse zu optimieren. Verfolgen sie dabei einen ganzheitlichen Ansatz, können sie auch ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit stärken. [...]
Ein wachsender Kundenstamm und der steigende Bedarf nach neuen digitalen Diensten machen die Geschäftsmodelle von Service-Providern seit Jahren komplexer. Darüber hinaus müssen sie effektive Lösungen finden, um ihre Betriebskosten zu rationalisieren und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Automatisierung – das heißt der Einsatz von Software, um menschliche Interaktionen bei der Verwaltung und Adaptierung von IT- und Netzwerkinfrastruktur zu ersetzen oder zu reduzieren – spielt eine wichtige Rolle, um die Effizienz zu erhöhen, die steigende Netzwerk-Komplexität zu bewältigen und neueste technologische Innovationen zu nutzen. Eine sorgfältig umgesetzte Automatisierung ermöglicht es Service-Providern, den Aufwand für Technologie- und Entwicklungsteams durch repetitive händische Aufgaben zu reduzieren und so eine schnellere Entscheidungsfindung, eine verbesserte Kontrolle und Compliance sowie eine höhere Prozesseffizienz zu erreichen, die zu Kostensenkungen führt.
Sich dabei einzig auf bereichsspezifische Netzwerkkonfigurationen und Dienstbereitstellungen zu fokussieren, reicht jedoch nicht länger aus. Unternehmen müssen die Automatisierung über die Grenzen ihrer Organisation hinweg ausweiten, weg von aufgabenbasierten Aktionen hin zu einem ganzheitlichen Ansatz. Dazu gehört die nahtlose Automatisierung der gesamten Infrastruktur, des Netzwerks und der Geschäftsanwendungen.
Vorteile einer ganzheitlichen Automation
Der Marktforscher Gartner hat kürzlich den Begriff der „Hyperautomatisierung“ geprägt. Damit ist die schnelle Automatisierung möglichst vieler Geschäfts- und IT-Prozesse gemeint, um Skaleneffekte zu erzielen und die betriebliche Effizienz zu verbessern. Die IT-Automatisierung ist dafür ein zentraler Pfeiler. Denn ein deklarativer, softwarebasierter GitOps-Ansatz zur Automatisierung kann in der Organisationsstruktur eines Service Providers großen Mehrwert erzeugen – einschließlich Verbesserungen bei der Effizienz, Sicherheit, Geschwindigkeit, Agilität und Wettbewerbsfähigkeit im gesamten Geschäftsbetrieb. In der Folge können Entwicklungs-, Betriebs- und Sicherheitsteams produktiver arbeiten. Zudem lassen sich Fehler vermeiden, die bei Aufgaben wie der Überwachung und Rückmeldung von Legacy-Systemen, Cloud-Diensten und KI-Modellen auftreten können.
Was sind also die Schlüsselbereiche, die Dienstleister für eine erfolgreiche unternehmensweite Automatisierungsstrategie berücksichtigen müssen?
- Voraussetzungen für eine automatisierte Infrastruktur schaffen
Im ersten Schritt müssen IT-Dienstleister ein dynamisches, softwaregestütztes Modell implementieren. Dadurch lassen sich kontinuierlich Innovationen umsetzen, da Anwendungen schnell bereitgestellt und über ein konsistentes und zuverlässiges Lebenszyklusmanagement gesteuert werden können. Anstelle von händisch durchgeführten Prozessen wird die Infrastruktur mittels Softwareanweisungen und Open-Source-Tools operationalisiert. Dadurch kann jeder Bereich des betrieblichen Ablaufs automatisiert werden.
Hilfreich für diese Umstellung ist Zero-Touch-Provisioning (ZTP). Es ermöglicht die automatisierte Konfiguration und Verwaltung der Infrastruktur, ohne dass physisch mit Geräten interagiert werden muss. Eine Lösung, die insbesondere dann von Nutzen ist, wenn es darum geht, den Umfang und die Komplexität der sich entwickelnden Netzwerkinfrastruktur zu bewältigen – zum Beispiel die Anforderungen an Bandbreite, Umfang und Latenz von 5G und Funkzugangsnetzen (Radio Access Networks, RAN).
ZTP erhöht die Häufigkeit und Zuverlässigkeit der Netzwerkbereitstellung, vereinfacht den Prozess und macht ihn schneller und sicherer skalierbar. So können Dienstleister weitere Vorteile in den Bereichen Infrastruktur, Netzwerk, Cloud, Edge und Geschäftsanwendungen für sich erschließen.
- Sicherheit als Grundprinzip in allen Systemen einbetten
Sicherheit muss als Grundprinzip in jedes System eingebettet sein, sie darf kein Add-on sein. Deshalb ist es wichtig, dass der Automatisierungsprozess selbst so aufgebaut ist, dass er Risiken minimiert. Sicherheitslösungen müssen bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Entwicklungsprozess implementiert werden – und das optimalerweise über die gesamte Infrastruktur und Anwendung hinweg und während des gesamten Software-Lebenszyklus. Die Integration von Sicherheitsanforderungen in die Entwicklungsabläufe (DevSecOps) ist für eine durchgängige Sicherheit der Automatisierung von grundlegender Bedeutung.
Gleichzeitig kann die Automatisierung einen Zero-Trust-Ansatz der Sicherheit unterstützen. Das bedeutet, dass alle internen und externen Akteure autorisiert und kontinuierlich überprüft werden müssen, bevor sie Zugriff auf irgendetwas innerhalb des Netzwerks erhalten. Ein Zero-Trust-Prozess beginnt damit, dass alle Systeme abgeschaltet werden. Dann können das Netzwerk, die Infrastruktur und die Anwendungen auf der Grundlage von Unternehmensrichtlinien für authentifizierte Benutzer geöffnet werden. Die Automatisierung kann hier die Umsetzung der Richtlinie unterstützen, indem sie Zugriffsfreigaben für verifizierte Mitarbeiter managed und das Risiko menschlicher Fehler verringert. Dafür müssen die Schwachstellen im Netzwerk identifiziert und unterschiedliche Personen und ihre Zugriffsrechte definiert werden.
Der Einsatz von ZTP in Verbindung mit einer Zero-Trust-Praxis ermöglicht es Service-Providern, Software- und Netzwerk-Upgrades automatisch und sicher über mehrere Standorte hinweg in großem Umfang bereitzustellen, ohne dass ein menschliches Eingreifen erforderlich ist. Eine Entwicklung, die mit herkömmlichen Bereitstellungsprozessen nur schwer zu erreichen ist.
- Automatisierung auf das gesamte Unternehmen ausweiten
Während die Bereitstellung von Konnektivitätsdiensten bei vielen Service-Providern bereits automatisiert erfolgt, muss dies jetzt auch auf der Anwendungsebene praktiziert werden, um die operative Seite des Kundengeschäfts zu verbessern. Dazu bedarf es eines ganzheitlichen Automatisierungsansatzes, der neben Netzwerk und Infrastruktur auch die dritte Ebene berücksichtigt: Geschäftsanwendungen.
Es geht darum, die Automatisierung in einem breiteren Rahmen auf Unternehmensangebote anzuwenden, sei es bei der Auftragsabwicklung, der Nutzung eines Dienstes oder der Extraktion von Daten aus einem System an einem bestimmten Unternehmensstandort. In vielen Fällen handeln Service Provider bereits so. Deshalb sollten sie sich im nächsten Schritt damit auseinandersetzen, wie die Automatisierung von Geschäftsanwendungen auf andere Organisationen übertragen werden kann.
In der Praxis könnte das beispielsweise durch ein Unternehmensportal zur Auswahl und Beantragung von Services realisiert werden, um die Bereitstellung von Infrastruktur, die damit verbundene Sicherheits- und Netzwerkkonfiguration und ihre Anwendungssoftware zu automatisieren. Wenn Unternehmen auf eine einzige Plattform setzen, die im gesamten Unternehmen einheitlich skaliert werden kann, lässt sich die Gesamteffizienz und -produktivität deutlich verbessern, da sie eine Team-übergreifende Zusammenarbeit ermöglicht. Eine integrierte Plattform mit Lifecycle-Support kann auch den Zeitaufwand für Verwaltung und Wartung verringern.
- KI-Automatisierung und ereignisgesteuerte Technologie weisen den Weg in die Zukunft
Künstliche Intelligenz bei der Automatisierung einzusetzen, ist ungefähr so, als würde man automatisierten Funktionen ein Gehirn geben. Denn KI-gestützte Erkenntnisse und vorausschauende, ereignisgesteuerte Maßnahmen sorgen für noch mehr Effizienz, Sicherheit und Ausfallsicherheit.
So kann KI zum Beispiel im Netzwerk die Automatisierung dabei unterstützen, den Optimierungsbedarf zu prognostizieren. Auf Basis solcher Prognosen und Bestandsdaten können Verbesserungen frühzeitig initiiert werden, um die Leistung und damit die Erfahrung der Endbenutzer zu verbessern. Wiederkehrende oder mühsame Aufgaben, die Zeit und Aufmerksamkeit von den Mitarbeitenden erfordern, lassen sich so schneller automatisieren. Die IT-Teams können sich dann auf wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren und ihre Fachkenntnisse zur Erfüllung der Geschäftsanforderungen einsetzen.
IT-Verantwortliche sollten Automatisierung schon heute priorisieren, um den Unternehmenserfolg der nächsten Jahre zu garantieren. Nur so wird sich trotz unsicherer Wirtschaftslage die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des eigenen Unternehmens aufrechterhalten und gleichzeitig die Geschäftskosten und Zeiteffizienz im Griff halten lassen. Anstatt sich auf einzelne Geschäftsbereiche zu konzentrieren, kann der Erfolg durch die Automatisierung des gesamten Unternehmens gesteigert werden, indem die Punkte zwischen Infrastruktur, Netzwerk, Enterprise Edge und kundenorientierten Geschäftsanwendungen verbunden werden. Auf diese Weise können Service Provider einen ganzheitlichen Ansatz zur Automatisierung verfolgen und diese nicht nur zur Kostensenkung, sondern auch zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen nutzen.
* Ian Hood ist Chief Strategist for Global Industries bei Red Hat.
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