Trend Richtung Cloud und Agilität darf Datenschutz nicht vernachlässigen

Spätestens seit Inkrafttreten der Covid-19-bedingten Kontakteinschränkungen ist das Interesse von Unternehmen an Cloud-basierten Kommunikationslösungen enorm gestiegen. [...]

Stefan Patzelt, Head of Innovations bei Ostertag DeTeWe. (c) Ostertag DeTeWe

Dabei geht es bei der Anbindung von Home-Office-Arbeitsplätzen nicht nur um klassische Telefonie-Anwendungen, vielmehr stehen die IT-Verantwortlichen auch vor der Herausforderung, adäquate Meeting- und Kollaborations-Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Wie sehen die Präferenzen der Unternehmen aus, welche Punkte sollte man bei der Recherche und Auswahl passender Anbieter berücksichtigen?

Bereits vor der Pandemie zog es viele Unternehmen in die Cloud

Unser Partner Mitel führte Ende 2019/Anfang 2020 eine europaweite Umfrage unter IT-Entscheidern verschiedener Branchen durch. Die Aussagen der 1.108 Befragten bestätigten bereits vor den globalen Lockdowns den allgemeinen Trend, bezüglich externer Erreichbarkeit, interner Kommunikation und Kollaboration sowie zur Steigerung der Agilität auf Cloud-basierte Lösungen zu setzen. Im Fokus standen neben der Agilität die Kosten der Migration sowie die intuitive Integration mobiler Kommunikationskanäle.

Sehr wichtig war den Umfrage-Teilnehmern aber auch die Flexibilität, den Anbieter bei Nichterfüllen der Erwartungen schnell und unkompliziert wechseln zu können. Die Bedeutung der Sicherheit schlug sich sehr prägnant durch die klare Bevorzugung von Private-Cloud-Angeboten nieder: 45 Prozent der Befragten präferieren Private-Cloud-Lösungen, 28 Prozent hybride Architekturen, nur 16 Prozent vertrauen der Public Cloud.

Hybride Arbeitsplätze keine reine Interimslösung mehr

Diese Überlegungen und Anstrengungen haben durch die Covid-19-Pandemie natürlich erheblich und flächendeckend an Priorität gewonnen. Nichtsdestotrotz sollte bei der Entscheidungsfindung nicht nur die Dringlichkeit, sondern auch ein integrativer und funktionsübergreifender Ansatz im Fokus stehen. Unabhängig davon, ob die Private Cloud auf speziell eingerichteten oder auf unternehmenseigenen Servern implementiert wird, müssen die ortsunabhängig tätigen Mitarbeiter unkompliziert und schnell alle Kommunikationskanäle bedienen können, die ihnen auch in den Geschäftsräumen zur Verfügung standen. Diese beschränken sich nicht auf reine Telefonie-Funktionalitäten, sondern beziehen Videokonferenz-Anwendungen mit ein, die zum Beispiel auch das Chatten sowie das Teilen von Dokumenten und Bildschirmen erlauben.

Nach der Einschätzung von Experten werden selbst nach dem kompletten Wegfall der Pandemie-Einschränkungen wohl 20 Prozent der bisher genutzten Bürokapazitäten in Deutschland dauerhaft verschwinden – aufgrund der klaren Vorteile hybrider Arbeitsplätze. Zahlreiche remote tätige Arbeitnehmer schätzen das flexiblere Arbeiten sowie den Wegfall der zeitintensiven und umweltbelastenden Hin- und Rückfahrten. Arbeitgeber sehen hingegen eher den Kostenfaktor und freuen sich, mit wesentlich kleineren Räumlichkeiten einen vergleichbaren Produktivitäts-Output zu erreichen. Voraussetzung ist allerdings eine sichere, DSGVO-konforme und leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur.

Privacy Shield ist hinfällig – weiterer Vertrauensverlust für US-Anbieter

Etliche IT-Verantwortlichen entschieden sich nach einer mehr oder weniger umfassenden Recherche für Videokonferenz-Lösungen aus den USA und richteten ihren „Telearbeitern“ zeitnah Zoom-, Teams- oder Skype-Zugänge ein. Für diese Anwendungen schienen vor allem die einfache Anwendung und die Tatsache zu sprechen, dass viele Mitarbeiter einige dieser Lösungen auch bereits privat nutzten. Bezüglich des Datenschutzes wähnte man sich auf der sicheren Seite, gewährleistete doch die „Privacy-Shield“-Vereinbarung zwischen der EU und den USA die DSGVO-Konformität.

Aber bereits Anfang Juli sorgte ein Kurztest der Berliner Datenschutzbehörde für erste Ernüchterung. Die aufgeführten Applikationen wurden mit „rot“ bewertet – ein Ausdruck der datenschutzrechtlichen Bedenken der Berliner Experten. Auf grün schaltete die BlnBDI-Ampel hingegen bei den Lösungen Tixeo Cloud, Big Blue Button, Wire und Jitsi. Am 16. Juli erklärte dann der EuGH das EU-US-Datenschutzschild (Privacy Shield) für ungültig. Dieses Urteil bescheinigt sämtlichen Anbietern, die ihren Sitz in den USA haben, einen unzureichenden Datenschutz.

Als Konsequenz müssen nun Unternehmen, die bisher auf deren Online-Telefonie- und Videoconferencing-Applikationen setzten, zügig nachbessern und sich im schlimmsten Fall nach neuen Dienstleistern umsehen, um dem drastischen Bußgeld-Risiko zu entgehen. Diese Suche wird nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen, da es bereits einige Anbieter gibt, die entweder aus vertrauenswürdigen Ländern stammen oder ihren Sitz direkt in Deutschland haben.

*Stefan Patzelt ist Head of Innovations bei Ostertag DeTeWe.


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