Urteil: Neue Smartphones müssen nicht sicher sein

Das Oberlandesgericht in Köln hat eine Klage von Verbraucherschützern zurückgewiesen. Inhalt: Elektronikmärkte verkaufen bewusst veraltete und unsichere Android-Smartphones, ohne Kunden auf die Risiken hinzuweisen. Das dürfen sie auch weiter tun. [...]

Elektronikmärkte verkaufen bewusst veraltete und unsichere Android-Smartphones, ohne Kunden auf die Risiken hinzuweisen. (c) pixabay

Die Klage vom Juli 2017 weckte Hoffnungen bei vielen Sicherheitsexperten, die schon lange vor Sicherheitslücken in vielen AndroidSmartphones warnen. Diese werden nämlich nicht mehr behoben und stellen deshalb ein Risiko für die persönlichen Daten von Nutzern dar. Verbraucherschützer wollten in einem Gerichtsurteil erwirken, dass Geräte mit einer veralteten AndroidVersion nur noch mit einem entsprechenden Hinweis verkauft werden dürfen, da sie gut dokumentierte und nicht behebbare Mängel bei der Sicherheit aufwiesen.

Mit dem Urteil hat das OLG Köln die Verantwortung also wieder einmal beim Verbraucher abgeladen und erteilt damit Händlern faktisch einen Freibrief, weiterhin Geräte zu verkaufen, denen selbst das BSI ‚eklatante Sicherheitsrisiken für die Nutzer‘ bescheinigt hat. Die Geräte sind also nach allen geltenden Maßstäben als unsicher zu betrachten.

Zudem sind Händler auch weiterhin nicht verpflichtet, die Käufer dieser Geräte auf die bestehenden Sicherheitslücken und die fehlenden Möglichkeiten zu einem Update hinzuweisen. In der Urteilsbegründung hieß es, dass es der Beklagten (gemeint ist die Unternehmensgruppe, die die fraglichen Elektronikmärkte betreibt) nicht zuzumuten sei, sich Informationen über sämtliche Sicherheitslücken zu verschaffen und entsprechende Tests für die betroffenen Modelle durchzuführen.

Dass gerade AndroidSmartphones ohnehin oft nur mit großer Verzögerung – wenn überhaupt – aktuelle Updates und Sicherheits-Patches erhalten, ist nichts Neues. Google unternimmt zwar Schritte in die richtige Richtung, aber dennoch sind noch immer Millionen unsicherer Geräte ohne Aussicht auf Updates unterwegs – und das wird auch noch eine Weile lang so bleiben.

Rückschritt für Sicherheit

Das Urteil bedeutet einen großen Rückschritt für die Sicherheit persönlicher Daten, den wir bei G DATA mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen. Letztlich nimmt das Urteil genau die Partei – den Verbraucher – in die Verantwortung, die insgesamt am wenigsten einschätzen kann, ob und inwiefern ein Gerät über ein ausreichend hohes Sicherheitsniveau verfügt. Gerade hier wären jedoch die Händler und auch die Hersteller gefragt, die zumindest auf die Risiken hinweisen könnten – so hätte ein potenzieller Käufer wenigstens die Möglichkeit einer Entscheidung.

*Tim Berghoff ist G DATA Security Evangelist.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*