V für Value: das fünfte ‚V‘ der Datenspeicherung

Volume, Velocity, Variety, Veracity. Im englischen IT-Sprachgebrauch haben sich die vier Vs der Datenspeicherung längst etabliert. Volumen, Geschwindigkeit, Vielfalt und Wahrhaftigkeit gilt es in Einklang zu bringen, um die Daten eines Unternehmens erfolgreich verwalten zu können. [...]

Neil Barton ist CTO bei WhereScape. (c) WhereScape
Neil Barton ist CTO bei WhereScape. (c) WhereScape

Herkömmliche Data-Warehouse-Infrastrukturen sind häufig nicht mehr in der Lage, die enormen Datenmengen, die Vielfalt der Datentypen, die Geschwindigkeit mit der Daten entstehen, ausgewertet und weiterverarbeitet werden sowie die Fehlerfreiheit von Daten zu managen. In Zeiten, in denen Daten für Unternehmen immer wertvoller werden, hat sich mittlerweile ein fünftes „V“ zum bestehenden Quartett dazugesellt: V für Value beschreibt den Wert der Daten für das Unternehmen.

Selbst nur die vier Vs der Datenspeicher in Unternehmen in Einklang zu bringen war für viele IT-Teams schon immer sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Flash ist beispielsweise zwar schnell (Velocity), kann aber kaum bei großem Volumen helfen. Und für verschiedene Datentypen, wie etwa Datei-, Block- oder Objektdaten (Variety) unterschiedliche Speicher anzuschaffen, sprengt schnell jedes Budget.

Das fünfte V (Value) stellt die IT jedes Unternehmen nun vor die zusätzliche Herausforderung die Daten nicht nur so effektiv wie möglich speichern zu müssen, sondern auch noch den Wert der Daten für das Unternehmen optimal nutzbar zu machen. Für CDOs ist dies bereits jetzt eine der wichtigsten und zeitaufwändigsten Aufgaben geworden. Die Facette den Wert von Daten für ein Unternehmen zu erhöhen, und damit zu monetarisieren, wird somit immer wichtiger und IT-Abteilungen suchen aktiv nach Methoden, die dabei helfen aus Daten Wert zu schaffen.

Data-Warehouse ist die zentrale Schaltstelle für Informationen im Unternehmen

Unabhängig von den genutzten Speichertechnologien und -orten ist das Data-Warehouse der zentrale Punkt, an dem alle Unternehmensdaten zusammenkommen. Im Data-Warehouse werden aus einem Berg von Rohdaten im besten Fall wertvolle Informationen, die anschließend vorteilhaft genutzt werden können. Daten helfen wichtige Entscheidungen zu treffen, und entsprechend sind die Erwartungen der Benutzer, was den potentiellen Mehrwert von Daten anbetrifft, in den letzten Jahren enorm gestiegen. In vielen Unternehmen führt dies bei den Benutzern jedoch zu Enttäuschung, da viele Data-Warehouses die Anforderungen aktuelle, nutzbare Daten zeitnah bereitzustellen oft nicht bieten können.

Benutzer wollen Erkenntnisse aus den Daten heute in Echtzeit, was viele Data-Warehouses nicht leisten können. Gleichzeitig wächst die Menge neu generierter Daten stetig: Social-Media-Daten, Sensor-Daten, IoT-Daten, Kundenkommunikation und hochauflösende Videodaten bringen nicht nur die Speichertechnologien an ihre Grenzen, sondern auch das Data-Warehouse und die für die Systeme zuständigen IT-Teams. Diese Teams waren es bisher gewohnt, das Data-Warehouse in lange andauernden Projektzyklen weiterzuentwickeln. Das Data-Warehouse ist seit jeher ein komplexes System, das man nicht mal so im Vorübergehen umbauen kann. Als ein Kernelement der Digitalen Transformation sind Unternehmen jedoch gezwungen ihre Data-Warehouses schneller zu modernisieren, um moderne Anforderungen zu erfüllen. Aufwändige Projektzyklen widersprechen einer schnellen und kontinuierlichen Transformation.

Automatisierung des Data-Warehouse hilft Time to Value zu verkürzen

In vielen Unternehmen stellt sich an diesem Punkt die Frage, wer denn für die Modernisierung des Data-Warehouse, und damit direkt auch für die Schaffung von Mehrwert aus Daten, zuständig sein soll. In den meisten Unternehmen liegt die Zuständigkeit hierfür in der meist noch frisch geschaffenen Stelle des CDO, also des Chief Digital Officer. Und eine der zentralen Aufgaben eines CDOs, ist es, die Zeitspanne zu verkürzen, bis Daten für Unternehmen einen greifbaren Wert darstellen. „Time to Value“ heißt die Forderung. Und das zu erreichen, kommt kein CDO um eine Prozessautomatisierung herum. Automatisierung bringt in vielen Bereichen der IT Vorteile.

Das gilt natürlich auch im Data-Warehouse, wo entsprechende Softwarelösungen das Fundament automatisierter Prozesse bilden. Die Data-Warehouse-Automation ist jedoch mehr als eine bloße Softwarelösung. Sie ist eine Philosophie, die das Unternehmen in seine Kultur durchaus einbinden muss um sie erfolgreich zu meistern. Mindestens genauso wichtig sind darüber hinaus ein starke Führung und transparente Prozesse.

Vier praktische Schritte für CDOs das Data-Warehouse erfolgreich zu automatisieren:

  1. Wissen, was tatsächlich benötigt wird
    Bevor CDOs Entscheidungen über die Zukunft der Data-Warehouse-Infrastruktur treffen, sollten sie sich im Klaren sein, was genau die spezifischen Herausforderungen sind. Insbesondere sollte man im Detail wissen, wozu die Benutzer die Daten benötigen um Entscheidungen zu treffen.
  2. Verstehen, was man bereits hat
    Die meisten Unternehmen verfügen bereits über ausgefeilte Datenmanagement-Tools, die als Teil ihrer Infrastruktur eingesetzt werden. Unternehmen, die bereits SQL Server, Oracle oder Teradata einsetzen, verfügen beispielsweise bereits über eine Reihe von Tools für das Datenmanagement und die Datenbewegung, die im Rahmen eines Projekts zur Data-Warehouse-Automation effektiv genutzt werden können. Bei diesem Inventurprozess sollten die CDOs sicherstellen, dass sie aktuellen und zukünftigen Kapazitätsanforderungen ihres Data-Warehouse berücksichtigt haben.
  3. Priorisieren, was zuerst automatisiert werden sollte
    Die Automatisierung eines Data Warehouse erfordert Ressourcen – und diese sind aufgrund strenger Budgets und konkurrierender Prioritäten oft knapp. Das bedeutet, dass CDOs genau darüber nachdenken müssen, was zuerst automatisiert werden sollte. Einige gute Beispiele dafür, wo Automatisierung ein kostengünstiger Schritt ist, könnten die manuelle Programmierung von SQL, das Schreiben von Skripten oder die manuelle Verwaltung von Metadaten sein.
  4. Mit Veränderungen rechnen
    Die Modernisierung und Automatisierung des Data Warehouse ist leider kein Projekt mit einem definierten Ziel, da sich das Data-Warehouse jedes Mal anpassen muss, wenn sich die Geschäftsanforderungen ändern oder neue Datenquellen entstehen. Entsprechend müssen CDOs ständig in der Lage sein, verschiedene Teile der Infrastruktur anzupassen. Um Störungen zu minimieren und den Übergang für Geschäftsanwender zu erleichtern, sollten CDOs bei der Modernisierung einen schrittweisen Ansatz mit einem festen Zeitplan wählen, und genau definieren, wann unterschiedliche Stufen der Modernisierung erfüllt werden.

Unternehmen, die den Wert ihrer Daten steigern möchten, sollten auf die Automatisierung ihres Data-Warehouse setzten. Dieser Wandel positioniert die IT-Abteilung so, dass sie zeitgemäße Technologien und neue Datenquellen leichter integrieren und flexibler agieren kann, wenn es die Geschäftsanforderungen erfordern. Ohne eine robuste Data-Warehouse-Automatisierung werden Unternehmen zukünftig kaum das „fünfte V“ der Datenspeicherung erreichen können.

*Neil Barton ist CTO bei WhereScape.


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