Vier Low-Code-Trends von denen Unternehmen 2021 profitieren können

Forrester prognostiziert, dass schon in diesem Jahr 75% aller Business-Softwareanwendungen auf Low-Code-Plattformen entstehen werden. Johan den Haan, CTO bei Low-Code-Anbieter Mendix, erklärt in seinem Gastkommentar, welche Trends Anwender der Low-Code-Technologie im Jahr 2021 erwarten können. [...]

Johan den Haan, CTO bei Mendix (c) Mendix
Johan den Haan, CTO bei Mendix (c) Mendix

Für die meisten Unternehmen steht das neue Jahr 2021 nach wie vor ganz im Zeichen der Herausforderungen der weltweiten Covid-19-Pandemie. Nun gilt es mehr denn je, die eigene digitale Transformation voranzutreiben, um optimal auf den pandemiebedingt gestiegenen Wettbewerbsdruck und neu aufkommende Geschäftsmodelle zu reagieren. Low-Code-Plattformen stellen hierfür agile Entwicklungsumgebungen zur Verfügung, mit Hilfe derer sowohl IT- als auch Fachbereichs-Experten per Drag & Drop aus vorgefertigten Code-Bausteinen in kurzer Zeit kollaborativ eigene Softwareanwendungen entwickeln können. In den vergangenen Jahren hat sich Low-Code so sukzessive zu einem der effektivsten Ansätze bei der Bereitstellung und Integration von Enterprise-Software entwickelt.

Auch Gartner prognostiziert, dass „bis 2024 75 Prozent aller Großkonzerne mindestens vier Low-Code-Entwicklungstools für Aktivitäten sowohl in der IT-Anwendungsentwicklung als auch im Citizen Development einsetzen werden“ (Gartner: Low-Code Development Technologies Evaluation Guide, Paul Vincent, Mark Driver, Jason Wong, 26 February 2019). Das von einigen Branchenbeobachtern bereits als „Year of Low-Code“ bezeichnete Jahr 2021 hat Mendix deshalb zum Anlass genommen, die eigenen Führungskräfte und Fachexperten zu den kommenden Low-Code-Entwicklungstrends zu befragen. Im Folgenden möchte ich vier Beispiele für aktuelle Entwicklungstrends der Low-Code-Technologie vorstellen:

1. Low-Code-Plattformen gehen über reine Anwendungsentwicklung hinaus

Abstraktion, Automatisierung und nahtlose Konnektivität gehörten in der Vergangenheit bereits zu den zentralen Funktionen von Enterprise-Low-Code. Neu in diesem Jahr wird sein, dass sich moderne Low-Code Plattformökosysteme über „All-in-One“-Funktionen erstmals auch auf eine Vielzahl angrenzender Technologien und Services erweitern lassen. Der Technologie-Stack von Unternehmen wird somit auch horizontal erweitert. Dank der integrierten Entwicklungsumgebung wird beispielsweise auch die Erstellung von Multi-Experience-Anwendungen weiter voranbringen und Unternehmen dabei helfen, ganzheitlich über Automatisierung als Grundlage der Arbeitsabläufe nachzudenken. 

Zudem wird es Low-Code ermöglichen, dass Citizen Developer noch stärker in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. Workflow-Editoren und Drag-and-Drop-Integration werden Anwender dazu befähigen, die Automatisierung und betriebliche Effizienz weiter voranzutreiben. Die Notwendigkeit, Aufgaben in einer bestimmten Reihenfolge durch Mitarbeiter im Unternehmen zu automatisieren, wurde bisher immer von den Bedürfnissen der einzelnen Abteilungen bestimmt. In diesem Jahr werden wir zunehmend sehen, dass Workflow-Enablement in die Struktur jeder maßgeschneiderten Anwendung eingebettet ist, die von Low-Code-Entwicklern erstellt wird.

2. Composable Enterprise ermöglicht es Branchen, Innovationen zu skalieren

Immer wieder zeigt sich, dass bei der Umsetzung der digitalen Transformation Zeit und Ressourcen für IT-Teams häufig nicht ausreichen, um Lösungen von Grund auf neu zu entwickeln. Bei Low-Code-Plattformen wird darum ein weiterer Trend erkennbar sein: Als Teil des Plattformökosystems etablieren sich „Marketplaces“, auf denen Anwender ihr branchenspezifisches Knowhow nutzen können, um digitale Funktionen beliebig zu kombinieren und zu modifizieren. Das Potenzial dieses „Composable Enterprise“ liegt in der Fähigkeit des Unternehmens, automatisierte und geprüfte Funktionalitäten wiederzuverwenden, um die Kosten drastisch zu senken und die Zeit bis zur Wertschöpfung zu skalieren.

3. Integration und Entwicklung sind zunehmend synonym

Ein weiterer, bereits erkennbarer Trend ist die zunehmende Verschmelzung der Softwarekategorien aPaaS (Application-Platform-as-a-Service) und iPaaS (Integration-Platform-as-a-Service). Ermöglicht wird dies durch die neu entstandenen kollaborativen Plattformen und digitale Hubs. Durch diese erhalten auch IT-unerfahrene Mitarbeiter der Fachbereiche („Citizen Developer“) einfachen Zugriff auf alle relevanten Prozessdaten. Diese Neuerung wird Fachanwender dazu befähigen, schnell intelligente Software-Verbesserungen in ihren eigenen Business-Bereichen auszurollen – genau dort, wo sie sich am besten auskennen. Die Kombination dieser Tools in einer kollaborativen Entwicklungsumgebung wird es Unternehmen zukünftig ermöglichen, diesen Mehrwert zu skalieren und digitale Innovation weiter voranzutreiben.

4. Low-Code erfüllt das Versprechen der Workflow-Automatisierung

Abschließend wird sich dieses Jahr verstärkt zeigen, dass Low-Code auch bei der Entwicklung von Anwendungen weiterer Trendtechnologien eine große Rolle spielen wird. Im Jahr 2021 wird die Fähigkeit von Augmented Reality, Informationen zu visualisieren, Schulungen und Beratungen zu ermöglichen und Remote Work in Form eines „digitalen Zwillings“ zu erleichtern. Aber auch die Teilnahme an Live-Entertainment und Retail-Erlebnissen wird sich weiterhin durch AR verändern. Bereits jetzt wird die KI-Technologie in vielen Wirtschaftssektoren eingesetzt, darunter in den Bereichen Finanzen, Gesundheitswesen, Verteidigung, Transport, Strafjustiz, Smart Cities und Stadtplanung. 

Wir werden exponentielles Wachstum bei eingebetteten KI-Tools zur Produktivitätssteigerung, für Analysen und Empfehlungen sehen. Die Öffentlichkeit ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass KI-gestützte Entscheidungsfindung in physischen Umgebungen stattfindet, sei es bei der Beantragung eines Kredits, beim Erhalt eines Strafzettels oder bei der Umleitung von Straßen in der Stadt, um Platz für Einsatzfahrzeuge zu schaffen. Gerade durch die Zeitersparnis und die Möglichkeit, Experten aus sämtlichen Fachabteilungen in die Anwendungsentwicklung mit einzubeziehen, wird Low-Code zu einem Katalysator für den Ausbau von Augmented Reality und Künstlicher Intelligenz in Unternehmen jeglicher Größe.

Ausblick

Low-Code als Technologie wird 2021 in zahlreichen weiteren Anwendungsgebieten Fuß fassen und für zunehmend mehr Bereiche eingesetzt werden. Dies führt einerseits zur Ausweitung des vorhandenen Entwicklerpotentials, indem im Zuge des Citizen-Development zunehmend Business-Experten in den Entwicklungsprozess von Anwendungen einbezogen werden und diesen sogar selbst steuern werden. Zum anderen wird sich Low-Code als Innovationstreiber erweisen, indem auch Technologien wie Augmented Reality oder KI wachsende Anwendungsbereiche für die Technologie darstellen.

*Johan den Haan ist CTO bei dem zum Siemens-Konzern gehörenden Low-Code-Anbieter Mendix.


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