Wackeliges EU-US Data Privacy Framework zwingt Unternehmen zum Handeln

Das Datenschutzabkommen zwischen den USA und der EU steht derzeit auf der Kippe. Nicht zum ersten Mal, denn schon die bisherige Regelung ist mehr als löchrig. Unternehmen in Europa müssen den Schutz der ihnen anvertrauten Daten jetzt ernster nehmen als je zuvor, findet Sridhar Iyengar, Managing Director von Zoho Europe. [...]

Auch wenn das EU-US Data Privacy Framework auf wackeligen Füßen stand, bot es den Unternehmen für etwa zwei Jahre zumindest eine gewisse Rechtssicherheit für den transatlantischen Datentransfer. (c) stock.adobe.com/PhotoSG

Das derzeit gültige EU-US Data Privacy Framework, wie es offiziell heißt, basiert auf einer sogenannten Executive Order des letzten US-Präsidenten Joe Biden. Ziel war es, ein angemessenes und vor allem rechtssicheres Schutzniveau für den Austausch personenbezogener Daten zwischen den USA und der EU zu schaffen. Zuvor hatte der Europäische Gerichtshof in mehreren Urteilen bereits die Abkommen Safe Harbor und Privacy Shield – die beiden Vorläufer des EU-US Data Privacy Framework – gekippt.

Nun ist das jahrelange Tauziehen um den transatlantischen Datentransfer wieder eröffnet: Unter der neuen US-Administration steht der Präsidialerlass ebenso in Frage wie das Privacy and Civil Liberties Oversight Board (PCLOB), das als zentrales Gremium für die Überwachung des Abkommens zuständig ist. Auch wenn das EU-US Data Privacy Framework auf wackeligen Füßen stand, bot es den Unternehmen für etwa zwei Jahre zumindest eine gewisse Rechtssicherheit für den transatlantischen Datentransfer.

Fällt das Datenschutzabkommen, hätte dies weitreichende Folgen für die gesamte digitale Infrastruktur. Die Rückkehr zu komplizierten Standardvertragsklauseln für die Übermittlung personenbezogener Daten in Nicht-EU-Länder ist möglich, sinnvoller und zielführender ist jedoch ein anderer Weg: Unternehmen sollten ihre IT-Partner in Bezug auf den Umgang mit Daten genau unter die Lupe nehmen.

Umfassende Analyse aller Datenströme

Der erste Schritt ist eine umfassende Analyse aller Datenströme, um überhaupt zu wissen, wo und wie das EU-US Data Privacy Framework bisher greift. Im zweiten Schritt sollten sich die Verantwortlichen überlegen, ob sie nicht auf europäische oder andere nicht-amerikanische IT-Dienstleister ausweichen können, um rechtliche Risiken zu minimieren. Generell sollten Unternehmen genau prüfen, welche Daten sie wirklich benötigen, um die User Experience ihrer Angebote zu verbessern. Oft sind es weniger als erwartet. Denn meist dienen blumige Cookie-Beschreibungen und hübsche Dark-Pattern-Designs nur dazu, die Nutzer in die Irre zu führen – und sie auszuspionieren. So oder so: Datenschutz sollte in die DNA der Unternehmen eingehen. Schließlich geht es um die Privatsphäre der Nutzer und Kunden – und die sollte jedem Unternehmen heilig sein.

Die aktuellen Unsicherheiten rund um das Data Privacy Framework sind jedenfalls ein deutlicher Weckruf: Staatliche Regulierungen und internationale Abkommen sind nur eine Seite der Medaille, die andere ist die Verantwortung der Unternehmen und vor allem auch der IT-Dienstleister. Letztere müssen durch technologische Innovationen und transparente Geschäftspraktiken einen Datenschutz realisieren, der auch jenseits politischer Windböen Bestand hat. Denn eines muss klar sein: Datenschutz ist nicht verhandelbar, sondern bildet die Grundlage für eine vertrauensvolle Kundenbindung und sollte daher ein elementarer Pfeiler jeder Unternehmensstrategie sein.

* Sridhar Iyengar ist Managing Director von Zoho Europe.


Mehr Artikel

Michael Maier, Director Austria iteratec (c) iteratec
Kommentar

KI-Transformation in Unternehmen – Eine Revolution in fünf Schritten 

Wie weit wird die Evolution der Künstlichen Intelligenz gehen und wie wird sie sich auf Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes auswirken? Was für Privatpersonen interessante Fragen sind, sind für Unternehmer existenzielle Themen, schließlich müssen diese wirtschaftlich gegenüber Konkurrenten bestehen, von denen viele bereits an einer effektiven Nutzung von KI arbeiten. […]

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*