Wann sich der Einsatz einer serviceorientierten Middleware lohnt und wann nicht

Ohne Vernetzung kommt heute kein Unternehmensbereich mehr aus. Während die einen auf starre Schnittstellen setzen, schwören andere auf den Einsatz von Integrationsplattformen. Der ERP-Hersteller proALPHA hat verschiedene Einsatzfelder bewertet. [...]

Kein Unternehmen kann es sich noch leisten, eine Ansammlung isolierter Anwendungen zu betreiben. (c) pixabay
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Automatisierung, Vernetzung, Digitalisierung: Wie auch immer die Bezeichnung lautet. Kein Unternehmen kann es sich noch leisten, eine Ansammlung isolierter Anwendungen zu betreiben. Zu groß ist der Druck, kundenorientiert und effizient zu arbeiten und so steht die Frage nach dem idealen Weg zum Datenaustausch im Raum.

Dabei stehen zwei fundamental unterschiedliche Ansätze zur Disposition: Schnittstelle oder Integrationsplattform. Bei ersterem wird zwischen jedem Anwendungspaar eine direkte – allerdings vielfach starre – Eins-zu-Eins-Verbindung geschaffen. Eine beliebte, weil schnelle, einfache Lösung. Beim Einsatz einer Integrationsplattform hingegen wird eine Middleware etabliert. Auf einem sogenannten Enterprise Service Bus (ESB) stellen die angebundenen IT-Systeme ihre Daten zum Austausch bereit. Im Gegenzug holt sich jedes System wiederum die Daten, die es benötigt. Der ESB ist dabei nicht nur Datenjongleur, sondern auch Übersetzer, der selbst mit fehlerhaften Daten umgehen kann. Denn er transformiert die Formate der Daten so, wie sie ein Zielsystem benötigt. Für solche Integrationsplattformen gibt es zahlreiche lohnende Einsatzfelder:

  • In der Supply Chain: Nur noch die wenigsten Unternehmen fertigen alle Komponenten ihrer Produkte selbst. Damit die Produktivitätsgewinne einer Spezialisierung auch greifen, müssen Prozesse mit Lieferpartnern genauso nahtlos laufen wie die unternehmensinternen. Systembrüche entlang der vertikalen Supply Chain wirken wie ein Bremsklotz. Integrationsplattformen helfen, angrenzende Technologien lückenlos zu vernetzen.
  • In der Logistik: Lagerverwaltung, Intralogistik, Versand und Zollabwicklung: In diesen operativen Bereichen arbeiten viele Unternehmen mit Spezialanwendungen. Für nahtlose Material- und Warenflüsse müssen diese mit dem ERP-System Hand in Hand arbeiten. Um manuelle Doppeleingaben zu vermeiden, lohnt hier der Einsatz einer Integrationsplattform. Denn sie standardisiert die Daten und stellt diese unmittelbar den anderen Anwendungen bereit.
  • In der Fertigung: Daten aus der Produktion werden in zahlreichen anderen Arbeitsschritten benötigt, etwa in der Qualitätssicherung. Hier ist häufig Spezialsoftware im Einsatz. Anstelle einer eigens programmierten Schnittstelle lässt sich auch diese mittels ESB anbinden. Alle nötigen Teilestammdaten werden dann über diese Datendrehscheibe einfach repliziert, also verteilt. Denn die Teilestammdaten sind vielfach der eindeutige Schlüssel, über den alle Beteiligten wissen, dass sie über dasselbe reden.
  • In der Smart Factory: Viele der inzwischen gängigen Industrie 4.0-Szenarien basieren auf Sensor- und Maschinendaten. Sie vernetzen Werkstücke, Maschinen und Produktionssysteme. Eine Integrationsplattform verknüpft nicht nur alle modernen Systeme. Sie schlägt auch dort Brücken, wo es älteren Anlagen noch an geeigneten Anschlussmöglichkeiten fehlt. So gelangen Fertigungsbefehle aus der Produktionsplanung des ERP-Systems direkt zu einer Maschine. Im Gegenzug stellt diese Statusinformationen direkt vom Shopfloor für die Produktionsüberwachung und nachfolgende Arbeitsschritte bereit. Das ERP übernimmt in der Smarten Fabrik die Aufgabe einer Steuerungszentrale für die gesamte Produktion.
  • International: Wer im Ausland produziert, unterhält in der Regel mehrere Mandanten eines oder mehrerer ERP-Systeme. Die Pflege einheitlicher Stammdaten und der Zugriff auf Zeichnungen oder Stücklisten gestaltet sich da schwierig, Stichwort: Mastermandantenkonzept. Eine Integrationsplattform ermöglicht einen durchgängigen Daten- und Belegaustausch zwischen den Auslandstöchtern und der Zentrale. Ein möglicher Hebel, um die Kosten für die Wartung von Schnittstellen und andere Integrationsmaßnahmen zu senken.
  • Im E-Commerce: Kunde und Lieferant nutzen selten dasselbe IT-System. Und selbst wenn, sind die Systeme nie identisch konfiguriert oder auf dem gleichen Release-Stand. In der Auftragsannahme müssen Bestellinformationen daher stets neu eingegeben werden. Eine Integrationsplattform agiert hier wie ein Dolmetscher: Sie leitet nicht nur die Order aus dem Kundensystem an das ERP des Lieferanten weiter. Wer will, kann seinen Kunden über diesen Weg auch Einsicht in den Lagerbestand gewähren. Technische Großhändler profitieren davon ebenso wie Zulieferbetriebe für die Industrie.
  • Bei der Konsolidierung im Rechnungswesen: Ein Mittelständler wird schneller zum Konzern als oft vermutet. Da genügt schon eine Niederlassung im Ausland. Um die jeweiligen Rechnungslegungen zu konsolidieren, reichen für viele Unternehmen Basisfunktionen aus. Wenn es aber komplexer wird, ist Spezialsoftware gefragt. Anstatt Daten aufwendig über eine Schnittstelle zu schieben, ist es effizienter, die Datenbereitstellung zu automatisieren und der Konsolidierungslösung quasi direkten Zugriff auf die aktuellsten Geschäftszahlen zu gewähren.

Einsatz mit Augenmaß

Bei allen Vorteilen, die ein Enterprise Service Bus bietet: Das Einrichten einer serviceorientierten Architektur ist aufwendiger als die Programmierung einer einzelnen Schnittstelle und benötigt anderes Wissen. Geht es um einen punktuellen Austausch von Informationen zwischen stabilen Systemen kann eine einfache Schnittstelle ausreichend sein. Werden Daten jedoch zwischen verschiedenen Anwendungen ausgetauscht, möglicherweise in unterschiedlicher Form, ist ein ESB das Mittel der Wahl. Es gilt, die eigenen Anforderungen genau zu betrachten und dann die individuell richtige Entscheidung zu treffen.


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