Dank Homeoffice, Fernunterricht und dergleichen ist der Bedarf an Bandbreite explodiert, weiß Gerhard Kesting, Senior Key Account Manager bei CommScope. Jedoch bewältigen einige Märkte in Europa diese Anforderungen besser als andere. [...]
Corona hat die Netzwerke der Service Provider vor eine noch nie dagewesene Herausforderung gestellt. Aufgrund von Homeoffice, Fernunterricht und generell mehr digitalen Aktivitäten zuhause ist der Bedarf an Bandbreite geradezu explodiert. Einige Märkte in Europa konnten diese Anforderungen besser bewältigen als andere.
Angesichts der ehrgeizigen Ausbauziele der Europäischen Kommission für ihre Mitgliedsstaaten – unter anderem der Zugang zu Bandbreitenangeboten mit mindestens 100 Mbps für alle europäischen Haushalte bis 2025 – stehen die Betreiber vor der Herausforderung, ihre Ausbaupläne auch während der Pandemie fortzusetzen.
Laut den neuesten Marktzahlen, die IDATE für das FTTH Council Europe erstellt hat (Stand: September 2019), beträgt die FTTH-/FTTB-Abdeckung (Fibre to the Home/Fibre to the Building) in 39 Mitgliedsstaaten fast 50 Prozent. Die Länder mit der höchsten Versorgungsdichte sind Island (65,9 Prozent), Weißrussland (62,8 Prozent), Schweden (56,8 Prozent), Spanien (54,3 Prozent) und Lettland (53,9 Prozent), gefolgt von Großbritannien, Deutschland und Italien.
Aufgrund verschiedener staatlicher Investitionen in der gesamten Region zur Bewältigung langjähriger Probleme wie dem „Digital Divide“ gehören Deutschland, Großbritannien und Belgien zu den fünf am schnellsten wachsenden Ländern, gemessen an der Zahl der verlegten Glasfaserleitungen pro Wohnhaus bzw. Gebäude – und dieses Wachstum zeigt kaum Anzeichen einer Verlangsamung.
Im Vergleich zu 2019 wird für Deutschland bis 2026 ein Wachstum der Haushalte mit FTTH-/FTTB-Abdeckung von 730 Prozent erwartet. Damit läge Deutschland bei der Anzahl der erschlossenen Haushalte auf Rang zwei hinter Russland. Weltweit wird die FTTH/B-Nutzungsrate im Jahr 2026 auf 73,3 Prozent geschätzt, im Vergleich zu 43,3 Prozent im Jahr 2019.
Herausforderungen beim Glasfaserausbau
Die Installation der Glasfasernetze ist sehr komplex und erfordert spezielle Fähigkeiten. Netzwerkbetreiber sind auch auf ihre Lieferketten angewiesen, um die Herausforderungen der Installation zu bewältigen, ihre Zielsetzungen festzulegen und ein Erfolgskonzept zu erarbeiten. Die Betreiber benötigen hier zuverlässige Partner. Nur so können sie sicher sein, dass ihre Investitionen in Design-, Bau- und Qualitätslösungen für das Netzwerk die Ansprüche der Endbenutzer langfristig, also mindestens 10 bis 15 Jahre, erfüllen.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um FTTx-Netze zu realisieren, die den Anforderungen der sehr nahen Zukunft gerecht werden. Um jedoch langfristig die beste und profitabelste Lösung zu finden, ist ein tiefes Verständnis einer Vielzahl von Parametern und Zielen sowie der Einsatz der richtigen Tools erforderlich. Entscheidende Voraussetzung hierfür ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen dem Betreiber und seinen Lieferanten.
Ein Entscheidungsbaum, der die Netzentwickler durch die verschiedenen Schritte und Entscheidungen bei der Netzplanung führt, kann zur Reduzierung von Komplexität beitragen. Durch konkrete Netzwerkdiagramme und Anwendungsempfehlungen hilft dieser Prozess den Ingenieuren, schnell die beste Netzwerkdesign-Topologie zu identifizieren und die Ziele für jedes Projekt zu optimieren.
Etablierte und alternative Netzwerke bündeln ihre Kräfte
Wie bereits erwähnt, hat der Bedarf an FTTx ein ganz neues Niveau erreicht. Die etablierten Anbieter sind daher auch Vereinbarungen mit alternativen Netzbetreibern – auch bekannt als Other Licensed Operators (OLOs) – eingegangen, um direkte Hausanschlüsse bereitzustellen.
Dank umfangreicher staatlicher Mittel und privater Investoren konnten Netzbetreiber – wie Deutsche Glasfaser in Deutschland oder CityFibre in Großbritannien – bei der Anbindung spezifischer lokaler Gebiete an dedizierte Glasfasernetze kräftig zulegen. Auf dieser Basis schließen sich vorhandene Akteure mit diesen kleineren Partnern zusammen, um ihre Infrastruktur zu nutzen – sei es, dass die etablierten Betreiber über das vorhandene Netz der OLOs „die letzte Meile“ zurücklegen, oder umgekehrt. Diese Partnerschaften eröffnen somit neue Wege für die Bereitstellung von FTTx.
Vorab investieren, um die Gesamtkosten zu senken
Die Entscheidung für den richtigen Vertriebspartner ist für Netzwerkanbieter ebenfalls eine wichtige Entscheidung. Da die Anforderungen steigen und die Gewinnmargen immer dünner werden, ist es im Hinblick auf die Gesamtbetriebskosten von entscheidender Bedeutung, hier optimale Werte zu gewährleisten.
Eine schnelle und zuverlässige Breitbandverbindung kann für ein florierendes Start-up-Unternehmen entscheidend für den Erfolg sein. Sie entscheidet auch darüber, ob Familien Videogespräche führen und/oder Inhalte mit hoher Bandbreite an mehreren Orten im Haus gleichzeitig streamen können. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern, die dazu beitragen können, komplexe Prozesse zu vereinfachen und in großem Umfang und mit hoher Geschwindigkeit zu liefern, können die Betreiber ihre Gesamtbetriebskosten senken und gleichzeitig die Lieferung für die Endkunden gewährleisten. Denn die Erwartungen der Konsumenten waren noch nie so hoch wie heute. Und es ist jetzt an der Zeit, dass die Glasfaser ihre Rolle als Fundament für ganz Europa wahrnimmt – als Schlüsselfaktor für wirtschaftliches Wachstum und als Bindeglied der Gesellschaft.
*Gerhard Kesting ist Senior Key Account Manager bei CommScope.
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