Warum Process Mining und KI ein perfektes Zusammenspiel sind

Ein fundiertes Verständnis und eine effektive Steuerung der Geschäftsprozesse ist mehr denn je entscheidend für den Unternehmenserfolg. Process Mining bietet Unternehmen die Möglichkeit, tief in ihre eigenen Abläufe einzutauchen und bisher verborgene Potenziale ans Licht zu bringen – wie ein Röntgenblick, der Ineffizienzen und Schwachstellen sichtbar macht. [...]

Constantin Wehmschulte, CPO bei MEHRWERK (c) MEHRWERK
Constantin Wehmschulte, CPO bei MEHRWERK (c) MEHRWERK

Die Technologie übersetzt die in Unternehmensdaten versteckte Prozessinformation in verwertbare Erkenntnisse und liefert eine 360-Grad-Sicht auf alle internen Abläufe, unabhängig von der Vielfalt der eingesetzten Systeme. Gerade in einer Landschaft, in der sich die Zahl der IT-Systeme und Anwendungen über die letzten zwei Jahrzehnte vervielfacht hat, hilft Process Mining, Prozesse in Echtzeit und umfassend zu analysieren. 

Die kontinuierliche Analyse ermöglicht es Unternehmen, Engpässe und Optimierungspotenziale auf Knopfdruck zu identifizieren und proaktiv Maßnahmen zu ergreifen. Process Mining unterstützt dabei nicht nur mit automatischen Handlungsempfehlungen und Workflows, sondern erlaubt es, diese über ein zentrales Dashboard direkt umzusetzen. So optimieren Unternehmen ihre Prozesse in Echtzeit, reduzieren Fehler, steigern die Effizienz und stellen sich für die Zukunft stabil und wettbewerbsfähig auf. 

Wie funktioniert Process Mining?

Process Mining ermöglicht Unternehmen jeder Größe und Branche, wertvolles Wissen aus ihren Daten zu gewinnen und ihre Geschäftsprozesse tiefgehend zu analysieren. Die Technologie erfasst zentrale Prozessdaten, stellt interaktive Analysewerkzeuge bereit und ermöglicht so einen umfassenden Blick auf die Unternehmensabläufe. Durch ein benutzerfreundliches Dashboard werden Leistungskennzahlen (KPIs) und Prozessanalyse-Tools verbunden. Damit lassen sich Datenflüsse visualisieren und mithilfe von verschiedenen Ansichten und Filtern flexibel analysieren. Abweichungen werden schnell sichtbar, und KI-gestützte Suchfunktionen fördern fundierte, datenbasierte Entscheidungen. 

Die Kombination von Process Performance Indicators (PPIs) und KPIs schafft Transparenz und ermöglicht eine umfassende Analyse und Optimierung. Diese neue Ebene an Einsicht unterstützt eine wissensgetriebene Unternehmenskultur, die Effizienzsteigerung und kontinuierliche Verbesserung vorantreibt. Self-Service-Funktionen bieten den Mitarbeitenden die Möglichkeit, eigenständig Analysen durchzuführen und Prozesse zu automatisieren, während die Anforderungen der Data Governance eingehalten werden. Die enge Zusammenarbeit zwischen IT, Data Science und Prozessmanagement fördert schnelle und fundierte Entscheidungen. 

Dank der leistungsstarken InMemory-Technologie können flexible Ansichten und umfassende Einblicke in Datenbeziehungen generiert werden, die über herkömmliche Abfragen hinausgehen und verborgene Erkenntnisse sichtbar machen. Zusätzlich unterstützt Process Mining die Mitarbeitenden durch proaktive Einsichtsempfehlungen und natürliche Sprachinteraktionen über den Insight Bot, was die Entscheidungsfindung vereinfacht. 

Ein zentraler Bestandteil von Process Mining ist die Konformitätsprüfung (Conformance Checking), mit der Unternehmen ihre Prozesse kontinuierlich überwachen und diese mit Zielmodellen abgleichen können. Diese Funktion unterstützt zuverlässiges Benchmarking und zielgerichtete Ursachenanalysen, was eine konsistente Prozessqualität sicherstellt. Die automatisierte Root Cause Analysis (RCA) erkennt und quantifiziert die Ursachen für Prozessprobleme wie Engpässe oder Anomalien basierend auf Einflussfaktoren und Häufigkeit. 

Zudem ermöglichen Echtzeit-Analysen einen umfassenden Einblick in den aktuellen Status der Prozesse und fördern proaktive Korrekturmaßnahmen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen lassen sich Prozessentwicklungen simulieren und zukünftige Ergebnisse vorhersagen. 

Durch die Automatisierung von zeitraubenden, manuellen Aufgaben und die optimierte Koordination von Arbeitsabläufen unterstützt Process Mining Unternehmen dabei, Fehlerquoten zu senken, Effizienz zu steigern und die Produktivität zu erhöhen. Dies schafft eine zukunftssichere Prozesslandschaft, die sich den Anforderungen eines dynamischen Marktes gewachsen zeigt und das Unternehmen nachhaltig stärkt. 

Wie verändert KI Process Mining?

Das Zusammenspiel von KI und Process Mining eröffnet Unternehmen eine neue Dimension der Möglichkeiten. Henry Ford sagte einmal: „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Er gab ihnen das Auto. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) verhält es sich ähnlich: Einerseits beschleunigt KI die „Pferde“, indem sie genutzt wird, um Process Mining selbst zu optimieren. So hilft KI, Prozesse schneller, effizienter und präziser zu gestalten. Sie kann beispielsweise automatisch Code generieren, um Implementierungszeiten zu verkürzen, oder als Assistenzwerkzeug dienen, um neue und gezieltere KPIs zu entwickeln. 

Gleichzeitig eröffnet KI völlig neue, disruptive Möglichkeiten – vergleichbar mit der Erfindung des Autos. Der wahre Wert von Process Mining liegt darin, KI-Projekte gezielt zu unterstützen und zum Erfolg zu führen. Denn KI kann nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn sie mit qualitativ hochwertigen Daten arbeitet. Ein ineffizienter digitalisierter Prozess bleibt ein ineffizienter Prozess. Process Mining sorgt für eine solide und wertvolle Datenbasis, die für den nachhaltigen Erfolg von KI ein unverzichtbarer Baustein ist.

Ein Beispiel: Ein SAP-System besteht aus rund 30.000 Tabellen, die oft nur unzureichend miteinander verknüpft sind oder im Wesentlichen Beleginformationen enthalten. Process Mining stellt Verbindungen zwischen diesen Daten her und visualisiert die End-to-End-Prozesse eines Unternehmens. So entsteht ein ganzheitliches Bild, das nicht nur einzelne Prozesse, sondern auch deren Zusammenspiel in einem objektorientierten Modell abbildet.

Auf diese Weise entsteht ein umfassender digitaler Zwilling der Unternehmensprozesse. Digitale Zwillinge wurden ursprünglich in der Fertigungsindustrie eingesetzt, um ganze Anlagen virtuell vorzufertigen und ihre Leistung zu bewerten, wodurch Nachbesserungen zu Baubeginn minimiert werden konnten. Auch in den Biowissenschaften und der Pharmaindustrie werden digitale Zwillinge eingesetzt, um biologische Prozesse im menschlichen Körper zu simulieren.

Heute nutzen Unternehmen zunehmend Process Mining, um ein digitales Zwillingsmodell ihrer Prozesse zu erstellen. Dieser digitale Zwilling einer Organisation ist ein virtuelles Abbild, das mit Echtzeitdaten gefüttert wird, die Unternehmen nutzen können, um Prozesse auf granularer und übergeordneter Ebene sichtbar zu machen und zu prüfen. Alles, von Engpässen bis hin zu doppelten Prozessen, kann untersucht, diagnostiziert und behoben werden. Diese detaillierte virtuelle Darstellung der internen Prozesse kann den Wert der wichtigsten umsatzgenerierenden Funktionen freisetzen.

Digitale Zwillinge sind die optimale Grundlage für den Einsatz von KI-Modellen, die auf Basis dieser Daten echten Mehrwert schaffen können. So unterstützt Process Mining mit KI nicht nur die Optimierung bestehender Prozesse, sondern eröffnet Unternehmen auch eine neue Ebene der Erkenntnis und Wertschöpfung. 

Fazit: Process Mining als Wegbereiter für die Zukunftsfähigkeit

Process Mining ist der erste Schritt hin zu einer intelligenten, selbstlernenden Organisation. Durch die laufende Analyse und Optimierung ihrer Prozesse können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig stärken und sich gezielt auf die Zukunft vorbereiten. Process Mining und KI bilden eine ideale Symbiose: KI optimiert die Effizienz und Wertschöpfung des Process Mining, während Process Mining die perfekte Basis für den wirkungsvollen Einsatz von KI schafft.

*Der Autor Constantin Wehmschulte ist CPO bei MEHRWERK.


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