Warum Unternehmen bessere Datenrechte für Kinder brauchen

Die junge Generation ist es gewohnt, sich einfach zu vernetzen und schnellen Zugang zu einer unbegrenzten Menge an Informationen zu haben. Aber auch Unternehmen haben Zugriff auf große Mengen an Daten über Menschen und deren Verhaltensmuster. [...]

Für die junge Generation, die im digitalen Zeitalter aufwächst, ist die Digitalisierung längst Alltag. (c) Pixabay

Der Zugang zu großen Mengen an Kundendaten, der eine immer feinere Kundensegmentierung und damit eine effektivere Werbung ermöglicht, hat sich auf die Entscheidungen zur Produktgestaltung ausgewirkt. Er hat zum Beispiel zu Produktmerkmalen geführt, die darauf abzielen, das Engagement der Nutzer zu erhöhen. Dies ermöglicht eine bessere Kundensegmentierung, was wiederum die Entwicklung maßgeschneiderter Produkte und Dienstleistungen unterstützt. In manchen Fällen können dabei auch Daten von Kindern mit dabei sein. Das Risiko besteht darin, dass viele Kinder und andere junge Nutzer sich dieser datenzentrierten Motivation nicht bewusst sind.

DefendDigitalMe, eine gemeinnützige Organisation, die sich für den Schutz der Datenrechte junger Menschen einsetzt, kommt in ihrem aktuellen Bericht zu dem Schluss: „Kinder werden ‚datafiziert‘, indem Unternehmen und Organisationen Tausende von Datenpunkten über sie aufzeichnen, während sie aufwachsen.“

Unternehmen verhalten sich noch nicht einheitlich, wenn es um die Erfassung von Kinderdaten und den Schutz ihrer Privatsphäre geht. Diese Risiken für Heranwachsende sind trotz aller Vorteile des digitalen Zeitalters nicht zu vernachlässigen. Deswegen ist eine wirksame Regulierung, wie Unternehmen und staatliche Einrichtungen die Daten von Kindern nutzen dürfen, so wichtig.

Online-Sicherheit von Kindern verbessern

Während es einige gesetzliche Regelungen zum Schutz von Kindern gibt, gelten diese gezielten Maßnahmen oft nicht für alle Verfahren, wie die Daten von Kindern durch Unternehmen genutzt oder gefährdet werden können. Eine Reihe öffentlich bekannt gewordener Datenschutzverletzungen haben gezeigt, wie schnell Daten gestohlen oder missbraucht werden können – die Daten von Kindern und Jugendlichen bilden dabei keine Ausnahme.

So wurde beispielsweise der Datenschutz der Luca-App, die in Deutschland sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern während der Pandemie genutzt wurde, kritisiert. Auch die weltweit beliebte Plattform YouTube steht in der Kritik, ohne elterliche Zustimmung Daten über das Nutzungsverhalten von Kindern zu sammeln, um gezielte Werbung zu schalten. Dies führte 2019 zu einer millionenschweren Geldstrafe durch die US-Bundesaufsicht FTC. YouTube führte daraufhin eine Kennzeichnung von Inhalten für junge Nutzer ein. Außerdem beschloss das Unternehmen, personalisierte Werbung für Kinder einzustellen.

Wir alle hinterlassen überall im Internet digitale Fußabdrücke. Sei es beim Surfen, bei der Interaktion auf Social-Media-Plattformen oder bei der Nutzung unserer Telefon-Apps. Es gibt keinen einzigen Ansatz, der dies vollständig verhindern kann. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Kinder verstehen, wie ihr Online-Verhalten nachverfolgt wird und welche Auswirkungen dies hat. Verantwortungsbewusste Erwachsene können ihnen dabei helfen, indem sie sie zum Nachdenken über Fragen anregen wie: Wo werden meine Daten gespeichert? Und: Wer kann auf diese persönlichen Daten zugreifen? Darüber hinaus sollten Kinder wissen, wie ihre Daten von Unternehmen für Entscheidungen verwendet werden können, die ihr Leben in einer Weise beeinflussen, die sie nicht immer kontrollieren können.

Eltern müssen ihren Kindern zeigen, welche „Werkzeuge“ ihnen für einen besseren Schutz zur Verfügung stehen. Sie sollten ihnen auch helfen zu verstehen, welche Rechte sie haben und wie und wann sie ihre Zustimmung zur Erhebung und Verwendung ihrer persönlichen Daten verweigern können. Mit Hilfe dieser Datenkompetenz können sie eine gewisse Autonomie über ihre digitalen Interaktionen erlangen. Das ist für die junge Generation entscheidend, denn diese jungen Menschen werden einen Großteil ihres Lebens in einer zunehmend online- und datenzentrierten Welt verbringen.

Schlechte Datenschutz- und Algorithmustransparenz kann für Unternehmen rufschädigend sein

Das wachsende öffentliche Bewusstsein für die Risiken, die mit unsachgemäß angewandten algorithmischen Entscheidungen verbunden sind, bedeutet, dass die Bürger zunehmend Erklärungen darüber verlangen, wann und wie Algorithmen für automatisierte Entscheidungen verwendet werden. Aus diesem Grund ist die Transparenz von Algorithmen stärker in den Fokus der politischen Entscheidungsträger gerückt.

Folglich kann das Image eines Unternehmens direkt davon beeinflusst werden, wie es Daten sammelt und wann es sich entscheidet, durch Algorithmen gestützte Entscheidungen zu verwenden. Dies gilt vor allem dann, wenn die Daten von Kindern absichtlich oder versehentlich – als Folge schlechter Richtlinien – missbraucht werden.

Ein weiteres Thema, das derzeit diskutiert wird, ist das Auditing von algorithmisch gesteuerten Anwendungen. Die Forscherin Deb Raji hat sich ausführlich mit diesem Thema befasst. Unternehmen sollten ernsthaft in Betracht ziehen, in den kommenden Jahren derartige Audits in Auftrag zu geben und die Ergebnisse transparent zu veröffentlichen, um ihre Kunden und die zuständigen Aufsichtsbehörden zu beruhigen.

Datenschutz besser verstehen

Der digitalen Wandel schreitet mit rasantem Tempo voran, was dazu führt, dass Eltern und Erziehungsberechtigte (und nicht nur Kinder!) kaum noch verstehen, welchen Datenschutz sie erwarten können oder wie sie die Größe ihrer digitalen Fußabdrücke ermitteln. Infolgedessen fühlen sie sich häufig schlecht gerüstet, um mit ihren Kindern über diese Themen zu sprechen. Es gibt keine Einheitslösung, die jedes mögliche Szenario abdeckt. Deshalb sollten Unternehmen Eltern bei dieser Aufgabe unterstützen und transparent Möglichkeiten zum Datenschutz aufzeigen.

Datenrechte in der Gesellschaft

Es gibt bereits Vorschriften, welche die Datenrechte der Menschen schützen und Entschädigungen bei Umsetzungsfehlern ermöglichen. Es ist wünschenswert, dass diese Anordnungen zunehmend besser durchgesetzt werden – insbesondere im Hinblick auf die Daten von Kindern. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat den Schutz der Daten in der breiten Gesellschaft bereits stark verändert. Da sich die Öffentlichkeit zunehmend die Frage stellt, wie Unternehmen und Institutionen Daten über Einzelpersonen sammeln und verwerten, wächst das Interesse und die Bereitschaft, Vorschriften wie die DSGVO zu nutzen, um Transparenz und Schadensersatz zu fordern.

Eltern wollen wissen, wann und wie Algorithmen verwendet werden, um Entscheidungen zu fällen, die sie und ihre Kinder beeinflussen. Es ist wichtig, dass die Bedürfnisse schutzbedürftiger Gruppen wie Kinder ein Teil dieser größeren Diskussion sind. Zukunftsorientierte Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sollten nach Möglichkeiten suchen, der öffentlichen Meinung bei dieser Thematik einen Schritt voraus zu sein. Im Idealfall ergreifen sie bereits proaktiv Schritte für den Schutz der Daten von Kindern, bevor zusätzliche Vorschriften eingeführt werden.

*Die Autorin Ade Adewunmi ist Strategy and Advising Manager bei Cloudera.


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