Was DeepSeek für die KI-Entwicklung bedeutet

Mit DeepSeek überraschte China die US-amerikanischen KI-Anbieter und löste wirtschaftliche Unruhe aus. In seinem Kommentar unterzieht Ismet Koyun, Sicherheitsexperte und CEO sowie Gründer der KOBIL Gruppe, die Vorgänge einer näheren Betrachtung. [...]

Ismet Koyun, Sicherheitsexperte und CEO sowie Gründer der KOBIL Gruppe (c) KOBIL Gruppe
Ismet Koyun, Sicherheitsexperte und CEO sowie Gründer der KOBIL Gruppe (c) KOBIL Gruppe

DeepSeek setzt gerade die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley gewaltig unter Druck, weil sie mit offenbar unerwarteter KI-Konkurrenz aus China konfrontiert sind. Uns hier in Europa erfüllt der Paukenschlag des chinesischen Start-ups eher mit Besorgnis. Obwohl das neue KI-Modell Deepseek-R1 technologisch einen herausragenden Entwicklungssprung darstellt, wirft es gleichzeitig erhebliche Sicherheitsbedenken auf. Trotzdem stellt sich die Frage, ob dem chinesischen Startup ein Durchbruch für eine neue KI-Ära gelungen ist, der die US-Dominanz im KI-Sektor in Frage stellt? 

Game Changer in der KI-Ära?

DeepSeek-R1 ist ein Open-Source-KI-Modell, das in nur zwei Monaten und mit einem vergleichsweise niedrigen Budget entwickelt wurde – und eine mit den etablieren KIs von OpenAI, Google oder Meta vergleichbare Leistung mit viel niedrigeren Rechenkapazitäten bietet. Vielleicht eine Reaktion auf die Beschränkungen der USA im Chipsektor – vielleicht auch nur das Ergebnis einer alternativen Strategie, die stärker auf optimierte Algorithmen als auf die Skalierbarkeit durch Hardware setzt. Was es in jedem Fall zeigt: Größere Budgets führen nicht automatisch zu besseren Ergebnissen. Gleichzeitig haben Developer nun Zugang zu einem leistungsstarken KI-Tool, was vorher für viele aufgrund der hohen Lizenzierungskosten unmöglich war. 

Das könnte die Spielregeln in der KI-Ära maßgeblich ändern: Effizientere KI-Modelle mit geringerem Entwicklungsaufwand können Innovationen schneller und unkomplizierter vorantreiben – und sie beleben den weltweiten KI-Markt. Allerdings erschwert es die Kontrolle über den Einsatz der KI-Technologie und erfordert ganz neue Sicherheitsansätze. 

Oder globales Sicherheitsrisiko?

Wer DeepSeek nutzt, stimmt der Speicherung seiner Daten auf Servern in China zu – einem Land mit fragwürdigen Datenschutzpraktiken und staatlicher Kontrolle. Besonders kritisch ist die umfassende Datenerfassung, die alles übertrifft, was bislang vor allem von Social-Media-Plattformen wie TikTok bekannt war. Gespeichert werden verschiedenste Angaben von persönlichen Informationen über Texte, Dateien und Chatverläufe bis hin zu technischen Daten wie IP-Adressen, Gerätekennungen oder die Benutzer-ID. Was mit diesen Daten geschieht, zu welchen Zwecken und von wem sie genutzt werden, ist unklar. Was wir mit Sicherheit sagen können: Die digitale Sicherheit bleibt bei KI-Modellen wie DeepSeek auf der Strecke.

Künstliche Intelligenz braucht Sicherheitsstandards

KI ist eine innovative und disruptive Technologie und die Zukunft der Digitalisierung. Aber KI erfordert höchste Sicherheit. Wir befinden uns weltweit erst am Anfang der KI-Ära und werden in den nächsten Jahren noch viel mehr ähnliche neue KI-Modelle wie DeepSeek auf dem Markt sehen. Darauf müssen wir uns jetzt vorbereiten – mit umfassenden Sicherheitspraktiken und Innovationen, hier aus Deutschland und Europa getrieben. Wir müssen unsere digitale Unabhängigkeit fördern, um Sicherheit im gesamten digitalen Raum zu bieten und unabhängig von China und USA agieren zu können.

KI schützt auch vor KI

Und welche Technologie könnte besser geeignet sein, um das nächste Level an Sicherheit zu bieten, als künstliche Intelligenz? KI verbessert Effizienz und Genauigkeit bei der Erkennung digitaler Risiken in einem Maß, wie es ohne KI niemals möglich wäre – vorausgesetzt, sie wird verantwortungsvoll eingesetzt. Wir müssen uns eines bewusst machen: Angriffe, Manipulationen, Desinformation wird in Zukunft KI-getrieben sein. Und diese KI-gestützten Bedrohungen lassen sich nur mit KI-basierten Sicherheitslösungen bekämpfen. Zum Beispiel durch die KI-gestützte Überprüfung von Transaktionen, Dokumentenüberprüfung, Profilverifikationen, Chat-Unterhaltungen und so weiter. So lassen sich verdächtige Verhaltensweisen identifizieren und Nutzer sofort schützen – egal, ob sie gerade den Arbeitscomputer und das Smartphone nutzen oder privat Apps öffnen. Nicht nur in sensiblen Branchen wie Banking, Gesundheitswesen, E-Commerce, Versicherungen und dem öffentlichen Sektor ist der Einsatz solcher Technologien unverzichtbar – wie brauchen sie überall, um Sicherheitsbedrohungen effektiv zu begegnen. 

*Ismet Koyun ist Sicherheitsexperte und CEO sowie Gründer der KOBIL Gruppe.


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