Die Corona-Krise hat im Arbeitsalltag vieler Menschen für eine unerwartete Umstellung gesorgt. Was bisher nur gelegentlich genutzt oder Ausnahme-Regelungen unterworfen war, wurde für tausende Menschen alltäglich – Home-Office ist zur Normalität geworden. [...]
Zur Bewältigung jeder Krise gehört auch, die gewonnenen Erfahrungen für die Zukunft zu nützen. Gerade jetzt bietet sich Organisationen die Chance, ihre klassischen Arbeitsmodelle zu überdenken, sich gegen zukünftige Krisen resilienter zu machen und das eigene Geschäftsmodell zu stärken.
Wir haben in den letzten Monaten erlebt, dass selbst Unternehmen und Institutionen, wo Remote-Working bisher nicht einmal angedacht war, ihre Mitarbeiter ins Home-Office geschickt und ihre IT in Rekordzeit auf digitale Kommunikation umgestellt haben. Viele Anbieter haben dazu auch die notwendigen Kommunikationstools und Sicherheitslösungen gratis angeboten, um bei der Umstellung auf diese neue Situation zu helfen. Technologiefirmen wie Cisco greifen auf langjährige Home-Office-Erfahrung zurück, in unserem Fall haben ca. 60% der Mitarbeiter bereits vor der Pandemie vorwiegend remote gearbeitet. So sind wir in der Lage, nicht nur Tools und Anwendungen zur Verfügung zu stellen, sondern auch Erfahrungen zu teilen, wie man in verteilten Unternehmensstrukturen arbeitet und die Produktivität durch digitale Prozesse aufrechterhält.
Dabei zeigt sich jetzt in vielen Bereichen sehr deutlich: Es geht vorwiegend nicht um den Arbeitsort, sondern um die Sicherstellung funktionierender Kommunikationswege, egal ob auf Team-, Abteilungs- oder Unternehmensebene. Für Führungskräfte stellt sich die Frage, wie man ein verteiltes Team von zu Hause, quasi vom Küchentisch aus, effizient leiten kann.
Zuallererst ist es wichtig zu verstehen, dass ein Team beinahe die gleichen Herausforderungen hat, unabhängig davon, ob es vom Büro aus oder remote arbeitet. Als Führungskraft ist es unsere Aufgabe, diese zu erkennen, selbst wenn wir die Mitarbeiter nicht täglich, etwa an der Kaffeemaschine treffen können. In virtuellen Meetings ist man oft versucht, möglichst effizient die aktuelle Agenda durchzugehen. Das ist natürlich großartig und sehr produktiv, es besteht allerdings das Risiko, dass man dabei wichtige „Informationen“ über die Mitarbeiter verpasst. Ich habe es mir deshalb zur Aufgabe gemacht, eine gewisse Extrazeit einzuplanen, um Kolleginnen und Kollegen virtuell zu begegnen und nicht nur nachzufragen, wie die Projekte laufen, sondern auch wie sie selbst gerade mit der Situation umgehen.
In der gegenwärtigen Situation liegt mein Fokus noch mehr auf der Gewährleistung des Wohlbefindens der Mitarbeiter, sie sind meine oberste Priorität. Neben der 1: 1-Führung ist es auch wichtig, dass man persönlich sichtbar und präsent bleibt. Gerade durch die Verwendung mehrerer Kommunikationskanäle lässt sich das gut steuern, egal ob per Video-Meetings, Video-Newsletter, Chat oder der guten alten E-Mail. Durch unsere Collaboration Anwendungen habe ich auch die Möglichkeit, meine wöchentlichen All-Hands-Meetings kurz und pragmatisch aufzusetzen und kann dadurch alle Mitarbeiter regelmäßig über alle Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
Nimmt das alles nicht viel zu viel Zeit in Anspruch? Wo bleibt dann die Zeit, die Firma zu führen? Doch, das braucht viel Zeit. Aber meiner Erfahrung nach ist in diesen ungewöhnlichen Zeiten dies gerade die Art und Weise, wie man ein Team oder ein Unternehmen führt. Es braucht Willen und Planung und ist eine andere Dynamik, als wenn man sich auf dem Weg in die Kantine noch schnell über die Strategie austauscht. Nicht zuletzt: Man muss den Mitarbeitern vertrauen, auch wenn man ihnen zwischen 9-17 Uhr nicht stets über die Schulter schaut. Klare Ziele sind die Voraussetzung für eine gute Leistung.
Resilienz als wichtiger Faktor für die Zukunft
Ich bin überzeugt, dass Unternehmen, die ihre Kommunikationsprozesse überdenken, sich vom physischen Präsenz-Modell lösen und neue hybride Strukturen schaffen, die Erschütterungen besser auffangen und ihre Mitarbeiter sowohl in als auch außerhalb von Krisenzeiten agiler und kundenorientierter arbeiten lassen. Die technologischen Entwicklungen bieten eine Chance, mit einer klugen Collaboration-Strategie die Effizienz zu steigern, Fixkosten zu senken und gleichzeitig die Innovationskraft zu stärken. Nicht wer präsent ist, leistet seinen Beitrag zum Erfolg, sondern wer kommunikativ auf allen Ebenen ist. Digital Collaboration hat den Beweis erbracht, dass sie funktioniert – und sicher gestaltet werden kann. Nun muss sie nur noch zur DNA der Wirtschaft werden, um deren Widerstandskraft zu stärken. Ich gehe davon aus, dass wir ein Umdenken in unserer Gesellschaft bezüglich der Digitalisierung – weit über Home-Office hinaus – sehen werden.
*Hans Greiner ist General Manager von Cisco Austria.
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