„Wir blicken nicht zurück“

Plötzlich stand die Welt still, plötzlich waren so selbstverständliche Dinge wie persönliche Kundenmeetings nicht möglich. Gleichzeitig ging alles plötzlich erheblich schneller, waren Dinge, vor denen zuvor gezögert wurde, plötzlich sehr wohl möglich. [...]

Johann Martin Schachner, CEO von Atos Österreich (c) Atos
Johann Martin Schachner, CEO von Atos Österreich (c) Atos

Homeoffice, Remote Working und das Arbeiten in virtuellen Teams waren bei Atos schon lange vor der Krise gang und gäbe. Das ganze Potenzial, das dahintersteckt, hat sich aber erst während der Lockdowns entfaltet. So hätte beispielsweise vorher niemand daran gedacht, ein großes, multinationales Projekt ohne Vor-Ort-Abstimmungen und -Testläufe umzusetzen. Aufgrund der Reise- und Kontaktbeschränkungen haben wir aber genau das getan. Ein Beispiel: Mit Hilfe eines rasch angepassten Projektplans für ein mehr als 50-köpfiges Experten- und Expertinnen-Team aus Brasilien, Russland und Österreich konnten wir den globalen SAP-Rollout für unseren Kunden wie geplant und vollständig remote umsetzen. Das spricht nicht nur für die Kompetenz des Teams, sondern hat uns überdies dazu bewogen, die Sinnhaftigkeit von Dienstreisen grundlegend zu überdenken. Diese werden wir auch nach der Krise auf einem deutlich geringeren Niveau halten. Daher haben wir zusätzlich in Trainings und technisches Equipment investiert, um virtuelle Meetings und Veranstaltungen auf ein professionelleres Level zu heben, weil wir sie künftig öfter anstelle von persönlichen Treffen abhalten wollen, auch um Anfahrtswege zu reduzieren. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren dabei vor allem von der Zeitersparnis, die sie für andere Tätigkeiten nutzen können und dadurch ihren Stresspegel senken.

Technologie hält die Wirtschaft aufrecht

Die Krise hat uns allen gezeigt, dass Technologie viel mehr kann, als viele noch vor einem Jahr dachten – ohne Digitalisierung wäre das Aufrechterhalten von weiten Teilen der Gesellschaft sowie der Wirtschaft kaum möglich gewesen. So konnten auch wir bei Atos unser Geschäft nahezu ungehindert fortführen. Bei unseren Kunden beobachten wir ebenfalls einen Wandel im Mindset: Sie denken IT beziehungsweise Digitalisierung nun als ganzheitliches Konzept. So wurden viele geplante IT-Projekte vorläufig gestoppt und unter Einbeziehung der Erfahrungen der letzten Monate einem Review unterzogen. Die Unternehmen beschäftigen sich jetzt intensiver mit der Frage, wie sie Technologie besser beziehungsweise wirklich sinnvoll in ihre Produkte, Services und Prozesse integrieren können. Jetzt werden diese Projekte mit einem völlig anderen Ansatz als noch vor einem Jahr und mit einer enormen Dynamik umgesetzt.

Eine ähnliche Erfahrung haben wir auch im eigenen Haus gemacht. Bereits vor der Krise haben wir uns intensiv mit der Planung eines neuen Konzeptes zur Arbeitsumgebung beschäftigt. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Monate haben wir unsere Pläne aber überarbeiten müssen, weil alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt ein viel deutlicheres Bild von ihren tatsächlichen Bedürfnissen und Anforderungen an ihre Arbeitsumgebung haben. Diese haben wir in einer unternehmensweiten Umfrage erhoben und arbeiten nun daran, die daraus gewonnenen Erkenntnisse in einen zukunftsorientierten „New Way of Working“-Ansatz einfließen zu lassen. Die Atos-Gruppe ist bereits im vergangenen Jahr von einem Lösungs- zu einem Branchenfokus übergegangen, um die Bedürfnisse unserer Kunden noch zielgenauer zu adressieren. Damit wird sichergestellt, dass für jeden Kunden sowohl das notwendige Branchen-Knowhow als auch die horizontale Expertise für seine Digitalisierungsstrategien zur Verfügung stehen. Zusätzlich investiert Atos in innovative Technologien, sowohl in den zehn eigenen Research & Development Centers weltweit als auch mittels gezielter Akquisitionen zur Ergänzung unseres Portfolios und nicht zuletzt mit zahlreichen Partnerschaften und Allianzen, von denen schlussendlich alle Kunden profitieren.

Arbeit und Auswirkungen auf die Umwelt neu denken

In diesem Sinne hat Technologie auch ganz klar das Potenzial, eine ausgeglichenere Work-Life-Balance zu fördern – insbesondere in Kombination mit flexiblen Arbeitszeitmodellen. Das gilt nicht nur für unser Unternehmen: Wir erleben gerade den Beginn einer völligen Neuausrichtung der Gesellschaft. Der Mensch wird sein Leben künftig weniger nach seiner Arbeit ausrichten, sondern dank neuer Technologien ein viel besseres Zusammenspiel zwischen Arbeit und privaten Bedürfnissen und Verpflichtungen schaffen. Hierfür muss aber eine stabile, zukunftsorientiere rechtliche Grundlage geschaffen werden, auch um zu verhindern, dass Fachkräfte in andere Regionen abwandern. Wenn Menschen zeit- und ortsunabhängig arbeiten können, können beispielsweise Eltern, vor allem Frauen, viel früher nach einer Karenz wieder eingegliedert werden, was sich schlussendlich positiv auf ihre Pensionsansprüche auswirkt. Damit dies gelingt, braucht es aber bessere Unterstützungsleistungen für die Kinderbetreuung. Vor allem aber kann so auch der Fachkräftemangel adressiert werden, wenn es keine Rolle mehr spielt, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Tätigkeiten ausüben. Außerdem kann dadurch der ländliche Raum revitalisiert werden, was wiederum dazu führt, dass auch das Kultur-, Konsum- und Freizeitangebot in diesen Regionen wächst, Gemeinden mehr Steuereinnahmen generieren und diese in den Infrastrukturausbau und die Lebensqualität ihrer Einwohner investieren können.

Durch die massive Reduktion von Dienstreisen und Pendler-Fahrten in Kombination mit lokalen Kinderbetreuungsmöglichkeiten ist es uns vor allem auch möglich, unseren CO2-Fußabdruck erheblich zu senken. Die Atos-Gruppe verfolgt sehr ambitionierte Zielvorgaben zur Dekarbonisierung – und kürzlich haben wir diese sogar erhöht: Bis 2028 wollen wir die Netto-Null-Emission erreichen. Mit diesem Ziel legt sich Atos bindend fest, die eigenen globalen Kohlenstoffemissionen bis 2025 um 50 Prozent zu reduzieren sowie bis 2028 alle Restemissionen zu kompensieren. Mit diesem neuen Zeitplan liegt Atos 22 Jahre vor dem im Pariser Abkommen festgelegten Ziel, die globale Erwärmung bis 2050 auf 2 ° C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, und sieben Jahre vor dem ursprünglich vom Unternehmen festgelegten Ziel. Dies erreichen wir nicht allein durch den Verzicht auf Dienstreisen. Hinzu kommt die weltweite Optimierung unserer Büroflächen und des Energieverbrauchs mit erheblichen Anstrengungen zur Einführung emissionsfreier Energie, die Umstellung des Fuhrparks auf Elektroautos, eine verbesserte Energieeffizienz in unseren Rechenzentren, die Einführung von systematischen Dekarbonisierungs-Kriterien für Lieferketten sowie die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz unserer Produkte. Das beweist: Jedes Unternehmen kann mehr tun, als nur die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, ohne dabei seine wirtschaftlichen Ziele aus den Augen zu verlieren!

*Johann Martin Schachner ist CEO von Atos Österreich. Mehr zum Thema Digitalisierung in Österreich lesen Sie in der kommenden Ausgabe von transform!


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