Konkurrenzdruck im E-Commerce spitzt sich zu

Das Überhandnehmen der Riesen im E-Commerce stellt bisherige Konzepte des Handels in Frage. [...]

Chris Dixon, CEO des von Ebay übernommenen Start-ups Hunch, zeichnet auf seinem Blog ein düsteres Branchenszenario: Skalen- und Markeneffekte machten Amazon und Co. uneinholbar, da sie jedes Strichcode-versehene Produkt in Preis und Zustellung unterbieten könnten. Die breite Mitte des Handels werde aufgerieben, da als Alternative außer Second-Hand- nur noch Exklusivprodukte blieben.
Als ein Hinweis dafür wertet der Experte die Tatsache, dass sich trotz des E-Commerce-Booms die Liste der erfolgreichsten Akteure seit 2000 kaum verändert hat – ganz im Unterschied zu jener der Internet-Unternehmen. Die Start-Ups hätten E-Commerce lange vernachlässigt und witterten erst jetzt in jüngster Vergangenheit ihre Gelegenheit, da der Aufwand der Kundenakquise dank Strategien wie Social Commerce gesunken ist, versucht Dixon diese Entwicklung zu erklären.
Mehrere brisante Perspektiven brachte die davon angeregte Diskussion zahlreicher Branchenvertreter ans Tageslicht: E-Commerce könnte den Offline-Handel arg zusetzen, da sich die Vorteile des Letzteren immer mehr bloß auf den Vorführ- und Unterhaltungseffekt reduzieren. Selbst das Plus der unmittelbaren Verfügbarkeit verliere immer mehr an Strahlkraft: Ebay liefert – derzeit zumindest in San Francisco als Betaphase – über den Dienst „Ebay Now“ im Optimalfall binnen einer Stunde, Amazon mittels „Same Day Delivery“ am gleichen Kalendertag.
Schließlich könnte sich E-Commerce als Begriff sogar völlig erübrigen: Zwar peppe Technik den Handel auf, Silodenken sei jedoch überholt, da etwa das Mobile Payment die Trennung in On- und Offline aufhebe. Amazon sei kein Laden, so die Gedankenführung in den Forumsbeiträgen, sondern die beste Vertriebskette und Logistikfirma, die sich vom Händler immer mehr in einen Marktplatz und Dienstleistungsanbieter zugleich verwandle.
Für Mitspieler im E-Commerce-Zirkus verschärfen sich die Überlebensregeln: Da der Preiskampf gegen Amazon sinnlos sei, müsse man auf spezielle Branchenexpertise, Service vor Ort oder Gesamterlebnis setzen. Alternativen sind sonst der Vertrieb selbst hergestellter Exklusivprodukte, der „Graumarkt“ oder Innovation, wobei letztere Wertschöpfung für Hersteller, Vertreiber und Endkunden zu bieten habe. Der Strategie Individualisierung erteilen die Forumsteilnehmer eine Abfuhr: Kunden würden Marken und Design suchen und „lieber gesagt bekommen, was sie wollen“.
„Dass die romantisch verklärten Handelskonzepte, die sich Marktnischen auf Basis von Sinus-Milieus herbeiwünschen, nicht funktionieren, war den meisten klar. Nicht aber, dass nun auch intelligenter aufgestellte Handelskonzepte zunehmend weniger Geld verdienen“, kommentiert Alexander Graf, Experte für Online-Geschäftsmodelle bei eTribes und Netimpact, im Blog kassenzone.de. Die gezeigte Definition von E-Commerce lasse Multichannel-Verfechter „doch ziemlich alt aussehen“. (pte)

Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*