Die Realisierung digitaler Strukturen stellt in hohem Maß ein technisches Thema dar, auch wenn die Digitalisierung primär dazu dient, Geschäftsprozesse effizienter und marktgerechter zu gestalten bzw. neue Business-Modelle zu entwickeln. Damit kommt den IT-Organisationen aufgrund ihrer technischen Expertise zwangsläufig eine gestaltende Funktion oder sogar Führungsrolle zu, sagt die ITSM Group. [...]
„Doch unabhängig ihrer Rolle in den Transformationsstrategien können die IT-Organisationen den Digitalisierungsprozess nur aktiv mitgestalten, wenn sie sich selbst neu aufstellen“, betont Frank Zielke, Vorstand der ITSM Group. Denn zu seinen wesentlichen Kennzeichen gehöre die deutlich höhere Veränderungsgeschwindigkeit, die eine größere Flexibilität und kürzere Reaktionszeiten als bisher verlange. „Hierfür müssen die bestehenden Methoden und Prozesse neu konzipiert werden.“ Dazu zählt der Consultant beispielsweise schnellere Budgetierungs- und Entscheidungsprozesse, kürzere Release-Zyklen bei den Anwendungen, aber auch einfach skalierbare und modulare Architektur etwa durch Nutzung von Cloud-Lösungen. Ebenso müssten verschiedene Prozesse, vor allem im Anforderungs-, Change- und Release-Management, schlanker werden.
Allerdings erweisen sich bestehende IT-Strukturen im Regelfall als recht widerständig, wenn es um grundlegende Veränderungen geht. Deshalb erscheint es Zielkes Meinung zufolge überlegenswert, zwei dynamisch unterschiedliche Strukturen einzurichten. Dieser mit „Two-Speed IT“ bezeichnete Ansatz charakterisiert sich dadurch, dass ergänzend zu den klassischen Aufgaben in einer zusätzlichen Organisation die digitalen Innovationen vorangetrieben werden. „Es gilt hierbei jedoch zu vermeiden, dass diese beiden Bereiche ein isoliertes Eigenleben führen“, warnt er.
Gleichzeitig bedarf es der Einrichtung eines Transformation Managements innerhalb der IT-Organisation, das für die Planung, Koordination und Realisierung der gesamten Digitalisierungsmaßnahmen im Unternehmen verantwortlich ist. Zu seinen Aufgaben gehört, gemeinsam mit den Geschäftsbereichen Initiativen zur Digitalisierung auf der Prozess- und Produktebene zu entwickeln. Eine wichtige Funktion besteht zudem darin, die Digitalisierungserfahrungen intern zu transportieren und die Digitalisierungskultur im Unternehmen aktiv zu befruchten.
Zugleich stellt sich die Frage, wie die IT-Service-Organisation gestaltet werden muss, um die notwendige Unterstützung für die digitale Transformation leisten zu können. Dies schließt die Gestaltung der Prozessabläufe ebenso ein wie die reibungslose Gestaltung der immer umfangreicheren digitalen Schnittstellen zu den Kunden und Sicherung der Qualitätslevel der Services trotz einer hohen Veränderungsdynamik. „Digital lebende Unternehmen verlangen vernetzte digitale Services und Plattformen“, erläutert Zielke. Dazu gehören auch eine deutlich schnellere Bereitstellung und Aktualisierung von Services, produktivitätssteigernde Automatisierungen und neue Service-Ansätze wie Crowd Support. „Auch eine zukünftig verstärkte Rolle als Service-Broker, der den Fachbereichen bedarfsgerecht Cloud-Dienste zur Verfügung stellt, kann das Gesicht der IT-Organisationen deutlich verändern.“
Außerdem sind neue Mitarbeiterqualitäten notwendig. Denn für das Managen der vorhandenen IT-Infrastruktur und die Entwicklung digitaler Lösungen sind unterschiedliche Mindsets erforderlich. Dies gilt auch für den methodischen Hintergrund der Mitarbeiter, weil Digitalisierungsprojekte meist anders angelegt sein müssen als das klassische Wasserfallmodell mit seinem Plan-Build-Run-Ansatz. Stattdesssen ist meistens eine parallele Entwicklung mit sequenziell orientiertem Plan-Build-Run-Vorgehen notwendig. „Insofern muss aus den Digitalisierungsstrategien ein Personalbedarfs- und Personalentwicklungsplan mit dem Ziel abgleitet werden, Mitarbeiter mit großem digitalen Verständnis für die IT zu gewinnen“, so der Vorstand der ITSM Group. (pi)
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