Kontrollverlust lähmt immer mehr IT-Verantwortliche

Planlos aufgebaute IT und Fachpersonal, das ohne klare Strategie arbeitet und Unternehmen Unsummen kostet, drückt in vielen Fällen massiv auf die Profitabilität. [...]

Ob es um Drucker, Bürokalender, Shareware oder Chat-Systeme geht: In Organisationen gedeihen selbst programmierte Anwendungen, externe Hardware und die unkontrollierte Kommunikation via Facebook, Google und Co. In der Folge werden und können bestimmte Wünsche von den IT-Verantwortlichen nicht schnell genug umgesetzt werden. CIOs sind immer öfter überfordert, zeigt die neue CIO-Studie des Beratungshauses Harvey Nash.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Der Anteil der von Mitarbeitern genutzten IT, der von der IT-Abteilung nicht mehr beeinflussbar ist, stieg in den vergangenen drei Jahren von zehn auf 40 Prozent. „Was in sozialen Netzwerken unter dem Stichwort ‚Kontrollverlust‘ diskutiert wird, breitet sich auch in Unternehmen aus. Die geschäftliche und private Nutzung von Geräten verschwimmt, Tablets, Smartphones und der Einsatz von Apps werden auch im Arbeitsalltag immer populärer, entsprechend sinkt die Relevanz von abgeschirmten IT-Systemen“, erklärt Harvey-Nash-Deutschland Chef Udo Nadolski gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.

In der Folge geht fast jeder zweite CIO inzwischen davon aus, dass der Anteil von privaten Geräten, die Mitarbeiter am Arbeitsplatz einsetzen, weiter steigen wird. Entsprechend muss sich das Rollenverständnis der IT-Führungskräfte wandeln, fordern Experten. „Die direkte Steuerung der Technologie steht nicht mehr im Vordergrund. Eher geht es um die Förderung der Zusammenarbeit und den Anstoß von Innovationen“, unterstreicht Nadolski. Der Schub zu externen und offenen Systemen gehe vor allem von jungen Mitarbeitern aus. Die nötige Offenheit müssten auch die Anbieter von Kommunikationstechnologie mitbringen.

Laut Fachmann Nadolski wird es künftig immer mehr Mitarbeiter in Unternehmen geben, die mobil arbeiten und höchst unterschiedliche Endgeräte einsetzen. „Für unsere Lösungen ist es daher unabdingbar, hier eine Integrationsleistung zu bringen. Ein CIO tut sich in Zukunft keinen Gefallen, wenn er versucht, sich auf wenige Standard-Endgeräte zu konzentrieren. Das wird er nicht durchhalten können gegen die Anwender. Es rücken viele junge Mitarbeiter nach, die technologisch das nachfragen, was sie auch privat schon lange nutzen.“

Ein CIO sollte vor diesem Hintergrund sämtliche Dienste in seine IT-Infrastruktur einbauen, da sonst gravierende Probleme bei der Rekrutierung von neuem Personal entstehen, meint auch Jürgen Signer vom ITK-Dienstleister Aastra auf pressetext-Nachfrage. Die Veränderung des IT-Managements macht sich jedoch an einem weiteren Ergebnis der CIO-Umfrage fest, an der sich mehr als 2.000 IT-Führungskräfte und Technologie-Manager in 20 Ländern beteiligt haben. Ein Drittel der digitalen Projekte kommen mittlerweile aus den Vertriebs- und Marketing-Abteilungen – ohne Beteiligung der IT-Abteilung.

Weil bereits 42 Prozent der digitalen Projekte in Kooperation zwischen IT, Marketing und Vertrieb laufen, ergeben sich völlig neue Herausforderungen für IT-Verantwortliche. „Um sich als Partner für neue Projekte zu profilieren, reicht es für IT-Führungskräfte nicht mehr aus, nur Fachkenntnisse der Informatik vorzutragen. Ein tiefes Verständnis für die Geschäftsfelder des eigenen Unternehmens ist unverzichtbar, um in der betrieblichen Organisation ein begehrter Ansprechpartner zu bleiben oder zu werden“, resümiert Nadolski. (pte)


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