Künstliche Intelligenz als Chance

Das Thema des diesjährigen ISPA Internet Summit Austria lautete „Schau mal, wer da spricht? Sprachliche Zukunftsszenarien mit Künstlicher Intelligenz.“ Es wurde in sechs Vorträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. [...]

ISPA Internet Summit Austria 2019: v.l.n.r.: Jaro Krieger-Lamina, Michael Katzlberger, Alexander Wahler, Markus Gratzer, Katharina Schell, Burkhard Schafer, Harald Kapper, Franz Zelle.
ISPA Internet Summit Austria 2019: v.l.n.r.: Jaro Krieger-Lamina, Michael Katzlberger, Alexander Wahler, Markus Gratzer, Katharina Schell, Burkhard Schafer, Harald Kapper, Franz Zelle. (c) ISPA / APA-Fotoservice / Hörmandinger

Keynote Speaker Burkhard Schafer, Professor für Computational Legal Theory an der Universität in Edinburgh, spricht sich auf dem diesjährigen ISPA Internet Summit Austria dafür aus, dass die EU-Urheberrechte neu überdacht werden, damit europäische Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz erfolgreich sein können. Denn „nicht die strengen Datenschutzregeln, sondern das Urheberrecht in der EU erschwert den Erfolg der Künstlichen Intelligenz in Europa,“ erörtert Schafer. Mic Hirschbrich, CEO von apollo.ai arbeitet in seinem Vortrag die unterschiedlichen Kulturen des Silicon Valley und in Europa heraus und hält fest, dass „die größte Hürde, um in der vierten industriellen Revolution zu bestehen, die kulturelle Transformation ist.“

Bots mit juristischer Expertise

In seinem Vortrag stellt Schafer juristische KI-Tools vor, die zwar aussehen und sprechen wie Anwälte, aber keine sind und somit z.B. auch nicht der anwaltschaftlichen Verschwiegenheitspflicht unterliegen. „Die Verbreitung von juristischen KI-Tools wird nicht das Ende für das Recht oder für die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte bedeuten – aber möglicherweise das Ende (oder die Reduzierung) der Anzahl von traditionellen Anwaltskanzleien. An ihre Stelle könnten datenreiche Online-Akteure treten, die eine ‚Plattformisierung von juristischen Dienstleistungen‘ vorantreiben“, sagt Schafer. Er weist jedoch auch auf die rechtlichen, regulatorischen und ethischen Herausforderungen hin, die juristische Dienstleistungen durch automatische Bots mit Spracherkennung mit sich bringen. „Es muss sichergestellt werden, dass alle Menschen – jene, die Mehrheitssprachen sprechen genauso wie jene, die Minderheitensprachen und Dialekte sprechen, Menschen mit Sprachbehinderungen oder solche, die in einer höheren Tonlage sprechen als der ‚typische‘ Entwickler – gleichermaßen an dieser Transformation teilhaben können“, mahnt Schafer.

Digitale Assistenten: Chance oder Gefahr?

In seinem Unternehmen Onlim automatisiert Alexander Wahler mit seinem Team durch den Einsatz von KI die Kommunikation seiner Kundinnen und Kunden. „Um eine Frage richtig beantworten zu können, muss ein Sprachassistent sie nicht nur verstehen, er muss auch die Antwort wissen. Und dieses Wissen, entsprechend modelliert für diese Kommunikationskanäle, ist der entscheidende Erfolgsfaktor für wirklich gute Konversationen zwischen Mensch und Maschine“, sagt Wahler. Markus Gratzer sieht als Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung die Tourismusbranche als Profiteur der Digitalisierung. „Der Tourismus ist ein Informationsgeschäft und war immer Pionier bei der Anwendung neuer Technologien. Sprachassistenten bieten neue Möglichkeiten in derKundenkommunikation und werden in den nächsten Jahren die Branche massiv verändern“, so Gratzer. Jaro Krieger-Lamina, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technikfolgen Abschätzung wirft aber auch kritische Fragen im Umgang mit digitalen Assistenten auf: „Wer kontrolliert wen? Sind es die Assistenten, die unseren Zugang zur digitalen Welt vermitteln oder sind es deren Betreiber, die unser Bild von der Welt bestimmen werden?“ 

Mensch ist der KI überlegen

„Für Medien birgt KI Potenzial – derzeit allerdings sind diese Lösungen noch nicht besonders klug. Und jedes Medienhaus ist gut beraten, sich die Zielsetzungen ganz genau zu überlegen“, erläutert Katharina Schell, Mitglied der APA-Chefredaktion. Sie gibt in ihrer Präsentation Einblick in die Experimente, wie KI im Journalismus eingesetzt werden kann, und welchen Mehrwert sie bietet. Noch ist ihr Fazit ernüchternd, denn eine journalistische ‚Geschichte‘ kann die KI nicht schreiben, sie kann lediglich durch Daten einen Text generieren, wenn man ihr vorher gezeigt hat, wie sie das machen soll. Michael Katzlberger, Geschäftsführer von Tunnel23, einer digitalen Werbeagentur, experimentiert in seinem Feld gerne mit KI und will nicht ausschließen, dass eine KI kreativ sein kann: „Über kreative Maschinen wird selten gesprochen, gelten doch Intuition und Kreativität als ureigenste menschliche Eigenschaften, die sich eine Künstliche Intelligenz angeblich nicht aneignen kann. Der Mensch hat es im Laufe der Geschichte geschafft, immer beeindruckendere Maschinen zu bauen. Es ist also nicht auszuschließen, dass unsere Schöpfung auch Kreativleistungen vollbringt.“


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