Künstliche Intelligenz: ChatGPT und die Folgen

Wie ein Sprachmodell die Kommunikation in Unternehmen verändert. Alles über die Stärken und auch Schwäschen von ChatGPT. [...]

Foto: Alexandra_Koch/Pixabay

ChatGPT ist eine Künstliche Intelligenz, die von Open­­ AI entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes großes Sprachmodell, das auf der Grundlage von neuronalen Netzen trainiert wurde. ChatGPT kann natürliche Sprache verstehen und produzieren und aufgrund seines umfangreichen Wissens eine Vielzahl von Aufgaben bewältigen.

So kann ChatGPT beispielsweise in der Kundenbetreuung eingesetzt werden, um automatisierte Antworten auf häufig gestellte Fragen zu geben, oder in der Textgenerierung, um Texte auf der Grundlage von Eingaben zu verfassen.

Darüber hinaus wird ChatGPT auch in der Forschung eingesetzt, um komplexe Fragen zu beantworten und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Insgesamt ist ChatGPT ein leistungsfähiges Werkzeug, das in vielen verschiedenen Bereichen nützlich sein kann.

Haben Sie es gemerkt? Diese Einleitung stammt nicht von einem Menschen, sondern von ChatGPT, dem derzeit wohl meistdiskutierten und meistgehypten KI-Programm.

Seit der öffentlichen Bereitstellung des Sprachmodells im November vergangenen Jahres haben sich Millionen Nutzer von den beeindruckenden Fähigkeiten des Chatbots selbst überzeugt und auf sozialen Medien ausführlich darüber berichtet – ein genialer Marketing-Streich des Herstellers Open AI.

Der potenzielle Wert des von Elon Musk mitgegründeten Start-ups verdoppelte sich Presseberichten zufolge auf rund 29 Milliarden Dollar. Allein Microsoft investierte 10 Milliarden Dollar in das KI-Unternehmen und hat ChatGPT in seine Suchmaschine Bing integriert.

Transformative Basis

ChatGPT nutzt eine von Google Brain entwickelte Deep-Learning-Methode namens Transformer. Sie analysiert Informationen schneller und liefert bessere Ergebnisse als die bislang bei der Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing, NLP) hauptsächlich verwendeten rekurrenten neuronalen Netze wie Long-Short-Term Memory (LSTM) oder Gated Recurrent Units (GRUs).

Neben ChatGPT und dessen Basis GPT-3.5 (Generative Pre-trained Transformer 3.5) basieren auch die Google-Sprachmodelle BERT (Bidirectional Encoder Representations from Transformers) und LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) auf dieser Technologie.

Transformer-Netze sind in der Lage, Wortsequenzen oder Sätze zu erfassen und deren Bedeutung in Abhängigkeit vom Kontext zu extrahieren. Dazu wandeln sie die Eingaben in maschinenlesbare Tokens um, die in tiefen neuronalen Netzen verarbeitet werden.

Sogenannte Attention-Module lernen dabei, auf welche Aspekte der Eingabe das System seine Aufmerksamkeit richten soll. Das versetzt Transformer in die Lage, den Kontext eines Satzes zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

„Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter sensibilisieren, keine geschäftskritischen Informationen als Prompt gegenüber ChatGPT preiszugeben.“

Pierre Daniel Wittmann – Senior Associate bei der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft

Um das Sprachmodell wirklich einsetzen zu können, ist allerdings eine Feinabstimmung durch menschliche Trainer notwendig (Reinforcement Learning from Human Feedback, RLHF).

Open AI erstellte dafür ein Belohnungsmodell aus mehreren alternativen Antworten auf eine Frage, die von den Trainern bewertet und in eine Rangfolge gebracht wurden. Dieses Belohnungsmodell wurde mehrfach angepasst und ChatGPT so iterativ optimiert.

Einsatzgebiete in Unternehmen

Artikel, Handbücher, Business-Pläne, Seminararbeiten, Gedichte, Drehbücher, Newsletter, Angebote, E-Mails, Social-Media-Beiträge – ChatGPT kann in jedem dieser Bereiche in kürzester Zeit große Mengen an Text produzieren. Der Einsatz bietet sich also vor allem dort an, wo „Content“ kreiert wird.

Tatsächlich experimentieren Verlage schon länger mit KI-generierten Texten. Vor allem stark formalisierte Formate wie Sport- und Finanzberichte lassen sich recht gut automatisiert erstellen, aber auch im Nachrichtensektor setzen sich KI-generierte Meldungen immer mehr durch.

Besonders großes Potenzial sehen Experten im Bereich der Kundenkommunikation. Die einfache Benutzerschnittstelle (Prompt) zu ChatGPT macht es möglich, das Sprachmodell als virtuellen Assistenten oder Chatbot in Unternehmens-Webseiten oder Dialogsystemen für Callcenter-Mitarbeiter einzubinden und so viele Fragen automatisiert beantworten zu lassen.

Auch Newsletter, Blog-Beiträge und andere Marketing-Texte lassen sich schnell und vor allem sehr zielgruppengenau erstellen. Und schließlich könnte ChatGPT auch die Software-Entwicklung entlasten und beschleunigen, denn das Sprachmodell kann nicht nur Gebrauchstexte schreiben, sondern auch Code generieren.

„Ein Stück Software kann niemals Urheber sein.“

Christian Solmecke – Rechtsanwalt & Partner bei der Kanzlei WBS.LEGAL

Wem gehört das Werk?

Auch wenn es manchmal so scheint, ist ChatGPT nicht wirklich kreativ, sondern reproduziert und rekombiniert die Milliarden von Datensätzen, mit denen das Sprachmodell gefüttert wurde.

Laut § 44b des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) ist diese Nutzung öffentlich zugänglicher Werke für das Text- und Data-Mining in Deutschland ausdrücklich erlaubt.

„Der Urheber kann zwar theoretisch einen ‚maschinenlesbaren Nutzungsvorbehalt‘ erklären und damit das eigene Werk im Vorfeld vom Data-Mining ausschließen, sofern das Data-Mining nicht der wissenschaftlichen Forschung dient“, sagt Christian Solmecke, Rechtsanwalt & Partner bei der Kanzlei WBS.LEGAL, „praktisch macht das aber niemand.“

Schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob das Ergebnis, das ChatGPT liefert, das Urheberrecht verletzt, wenn darin ganze Passagen urheberrechtlich geschützter Werke verwendet werden. § 51a des UrhG erlaubt zwar die Nutzung von Kopien unter bestimmten Voraussetzungen (Karikatur, Parodie und Pastiche), laut Solmecke allerdings nur, wenn sich das neue Werk kreativ mit dem bestehenden auseinandersetzt.

„Wenn eine KI etwas selbstständig aus Vorlagen kreiert, ist das keine ‚kreative Auseinandersetzung‘ mit dem vorbestehenden Werk – denn hier gibt es überhaupt keinen Menschen, der kreativ wird“, erklärt der Rechtsanwalt. „Daher dürften solche KI-,Werke‘ dann Urheberrechte verletzen.“

Schließlich bleibt die Frage, wem das von ChatGPT erstellte Werk gehört. „Ein Stück Software kann niemals Urheber sein, denn ohne das Zutun eines Menschen gibt es schon kein urheberrechtlich geschütztes Werk“, so Sol­mecke.

Auch die Entwickler der KI könnten keine Urheberrechte am Output ihrer Software erwerben. „Ein Urheberrecht käme hingegen in Betracht, wenn der kreative Anteil des steuernden Menschen ausschlaggebend für das Werk war“, ergänzt der Experte für Medienrecht.


Mehr Artikel

Unternehmen legen ihren Fokus auf Investitionen zur Performancesteigerung durch Künstliche Intelligenz. (c) Pexels
News

GenAI: Vom Experiment zum strategischen Werkzeug

KI hat sich von einem Hype zu einem strategischen Gamechanger entwickelt. Laut einer Studie von NTT DATA ist die Experimentierphase für generative KI (GenAI) endgültig vorbei. Stattdessen stehen nun konkrete Pläne zur langfristigen Nutzung im Vordergrund – mit dem Ziel, Performance, Arbeitsplatzkultur, Compliance, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu optimieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*