Künstliche Intelligenz stellt den Mensch ins Zentrum

Das Linzer Start-up AMB technology hat eine Technologie entwickelt, die den menschlichen Körper mit einer beliebigen Kamera genauestens vermisst und rekonstruiert. In der COVID-19-Krise konnte das Startup mit Hilfe künstlicher Intelligenz Produkte entwickeln, die dem Menschen dabei helfen, sicher zu sein. [...]

Das Linzer Startup AMB technology vermisst Menschen ganz genau und „reproduziert“ sie digital. Das geht ganz einfach mit dem Smartphone oder einer beliebigen anderen Kamera. (c) AMB technology

Fast jede Frau kennt das: Im Kleiderschrank hängen mindestens drei verschiedene Konfektionsgrößen. So richtig passen mag aber keines der Kleider. Damit soll jetzt Schluss sein, wenn es nach der Vision eines Linzer Startups geht. TrueSize, eine der ersten Entwicklungen von AMB technology, soll die Effizienz und Nachhaltigkeit in der Modeindustrie steigern. Die Software unterstützt die Hersteller dabei, alle Märkte mit perfekt sitzender Kleidung zu beliefern. Ermöglicht wird dies durch künstliche Intelligenz (KI). Mit einer App vermessen die Kundinnen und Kunden ihren eigenen Körper. Das einfach zu bedienende Scan-Video kann mit einem beliebigen Mobilgerät aufgenommen werden. Es liefert exakte 3D-Körperdaten. Eine 3D-Kamera oder Sensortechnologie sind nicht notwendig, da die Bilderkennung zweidimensional erfolgt.

Präzise Messdaten

„Wir entwickeln eine Anwendung, die in der Lage ist, den menschlichen Körper innerhalb eines beliebigen 2D-Videos dreidimensional zu vermessen. Das bedeutet: Jede Kamera – von der Webcam bis zur Smartphone-Kamera – schafft es, eine Person sehr genau zu vermessen“, erklärt Gründerin Anna Maria Brunnhofer. Darüber hinaus arbeitet TrueSize unabhängig von Geräten und Plattformen. Die Software liefert präzise Messdaten – bisher bestehende sensorlose Systeme arbeiten hingegen nur mit Näherungswerten.

TrueSize erfasst Scans von Zehntausenden Menschen auf verschiedenen Kontinenten in kürzester Zeit. Der zweite Schritt ist nun, diese riesigen Datenmengen in intelligente Daten zu verwandeln. Der Pool an Informationen über Körpermaße fließt automatisiert in das PLM- oder CAD-System des Modeproduzenten. So können Region, Alter und beruflicher Status berücksichtigt werden. Die Messdaten werden so zu einem global anwendbaren Konfektionssystem für die Massenproduktion. Bestehende Bekleidungsgrößensysteme werden damit überflüssig. TrueSize ermöglicht die industrielle Produktion von Kleidung, die Menschen auch wirklich passt.

Mehr Sicherheit in Corona-Zeiten

AMB technology will außerdem einen Beitrag zum Re-Start nach der Corona-Krise leisten und sicherstellen, dass die Welt am Laufen bleibt. Daher entwickelte das Startup mehrere Szenarien, in denen Computer Vision, Kameradetektion und Data Science eine sichere Atmosphäre schaffen. Die Lösungen des Startups sind beispielsweise in der Lage, die Anzahl von Personen zu zählen, Temperatur-Screenings durchzuführen und zu erkennen, ob die Menschen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Technologie ermöglicht außerdem Besucherstromanalysen in öffentlichen Gebäuden als Basis zur besseren Steuerung des Besucherstroms.

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Intelligentes Auge für Maschinen

Antrieb für die Startup-Gründerin Anna Maria Brunnhofer war die Tatsache, dass die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zwar zunimmt, den Maschinen aber immer noch das intelligente Auge für den Menschen fehlt. Brunnhofer will das ändern und gründete im Mai 2019 die AMB technology GmbH. Sie arbeitet an einer Technologie, die auf den Menschen reagiert und ihn schützt. Das 15-köpfige Team besteht aus Forschern/-innen und Entwicklern/-innen aus der ganzen Welt. Hauptsächlich beschäftigt sich das Startup im Techcenter im Linzer Winterhafen mit der Detektion, Rekonstruktion und Vermessung menschlicher Körper.

Vision einer Linzerin

Am Ende ihres Weges sieht die Linzerin verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten, die unseren Alltag erleichtern und eine kollaborative Arbeitsumgebung zwischen Mensch und Maschine schaffen. Der Technologieansatz basiert auf Bilderkennung und neuronalen Netzen, die von Algorithmen erzeugt werden. Die Lösungen adressieren alle Branchen, die sich auf den menschlichen Körper beziehen, wie zum Beispiel Mode, Gesundheit, Medizin, Sicherheit und Ergonomie. Die Vision von AMB technology ist es, rein softwarebasiert und kameraunabhängig Produkte und Abläufe um den Menschen herum sicher und effizient zu gestalten. Bisher hat das Start-up Prototypen für Massenscan-Anwendungen in den Bereichen Arbeitssicherheit, Avatare und Mode im Einsatz.

Die oö. Standortagentur Business Upper Austria unterstützte das Startup beim Förderantrag und dessen Einreichung. Der Inkubator tech2b begleitete AMB technology in der Gründungsphase. „Business Upper Austria hat uns bei unseren Förderantragsprozessen sehr unterstützt. Ein sehr wichtiger Schritt beim Aufbau eines Start-ups ist die Finanzierung. Dieses Ziel haben wir mit Hilfe von FFG und aws erreicht – und Business Upper Austria hat uns den Kontakt zu tech2B, FFG und aws ermöglicht und unterstützt unseren weiteren Weg“, sagt Brunnhofer. Projektmanager Roland Nöbauer begleitete Anna Maria Brunnhofer ab Mitte 2018 – also von Anfang an. Er unterstützte die erfolgreiche Kooperation mit Forschungseinrichtungen und stand bei der Auswahl geeigneter Förderprogramme sowie deren Beantragung und vielen weiteren Fragen zur Unternehmensentwicklung hilfreich zur Seite.


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