Kunden wollen laut Infor-CEO Charles Phillips Auswahl

Charles Phillips, von Oracle gekommener CEO, soll dem Business-Softwareanbieter Infor zu einem Comeback verhelfen. Wie er sich im Wettbewerb gegen SAP und seinen ehemaligen Arbeitgeber aufstellen will, erläutert er im Gespräch mit Computerwoche-Redakteur Martin Bayer. [...]

CW: In den vergangenen Jahren war es sehr ruhig um Sie, ganz anders als zu Ihren turbulenten Zeiten bei Oracle. Was waren die Gründe dafür, dass wir zuletzt einen ganz anderen Charles Phillips gesehen haben?
Phillips: Infor steckt im Moment in einer Transformation. Wir haben ein neues Management-Team formiert, um den Dingen eine neue Richtung zu geben – ganz anders, als es bisher gelaufen ist. Es hat aus unserer Sicht zuletzt keinen Sinn gegeben, die PR-Trommel zu rühren, bevor wir nicht unsere Produkte auf den neuesten Stand gebracht und eine Architektur dafür gebaut sowie viele andere wichtige Dinge verändert haben. Jetzt kommt allerdings der Zeitpunkt, an dem wir zeigen können, was unsere Investitionen bewirkt haben.
CW: Was wollen Sie künftig bei Infor anders machen?
Phillips: Bei allen Veränderungen stand immer im Fokus, gute Produkte im Markt anbieten zu können. Daher haben wir auch viel Zeit investiert, genau zu überlegen, wie und in welchen Bereichen wir unsere Mittel schnell, aber auch sinnvoll anlegen sollten. Wir mussten uns überlegen, auf welche Produkte, welche Features und welche Branchen wir uns in Zukunft konzentrieren wollen. Wir mussten herausarbeiten, wie wir uns im Markt differenzieren wollen und wo unsere Stärken liegen. An diesen Stellen wollen wir investieren.
CW: Auf welche Bereiche legen Sie dabei den Fokus?
Phillips: Wir haben im zurückliegenden Jahr über 600 zusätzliche Ingenieure eingestellt. Zudem suchen wir weitere 400 Fachleute. Insgesamt arbeiten bei Infor mittlerweile 4000 Entwickler, die sich nur um unsere Applikationen kümmern. Das ist eine der größten Entwicklungsabteilungen in der gesamten Industrie. Mit dieser Mannschaft sind wir in der Lage, zügig neue Produkte in den Markt zu bringen. Das ist auch die Grundlage für unser Wachstum. In den zurückliegenden 18 Monaten konnten wir die höchsten Zuwachsraten der vergangenen Jahre verzeichnen. Wir gewinnen Marktanteile. Das ist alles ein Resultat unserer Investitionen, die wir zuletzt in das Unternehmen Infor gesteckt haben.
CW: Der Markt für Business Software ist hart umkämpft. Speziell hier in Deutschland hat SAP eine starke Position. Wie sehen Sie den Markt und welche Möglichkeiten bieten sich aus Ihrer Sicht, gegen einen Konkurrenten wie SAP zu bestehen?
Phillips: In vielen Industrien legen die Unternehmen Wert darauf, mit mehr als einem Lieferanten zusammenzuarbeiten. Doch das Feld der Wettbewerber im Markt für Business-Software ist ziemlich klein. Die Kunden flehen deshalb geradezu nach zusätzlichen Auswahlmöglichkeiten. Es gibt SAP, deren Produkte sehr teuer sind, und Oracle mit einer ganzen Palette verschiedener Lösungen, die sich nicht klar differenzieren lassen und auch teuer sind. Deshalb suchen die Anwender nach einer dritten Alternative mit einer verlässlichen Größe und Stellung im Markt. Aus diesem Grund finden wir relativ einfach Zugang im Markt.
CW: Was können Sie den Kunden denn bieten im Vergleich zu SAP oder Oracle?
Phillips: Viele Unternehmen sind die Probleme leid, die im Zuge von SAP-Implementierungen auftreten. Sie wollen neue Lösungen zügig einführen, und haben nicht das Geld und die Zeit für aufwendige Projekte, die sich über mehrere Jahre hinziehen. An dieser Stelle kommen wir ins Spiel. Wir haben eine Methode, unsere Applikationen schnell zu implementieren. Unsere Projekte dauern ein paar Monate und nicht Jahre. Das ist es, was der Markt verlangt.
CW: Wie funktioniert das? Es laufen doch immer noch so viele Projekte aus dem Ruder? Was sind die Probleme, mit denen die Anwender zu kämpfen haben?
Phillips: Die entscheidende Frage ist doch: Warum verfehlen so viele Projekte ihre Zeit- und Budget-Vorgaben? Indem wir diese Probleme adressieren, können wir uns auch im Wettbewerb differenzieren. Ein Problem anderer Softwareanbieter ist die Integration verschiedener Produkte. Gerade wenn Firmen wie SAP mehr und mehr Unternehmen zukaufen, wird das immer schwieriger. Sie haben nicht mehr nur ein Produkt, sondern viele, die auf irgendeine Weise miteinander integriert werden müssen. Diese Probleme werden im Laufe der Zeit schlimmer.
CW: Was ist die Lösung?
Phillips: Der einzige Weg, dieses Problem zu lösen, ist die Integration zum Bestandteil der zugrunde liegenden Anwendungsinfrastruktur zu machen. Das war in der Vergangenheit meist nicht der Fall. In den 80ern startete man mit Einzelapplikationen, die über Punkt-zu-Punkt-Verbindungen miteinander verknüpft wurden. Das war beratungsintensiv, aufwendig und teuer. Dann folgte die monolithische Ära mit den großen Suiten a la SAP. Probleme gibt es hier, wenn Akquisitionen hinzukommen, dann ist dieses Modell nicht mehr glaubwürdig. Im Internet-Zeitalter lässt sich Software einfach über standardisierte Web Services miteinander integrieren. Wir setzen an dieser Stelle auf XML. Alle unsere Applikationen sprechen XML. So sind sie lose gekoppelt, um sich mit anderen Anwendungen verknüpfen zu lassen. Mit diesem einfachen Middleware-Protokoll unterscheiden wir uns im Markt von unseren Wettbewerbern. Damit können wir unsere Applikationen einfach integrieren. Kunden müssen keine jahrelangen Projekte mehr fürchten, sondern können von Haus aus darauf bauen, dass alles miteinander funktioniert. Diese Integration zu vereinfachen – das war ein wichtiger Bereich, um den wir uns gekümmert haben.
CW: Oracle und SAP haben ihre eigenen Integrationsplattformen. Was ist der Unterschied zu ihrem Modell?
Phillips: Das ist ein ganz anderer Ansatz. SAP und Oracle verbinden ihre Software fest mit der Middleware. Diese vorgefertigten Systeme gleichen eher Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Wenn sich eine Applikation verändert, muss man sich erneut um die Integration kümmern. Das endet nie. Unsere Anwendungen lassen sich dagegen beliebig verändern. Die Sprache, wie Daten und Informationen ausgetauscht werden, bleibt gleich. Jeder Event, jede Transaktion wird in XML publiziert. Damit spielt es keine Rolle, wie die Applikationen aussieht. Jede Anwendung kann XML. Das ist Standard. In diesem Modell ist die Integration von der Anwendung getrennt. Traditionelle Middleware tut dies nicht. Deshalb sind Veränderungen hier auch so problematisch: Verändert man an den Applikationen beziehungsweise der Integrationsschicht etwas und ist die Integration zu proprietär angelegt, bricht alles zusammen, wenn ein kleines Teil verändert wird. Das ist nicht tragbar.
CW: Wird dieser Aspekt auch künftig ein Schwerpunkt in ihrer SW-Entwicklung sein?
Phillips: Es ist ein wichtiger Bestandteil: Integration möglichst einfach zu machen. Das ist auch die Basis, um Informationen für alle Applikationen verfügbar zu machen. Indem wir alle Informationen in das XML-Format übersetzen, machen wir diese auch leichter auswertbar. Anwender können so das Thema Big Data besser in den Griff bekommen. Sie benötigen keine komplexen ETL-Tools mehr, um die Daten aus den Systemen herauszuholen, zu übersetzen und in andere Systeme zu überspielen. Wir haben eine andere Vorstellung von Middleware. Es geht um eine einfache leichtgewichtige Middleware, die keine Komplexität verursacht.
CW: Neben der Integration – was gibt es sonst noch für Probleme aus ihrer Sicht?
Phillips: Was Projekte in der Vergangenheit oft in die Länge gezogen hat, war das Fehlen von branchenspezifischen Funktionen in der Software. Diese mussten oft mit einem hohen Beratungs- und Customizing-Aufwand nachträglich entwickelt und eingepflegt werden. Infor hat diese Funktionen bereits in die Anwendungen integriert. Das gilt nicht für alle Industrien, aber für die, um die wir uns kümmern. Diese integrierten Branchenfunktionen verkürzen die Implementierungsdauer. Anwender haben heute nicht mehr die Zeit und das Geld, ihre Software erst aufwendig an ihre Anforderungen anzupassen, wie noch vor einigen Jahren. Deshalb finden wir mit unserem Ansatz auch Gehör im Markt.
CW: Momentan passiert sehr viel in den Bereichen abseits von ERP. Sehen Sie noch Potenzial, mit Kern-ERP Geschäfte zu machen?
Phillips: Auf jeden Fall. Etliche Anbieter haben ihr Portfolio in den vergangenen Jahren stark diversifiziert und sich auf andere Bereiche wie Datenbanken oder Hardware konzentriert. Das bedeutete aber, dass sie weniger Geld für ihre Kernbereiche wie zum Beispiel das ERP-System übrig hatten. Unser Vorteil ist, dass wir einer der letzten Softwarehersteller sind, die sich ganz auf das Applikationsgeschäft konzentrieren. Wir verkaufen keine Datenbanken, keine Hardware, keinen Speicher, all diesen Kram. Bei uns sitzen 4000 Entwickler, die an neuen Branchenfunktionen arbeiten. Wir werden in Zukunft unsere Investitionen in die Kernapplikationen noch verstärken. Unsere Kunden sollen die Anwendungen nicht anpassen müssen. Sie sollen uns sagen, welche Funktionen sie brauchen und wir bauen sie in die Software ein. In jeder Branche, die wir adressieren, wollen wir noch tiefer die dort geforderten Funktionalitäten abdecken. Deshalb lässt sich unsere Applikationen auch schneller einführen, weil wir diese Funktionen bereits in der Software mitliefern.
CW: Also kein Customizing mehr?
Phillips: Wir wollen nicht, dass die Kunden unsere Software anpassen müssen. Wir wollen, dass sie diese so nutzen können, wie wir sie ausliefern. Wenn die Anwender Funktionen vermissen, dann wollen wir das erfahren und in der weiteren Entwicklung beheben. Das ist aus unserer Sicht der bessere Weg. Schließlich sind wir für die Wartung der Software verantwortlich und nicht der Kunde. Es ist deshalb unsere Strategie, eng mit den Anwendern zusammenzuarbeiten, um zu erfahren, welches Customizing noch im Einsatz ist, um dieses dann beim nächsten Upgrade überflüssig zu machen. Das ist auch ein Anreiz für unsere Kunden, ihre Applikationen auf den neuesten Stand zu bringen, weil wir Schritt für Schritt die Notwendigkeit für Anpassungen abbauen. Es ist auch ein gutes Argument, Anwender anderer Produkte für einen Umstieg zu überzeugen, weil der Aufwand in aller Regel hoch ist, dieses Customizing zu pflegen.
CW: Gerade hier in Deutschland ist es für viele Anwenderunternehmen nicht einfach, die richtige Balance zu finden zwischen Standard und Customizing. Viele haben ihre Systeme extrem stark angepasst.
Phillips: Das ist eine sehr schlechte Angewohnheit, nicht nur hier in Deutschland. Dieses Problem tritt weltweit auf. Das liegt an den großen Systemintegratoren, die genau das wollen, nämlich diese Softwaresysteme extrem stark individuell anpassen. SAP hat in der Vergangenheit sehr erfolgreich Partnerschaften mit diesen Systemintegratoren aufgebaut und gepflegt. Das ist sehr lukrativ für SAP. Nur die Kunden haben dann das Problem, dass dieses Customizing sehr teuer kommt und lang dauernde Projekte nach sich zieht. Wir haben keine Partner, die so denken. Das ist nicht unsere Strategie. Wir zielen nicht auf jahrelange Projekte ab. Wir wollen unsere Software-Implementierungen zügig abschließen, damit unsere Software beim Kunden arbeitet. Die Kunden sollen nicht mit langwierigem Consulting belastet werden.
CW: Wie kommt diese Botschaft im Markt an?
Phillips: Ich glaube, dass sich der Markt in Richtung unserer Vorstellungen bewegt. Viele Anwender haben mittlerweile verstanden, dass extremes Customizing ein Fehler gewesen ist – auch SAP-Kunden. Das waren zumindest unsere Erfahrungen, als wir unsere Software in SAP-Accounts wie beispielsweise bei Siemens verkauft haben. Diese Unternehmen haben erkannt, dass man nicht ständig immer mehr Geld in die Software pumpen kann. Inzwischen ist ein Wandel im Markt zu beobachten. Die Anwender orientieren sich stärker an Standard-Produkten.
CW: Wie wichtig sind für Sie ERP-flankierende Bereiche wie BI, CRM oder CRM? Investieren Sie an dieser Stelle?
Phillips: Wir investieren in diese Funktionen. Wir nennen das allerdings „In-Context-BI“. Das bedeutet, BI als Teil der Applikation zu integrieren. BI erscheint, wenn die Anwender mit den Applikationen arbeitet. Wenn ein Anwender eine Transaktion bearbeitet, bieten wir ihm In-Context-Apps, die ihm die gewünschten zusätzlichen Business-Informationen zu dieser Transaktion bieten, an der er gerade arbeitet. Wenn der User eine Bestellung bearbeitet, findet er an der Seite zum Beispiel Applets, die ihm zusätzliche Informationen zu dem entsprechenden Kunden oder dem Auftrag geben. Diese Daten muss sich der Anwender sonst in aller Regel an verschiedenen Stellen im System zusammensuchen. Wir glauben allerdings, dass diese Dinge zusammengehören. Diese Funktion sollten nicht von der Applikation getrennt sondern Teil der Applikation sein. Deswegen heißt es bei uns auch In-Context-BI. Dieser Ansatz ist für die Nutzer komfortabler und nützlicher. Sie müssen gar nicht groß überlegen und die benötigten Funktionen suchen – sie sind einfach da.
CW: In der Vergangenheit war es für Ihre Kunden nicht immer einfach, den Überblick über den Software-Katalog von Infor zu behalten. Gibt es an dieser Stelle Pläne, das Portfolio zu straffen beziehungsweise zu vereinfachen?
Phillips: Im Grunde ist es gar nicht so kompliziert, wie viele immer meinen. Es sind etwa zehn Produkte, mit denen wir über 70 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften. Auf diese Kernprodukte konzentrieren wir uns. Wir haben eine Suite im Programm, die alle ERP-Funktionen bietet und darüber hinaus die Anforderungen vieler Branchen abdeckt. Infor arbeitet vor allem auch daran, diese Branchenfunktionen weiter zu vertiefen. Das ist auch das, was die Kunden am meisten kaufen, und deshalb stecken wir hier auch den meisten Aufwand hinein.
CW: Wie stark wollen sie diese Branchenorientierung ausprägen?
Phillips: Die verschiedenen Branchen haben einfach unterschiedliche Anforderungen: Die Produktionsprozesse funktionieren bei einem Automobilhersteller ganz anders als in einer Großbäckerei. Andere Dinge rund herum sind dagegen Standard, wie die Buchhaltung oder das Kunden-Management. An dieser Stelle bieten wir den Kunden Standardprodukte. Es ist alles viel einfacher, als es vielleicht früher den Anschein hatte.
CW: Ist es denn Ihre Strategie, die Kunden, die eher Nischenprodukte einsetzen, dazu zu bewegen, auf diese Kern-Suite zu wechseln?
Phillips: Wir sehen diese Wechselbewegungen bereits. Das liegt aber nicht daran, dass wir unsere Kunden dazu drängen, sondern vielmehr daran, dass unsere Kernprodukte Funktionen bieten, auf die die Kunden schon gewartet haben, beziehungsweise die weiteres Customizing der alten Systeme obsolet machen. Andere Anwender kommen zu uns, wenn Konkurrenten die Unterstützung einzelner Produkte einstellen und dann ein schwieriges Upgrade auf die Anwender zukommen würde. Oder auf die Anwender kommt viel Arbeit zu, weil sie ihre Anpassungen nicht in die neue Version mitnehmen können und das Customizing quasi von vorn beginnen müssten. Das sind die Momente, in denen sich die Anwender im Markt umsehen, was es dort draußen noch für andere Produkte gibt. Wir ermutigen sie, in solchen Upgrade-Situationen über Alternativen nachzudenken.
CW: Bei Oracle hatten Sie in der Vergangenheit maßgeblichen Anteil an der Akquisitionsstrategie. Wie wichtig sind Zukäufe für Infor?
Phillips: Das ist ein Teil unserer Geschäftsstrategie. Es gab, glaube ich, fünf seitdem ich Infor leite – eine größere mit Lawson. Wir werden uns auch in Zukunft nach interessanten Firmen umsehen. Der Markt zeigt sich teilweise sehr fragmentiert, beispielsweise in bestimmten Branchen. Mit SAP, Oracle und Infor gibt es global gesehen drei große Anbieter im Markt. Allerdings verbuchen wir drei nur vielleicht etwa 45 Prozent des Marktvolumens. Es gibt also noch etliches Potenzial, was Akquisitionen betrifft. Die Kunden tendieren eher dazu, mit weniger Softwarelieferanten zusammenzuarbeiten. Nicht mit einem einzelnen, sondern mit einigen wenigen. Wir werden weiter daran arbeiten, unsere Branchenexpertise auszubauen, und wenn es in für uns interessanten Bereichen gute Industrieanbieter gibt, dann werden wir auch weiter dieses Knowhow zukaufen.
CW: Zuletzt gab es einiges an Bewegung im ERP-Markt durch neue Computing-Paradigmen wie Cloud-Computing, Mobile und Social-Network-Funktionen in Business Software. Was bedeutet das für Ihre Softentwicklung?
Phillips: Das ist sehr wichtig für uns. Wir stecken in all diese Bereiche Entwicklungsressourcen. Es gibt Projekte und auch schon fertige Produkte, beispielsweise für die Cloud Multi-tenant-fähige Anwendungen. Wir konzentrieren uns in diesem Bereich auf Hybrid-Cloud-Architekturen, in denen bestimmte Lokationen in der Cloud arbeiten, andere aber klassisch On-premise-Applikationen nutzen. Diese beiden Modelle können wir unter einen Hut bringen, mit einem einheitlichen Single-Sign-on. Die Multitenant-Software lässt sich genauso on-premise betreiben. Diese Flexibilität ist für die Kunden sehr nützlich. Wir arbeiten seit einiger Zeit auch daran, Social-Network-Funktionen in unsere Applikationen zu integrieren. Das funktioniert ähnlich wie unser Modell in Sachen BI. Diese Funktionen sind integraler Bestandteil der Applikation beziehungsweise der damit zusammenhängenden Business-Prozesse, beispielsweise Chat-Funktionen, über die Mitarbeiter Informationen und Daten austauschen können. Wir bauen aber keine separate Social-Network-Plattform, die getrennt von den Anwendungen funktioniert, wie manche andere Anbieter vorgehen. Wir haben beide Aspekte miteinander integriert.
CW: Wie wird sich Cloud Computing weiterentwickeln? Glauben Sie, dass on-Premise-Anwendungen in fünf oder zehn Jahren vom Markt verschwinden werden?
Phillips: Ich glaube nicht, dass on-premise komplett vom Markt verschwinden wird. Sicherlich gibt es einen Trend in Richtung Cloud Computing. Große Konzerne können ihre IT-Infrastrukturen jedoch genauso effizient auslasten und betreiben wie zum Beispiel Amazon. Doch gerade für kleine und mittelgroße Unternehmen gibt das Cloud-Modell sehr viel Sinn. Die können nicht die Skaleneffekte erzielen wie die Großkonzerne und haben in aller Regel auch nicht das erforderliche Knowhow. Darüber hinaus hängt die Cloud-Nutzung sicherlich auch von der jeweiligen Branche ab. Unternehmen aus der Luftfahrt- oder Rüstungsindustrie mit vielen sensiblen und geheimen Informationen und Daten werden ihre Systeme kaum einer Cloud anvertrauen.
 *Martin Bayer ist Redakteur der Computerwoche.


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