Längere Haltbarkeit von Batterien durch bessere Mediendichtheit

Forscher der Hochschule Aalen arbeiten an einer sicheren Abdichtung. [...]

Prof. Dr. Achim Frick (l) und Marcel Spadaro, M.Sc., forschen an Möglichkeiten, die Lebensdauer von Batterien zu verlängern (c) Hochschule Aalen – Gaby Keil
Prof. Dr. Achim Frick (l) und Marcel Spadaro, M.Sc., forschen an Möglichkeiten, die Lebensdauer von Batterien zu verlängern (c) Hochschule Aalen – Gaby Keil

Damit Elektroautos wirklich umweltfreundlicher sind als herkömmliche Benzin- oder Diesel-Fahrzeuge, muss die Batterie für eine positive Ökobilanz mindestens 100.000 Kilometer lang halten. Das geht aber nur, wenn das Batteriegehäuse und die Poldurchführungen der Batterien sicher abgedichtet sind und beispielsweise keine Luftfeuchtigkeit oder Sauerstoff aus der Atmosphäre in die Batteriezelle eindringen können oder gar die Batteriezellen auslaufen. Prof. Dr. Achim Frick von der Hochschule Aalen arbeitet an der Herstellung dichter Metall-Kunststoffverbunde und hat mit seinem Team einen Prototyp einer entsprechenden Poldurchführung entwickelt.

„Wir forschen an einer wichtigen Fragestellung für die Produktion von langlebigen Batteriezellen und geeigneten, kunststofftechnischen Lösungen“, erklärt Prof. Dr. Achim Frick, Leiter des Institute of Polymer Science and Processing (iPSP) an der Hochschule Aalen. Mit renommierten Kooperationspartnern wie den Firmen Gindele GmbH und Dr. Wiesner Steuerungstechnik GmbH forscht er im Verbundprojekt „InDiQuant“ an der Realisierung mediendichter Kontaktdurchführungen, um unter anderem auch die Dichtheit von Batteriezellen zu verbessern.

Welche Bedeutung die Batterie-Forschung hat, zeigt die diesjährige Vergabe des Chemie-Nobelpreises: Mit John Goodenough, Stanley Whittingham und Akira Yoshino wurden drei Wissenschaftler ausgezeichnet, die sich der Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien verschrieben haben.

Die Produktion von langlebigen Batteriezellen, die im Durchschnitt mindestens zehn Jahre technisch einwandfrei funktionieren sollen, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg der Elektromobilität. Denn die Herstellung einer Batterie für ein Elektroauto verursacht bei der Herstellung ungefähr so viele CO2-Emmissionen wie bei einem benzin- oder dieselbetriebenen Fahrzeug in 100.000 Kilometern Fahrstrecke ausgestoßen werden.

„Diese gewünschte lange Batterie-Haltbarkeit ist aktuell noch nicht sicher gegeben. Ein zentrales Puzzleteil zur Verlängerung der Lebensdauer der Batteriezelle ist ihre Dichtheit. Wir arbeiten an geeigneten Lösungen“, so Frick.

Das Innere der Batteriezelle muss geschützt werden

Um zu verhindern, dass weder aggressiver Elektrolyt aus der Zelle entweicht noch Sauerstoff oder Feuchtigkeit von außen hineingelangen, müssen die elektrisch leitenden, metallischen Pole der Batterie – die sogenannten Kontaktdurchführungen – sowohl elektrisch isoliert als auch langzeitsicher abgedichtet werden. Das ist nur möglich, wenn die Grenzfläche zwischen dem Metall und dem elektrischen Isolator Kunststoff an der Stelle mediendicht ist, wo der metallische Leiter den Kunststoff durchdringt. „Nur so kann das Innere der Batteriezelle ausreichend geschützt und Funktionsstörungen oder sogar ein Ausfall vermieden werden“, erklärt Marcel Spadaro M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt.

Die Stellen, wo das Metall des elektrischen Leiters und der ihn umgebende Kunststoff aneinandergrenzen, sind der Knackpunkt in Bezug auf die Dichtheit der Batterie. Denn hier treffen zwei Werkstoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften aufeinander. Je dichter die Kontaktstellen der beiden unterschiedlichen Materialien sind, desto länger ist die Lebensdauer der Batterie.

„Bis heute besteht keine umfassende Kenntnis darüber, wie sich eine ausreichend mediendichte Kontaktführung herstellen lässt, um zum Beispiel Batteriezellen langzeitfunktionssicher abzudichten“, erklären Frick und sein Doktorand Spadaro die Problematik. Weder sind geeignete Materialkombinationen für die Herstellung noch optimale Fertigungsbedingungen zum Erreichen eines mediendichten Verbundes ausreichend erforscht. Außerdem gibt es bisher keine praxisgeeignete Messtechnik, um die Dichtheit einer Kontaktdurchführung zu beurteilen.

Ziel der Forschungsgruppe ist es daher, die Einflussfaktoren auf die Mediendichtheit einer Kontaktdurchführung aus einem Metall-Kunststoffverbund zu ergründen und schließlich ein Messverfahren zu entwickeln, das bereits während der Fertigung die Mediendichtheit prüft.

Auf der Suche nach der besten Materialkombination

Die Wissenschaftler haben dazu einen realitätsnahen Demonstrator entwickelt. Dieser erlaubt die Herstellung gezielter Materialkombinationen aus Metall und Kunststoff im Spritzgießverfahren unter definierten Prozessbedingungen sowie die anschließende Untersuchung der Haftfestigkeit des metallischen Leiters im Kunststoff und der Mediendichtheit der Grenzflächen zwischen Metall und Kunststoff.

Von den Forschungsarbeiten profitieren nicht nur Batteriezellen für Elektroautos, sondern alle Arten von elektrischen Kontaktdurchführungen zur Daten- und Energieübertragung, die z.B. auch in Herzschrittmachern, Steckverbindungen oder Sensorkabeln verwendet werden.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*