Oracle-Chef Lawrence "Larry" Ellison hatte für diese Woche große Cloud-News versprochen. Und die gibt es - nach dem Azure-Deal mit Microsoft gab Oracle gestern eine weitreichende Kooperation mit Salesforce.com bekannt. [...]
Oracle und Salesforce haben eine breite, auf neun Jahre hin angelegte Allianz verkündet. Und die ist breiter als viele erwartet hatten: Salesforce wird seine Software-Services auf jeder Menge Software und Hardware (!) von Oracle standardisieren und neben den eigenen Cloud-Applikationen auch viele von Oracle vertreiben.
Salesforce wird auf Oracle Linux (das wiederum auf Red Hats Distribution basiert) laufen und seine Cloud-Anwendungen auf den „Exadata“-Maschinen von Oracle betreiben. Das dürfte der Hardware-Sparte von Oracle einigen Rückenwind verschaffen – die ist seit der Übernahme von Sun Microsystems im Jahr 2010 stetig im Abwind.
Oracles Finanzchefin Safra Catz hatte in der Telefonkonferenz mit Analysten zu den jüngsten Quartalszahlen in der vergangenen Woche bereits orakelt, der Hardware-Bereich werde nach einer Reihe von Quartalen mit Umsatzrückgang wieder wachsen, und zwar möglicherweise schon ab dem laufenden Quartal – nun ist klar, was sie damit gemeint hat.
Ein Umstieg auf Exa-Hardware sei vom größten SaaS-Anbieter weltweit schon eine enorme Anerkennung, der auch andere Anwender folgen könnten, schreibt dazu Arik Hessedahl bei „All Things D“. Om Malik ergänzt bei „GigaOM“, dass Dell – der bisherige Hardware-Lieferant von Salesforce.com – damit einen wichtigen Kunden verliert.
Salesforce.com wächst beständig und nimmt gerade Kurs auf das erste Geschäftsjahr mit vier Milliarden Dollar Umsatz. Größter Kunde ist seit letzten Jahr Hewlett-Packard (HP), gefolgt von der japanischen Regierung. Neben dem angestammten CRM-Geschäft (Customer Relationship Management) hat die Firma immer wieder andere Cloud-Anbieter mit anderen Spezialitäten übernommen, zuletzt gerade ExactTarget für 2,5 Milliarden Dollar.
Oracle wird im Zuge der Partnerschaft die CRM-Lösung von Salesforce.com mit seinen eigenen HR- (Human Resources) und Finanzanwendungen integrieren – das bedeutet natürlich auch eine stärkere Konkurrenz für die SAP und deren Cloud-HR-Aktivitäten nicht zuletzt aus der milliardenschweren Übernahme von Successfactors; gleichzeitig vergrätzt Salesforce seinen bisherigen Partner Workday. Salesforce wird die Oracle-Produkte nicht nur intern verwenden, sondern sie auch zusammen mit seinem CRM vertreiben.
Oracle ist allerdings selbst ein großer CRM-Anbieter und wird Salesforce in diesem Bereich auch weiterhin direkte Konkurrenz machen. Larry Dignan bei „ZDNet“ wertet die Ankündigung nicht nur deswegen als deutlich positiver für Oracle.
Mit dem Cloud-Schulterschluss haben Ellison und Salesforce.com-CEO Marc Benioff offenbar endlich ihr Kriegsbeil begraben. Benioff war früher selbst bei Oracle und wurde zeitweise sogar als „Kronprinz“ für die Ellison-Nachfolge gehandelt, bevor er sich mit seinem Chef überwarf, Oracle verließ und sich mit Salesforce selbstständig machte. Beide CEOs lieferten sich dann immer wieder heftige Verbalattacken (auch wenn Salesforce.com schon immer auf der Oracle-Datenbank lief). Die Privatfehde eskalierte zuletzt richtig vor zwei Jahren, als Ellison Benioff von einer Keynote auf der Hausmesse Oracle Openworld auslud.
* Thomas Cloer ist Redakteur der deutschen Computerwoche.
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