LeanIX Studie: Erst 12 Prozent der Unternehmen haben SAP S/4HANA-Transformation abgeschlossen

Mit dem Wechsel auf SAP S/4HANA versprechen sich Unternehmen Innovationen voranzutreiben oder Prozesse zu optimieren. Doch die hohe Komplexität der bestehenden ERP-Landschaften und die mangelhafte Zusammenarbeit der verschiedenen Teams erweisen sich als Hürden. [...]

Mangelnde Kollaboration von Business-, Projekt- und IT-Teams ist eine der Hürden, die der SAP S/4HANA-Transformation im Wege steht. (c) Werner Heiber / Pixabay
Mangelnde Kollaboration von Business-, Projekt- und IT-Teams ist eine der Hürden, die der SAP S/4HANA-Transformation im Wege steht. (c) Werner Heiber / Pixabay

Der bereits zweite LeanIX SAP S/4HANA Survey des SaaS-Anbieters LeanIX wurde im April/Mai 2022 durchgeführt. An der Befragung nahmen IT-Verantwortliche aus insgesamt 98 Unternehmen teil, bei denen es sich um LeanIX-Kunden und Interessenten handelte. 70 Prozent der Befragten kommen aus Europa, weitere 20 Prozent aus den USA – und die große Mehrheit arbeitet in Firmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten. 

Zahlreiche Gründe sprechen für SAP S/4HANA-Transformation

Auch wenn das Ende der Mainstream-Wartung für SAP ECC im Jahr 2027 ohnedies den Wechsel zu SAP S/4HANA erfordert: Die Mehrheit der Unternehmen hat das geschäftliche Potenzial dieser ERP-Lösung erkannt, die für die Transformation sprechen.

21 Prozent der Befragten wollen mit SAP S/4HANA Innovationen vorantreiben und das Business wandeln, weitere 33 Prozent sehen die Chance, im Zuge der Transformation ihre geschäftlichen Prozesse zu optimieren. Man sollte annehmen, dass die meisten Unternehmen bereits umgesetzt haben, was so bedeutend für ihr Geschäft sein kann. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie die Befragung von LeanIX zeigt. 

Wenige Unternehmen haben SAP S/4HANA-Transformation bereits abgeschlossen 

Auch wenn nahezu alle befragten Unternehmen zukünftig mit SAP S/4HANA planen, haben bisher nur 12 Prozent diese Transformation komplett vollzogen – und ebenso viele haben den Zeitpunkt oder die Entscheidung über das Vorhaben vertagt. Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass sich drei Viertel der internationalen Firmen aktuell im Transformationsprozess befinden, wobei die meisten noch mit der Evaluation und Vorbereitung befasst sind. 

Wieviel Zeit haben die Unternehmen für die Transformation benötigt oder planen Sie ein? Mit 36 Prozent geben die meisten einen Zeitraum von mehr als drei Jahren dafür an, weitere 31 Prozent nennen zwei bis drei Jahre. Was zunächst nach einem komfortablen Planungshorizont bis zum Jahr 2027 klingt, erweist sich auf den zweiten Blick als knappes Timing. Denn über den tatsächlich benötigten Zeitbedarf bestehen offenbar große Unsicherheiten: 30 Prozent der Unternehmen sagen, dass der veranschlagte Zeitraum für die Transformation nicht ausreichend war oder sein wird – und mit 37 Prozent kann der größte Teil der Befragten nicht einmal eine Einschätzung dazu treffen. Woran liegt das? 

Hohe Komplexität der bestehenden ERP-Landschaften

Wer ein SAP S/4HANA-Transformationsvorhaben beginnt, muss sich im ersten Schritt mit der bestehenden ERP-Landschaft des Unternehmens auseinandersetzen. Drei Viertel aller Unternehmen nutzen weltweit mehrere ERP-Systeme – und in mehr als der Hälfte der Firmen ist über SAP hinaus noch mindestens ein ERP-System eines weiteren Anbieters im Einsatz. Sei es durch spezialisierte Lösungen für verschiedene Geschäftsbereiche, länderspezifische Besonderheiten oder die Akquise neuer Tochterfirmen mit etablierten Strukturen. Mehr als ein System und mehr als ein Anbieter: So lässt sich die komplexe Ausgangssituation der meisten ERP-Landschaften zusammenfassen. 

Damit endet die Komplexität nicht. Über zwei Drittel der befragten IT-Experten geben an, dass sich die ERP-Landschaft ihres Unternehmen auch durch ein hohes Maß an Anpassung mit einer Vielzahl individuell konfigurierter Komponenten auszeichnet: 

Diese strukturellen Besonderheiten sind sicher mit ein Grund, dass fast die Hälfte der Befragten es im Rahmen der Transformation als große Herausforderung wahrnimmt, die Abhängigkeiten zwischen den ERP-Systemen und der umgebenden Softwarelandschaft zu identifizieren und abzubilden. 

Nur in 20 Prozent der Unternehmen ist ein derart umfassender Überblick sofort oder in weniger als einem Monat verfügbar. Die meisten brauchen dafür erheblich länger: 47 Prozent der Befragten geben an, dass sie mehr als drei Monate benötigen, um alle ERP-Lösungen und andere im Unternehmen vorhandenen Applikationen und Systeme mit ihren wechselseitigen Abhängigkeiten darzustellen. Dies vor der Migration zu prüfen, ist aber die Voraussetzung, damit das operative Geschäft im Lauf des Transformationsvorhabens nicht oder nur minimal beeinträchtigt wird. 

Größte Hürde bei der SAP S/4HANA-Transformation ist Abstimmung zwischen Teams 

Zudem stehen Unternehmen in der Transformation nicht nur einer meist hoch komplexen ERP-Landschaft gegenüber. Gerade bei einer Transformation aus Business-Perspektive – wie sie von der Mehrheit der Unternehmen angestrebt wird – müssen alle Stakeholder eingebunden werden, um die notwendigen tiefgreifenden Veränderungen mitzugestalten und mitzutragen. Es ist daher nicht überraschend, dass die Befragten in der Abstimmung zwischen den an der Transformation beteiligten Teams die größte Herausforderung sehen – die Koordination von Business-, Projekt- und IT-Teams wird von zwei Dritteln der Studienteilnehmer als große Aufgabe beschrieben. Und es ist ebenfalls bemerkenswert, dass kein einziger der befragten IT-Experten diesen Abstimmungsprozess für komplett unproblematisch hält: 

Herausforderungen in einem Prozess sind zunächst einmal Hürden, die es zu überwinden gilt. Dass dies aktuell nur schlecht gelingt, zeigt der Blick auf die grundsätzliche Zusammenarbeit zwischen SAP-Teams und Enterprise Architekten – nur ein Drittel der befragten Unternehmen berichtet von einer engen Zusammenarbeit dieser Teams: 

Für die SAP S/4HANA-Transformation sind das keine gute Nachrichten. Gerade Enterprise-Architekten können mit Hilfe moderner EA-Tools und einem datengetriebenen Ansatz einen entscheidenden Beitrag leisten, um Transparenz über die hochkomplexen ERP-Landschaften und die Abhängigkeiten zur restlichen Softwareumgebung herzustellen. Doch offenbar werden genau diese Experten häufig nicht eingebunden: Nur 38 Prozent der Befragten halten die Einbeziehung der Enterprise-Architekten in die SAP S/4HANA-Transformation ihres Unternehmens für ausreichend. 

Fazit: Unternehmen können SAP S/4HANA-Transformationen beschleunigen 

Bei der Migration zu SAP S/4HANA lassen sich einige Hürden identifizieren, die den Prozess erschweren und das Potenzial haben, den Zeitplan durcheinander zu bringen. Wie erwähnt sind das ein hohes Maß an Komplexität in den bestehenden ERP-Landschaften und die Schwierigkeit, die verschiedenen Teams im Unternehmen in Einklang zu bringen.

„Den Unternehmen läuft bei der Umstellung auf SAP S/4HANA die Zeit davon“, warnt LeanIX-CEO André Christ. „Wir haben festgestellt, dass nur ein Drittel diese Transformation innerhalb des geplanten Zeitrahmens abschließt. Unternehmen müssen sich dringend auf Maßnahmen konzentrieren, die den Prozess beschleunigen. Der entscheidende Schritt ist eine effektive Zusammenarbeit zwischen den Business-, Projekt- und IT-Teams“, so Christ. Das mache die Transformation nicht nur schneller, sondern stelle darüber hinaus ihren dauerhaften geschäftlichen Nutzen sicher. 

Viele internationale Unternehmen lassen zudem eine wertvolle Ressource gegenwärtig noch ungenutzt und verzichten auf die Expertise ihrer eigenen Spezialisten: Die Zusammenarbeit von Enterprise-Architekten und SAP-Teams sowie die Einbindung der EA-Verantwortlichen in die SAP S/4HANA-Transformation ist stark ausbaufähig. Dabei könnten sie besonders dabei helfen, die Komplexität von Strukturen zu bewältigen und eine gemeinsame Sprache für Business und IT zu schaffen. Damit halten Unternehmen den Schlüssel für eine erfolgreiche SAP S/4HANA-Transformation selbst in der Hand. 

Interessierte können unter Angabe von Name und E-Mail den SAP S/4HANA Survey hier herunterladen.

 


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*