Um zu klären, ob BitTorrent als legaler Vertriebskanal taugt, hat Radiohead-Frontman Thom Yorke sein neues Solo-Album als BitTorrent-Bundle bereitgestellt. [...]
Nach knapp einer Woche ist für BitTorrent klar, dass das Experiment ein Erfolg war – denn bis Donnerstag (Ortszeit) gab es über eine Mio. Downloads. Allerdings hat das Unternehmen verabsäumt aufzuschlüsseln, wie viele Nutzer wirklich das komplette Album gekauft haben. Denn die Download-Statistik umfasst auch jene, die sich mit der kostenlosen Single-Auskoppelung begnügen.
Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es die BitTorrent-Bundles. Sie bieten die Möglichkeit, Interessenten mit Kostproben zu locken und für die Freigabe des Inhalts eine Gegenleistung zu fordern. Bislang haben Künstler das aber eher zu Promotion-Zwecken genutzt und beispielsweise Facebook-Likes gefordert. Bei Thom Yorke geht es wirklich um das Geld. Wer mehr als die Single „A Brain in A Bottle“ will, muss sechs Dollar zahlen – erst dann gibt es das komplette Album. Filesharing wird also zur potenziellen Einnahmequelle für den Künstler.
Die Veröffentlichung von „Tomorrow’s Modern Boxes“ als BitTorrent-Bundle ist ein Experiment, ob man mit diesem Ansatz wirklich ein breites Publikum erreichen kann. „Wenn das gut funktioniert, könnte es eine effektive Art sein, den Menschen, die die Werke schaffen, wieder etwas Kontrolle über den Internet-Handel zu geben“, meint Yorke zum Start.
Für BitTorrent ist über eine Mio. Downloads später klar, dass es funktioniert. Allerdings kann man dem Unternehmen vorhalten, dass es sich nicht die Mühe gemacht hat, die tatsächlichen Albenkäufe separat aufzuschlüsseln. Theoretisch könnte es sein, dass eine überwältigende Mehrheit der Downloader nur die Single gehört hat.
Hat freilich ein nennenswerter Anteil der Nutzer das Album wirklich gekauft, wäre das für Yorke gut. Denn von den sechs Dollar streicht BitTorrent nur zehn Prozent ein. Schon das macht den Vertriebskanal interessant. Apple beispielsweise behält bei iTunes-Musikverkäufen 30 bis 40 Prozent. Für die Künstler eröffnet sich zudem die Chance, ohne Plattenfirma – die nochmals an jedem Album mitnascht – auszukommen. Mit laut Unternehmen 170 Mio. Nutzern hat BitTorrent indes eine deutlich größere Reichweite als diverse legale Streaming-Dienste. (pte)
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