Leitfaden zur Sicherheit von Software

Software ist das Lebenselixier der Digitalisierung. Sie ermöglicht beeindruckende, neue Produkte, stellt aber auch ein Gefahrenpotenzial dar. Deswegen ist ein allgemeines Verständnis für Softwaresicherheit so wichtig. [...]

Das Cover des Bitkom-Leitfadens „Zur Sicherheit softwarebasierter Produkte“. (c) Bitkom
Das Cover des Bitkom-Leitfadens „Zur Sicherheit softwarebasierter Produkte“. (c) Bitkom

Die Digitalisierung ist in der Wirtschaft und auch der Gesellschaft angekommen. Sie eröffnet einerseits neue Möglichkeiten und Geschäftschancen. Wichtig ist dabei jedoch, dass Sicherheit in der Herstellung und Verwendung von Software von den Entwicklern und Unternehmen berücksichtigt wird. „Gut funktionierende, sichere Software ist die entscheidende Komponente für die künftige Wertschöpfung in Unternehmen“, bringt es Bitkom-Experte Frank Termer auf den Punkt. Um ein allgemeines Verständnis für Softwaresicherheit zu etablieren, das über die Fach-Community hinausgeht, hat der deutsche Digitalverband Bitkom jetzt den Leitfaden „Zur Sicherheit softwarebasierter Produkte“ erstellt. Dieser ist kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

In diesem 56-seitigen Leitfaden schreiben neun Experten und Expertinnen über den „Status Quo, Ausblick und FAQ zu Entwicklung und Betrieb softwarebasierter Produkte“ – so der Untertitel des Leitfadens.

Wer sich für dieses Thema in Bezug auf sein Unternehmen interessiert, den verweist der Bitkom zunächst auf folgenden sieben Leitfragen:

1. Wie wird Software hergestellt?

An der Entwicklung von Software sind in der Regel viele Personen beteiligt. Zunächst müssen Anforderungen an eine digitale Lösung oder ein zu entwickelndes IT-System eingeholt werden. Anschließend wird die Architektur der Software geplant. Aber nur in wenigen Fällen müssen Entwickler einen Code komplett neu schreiben. Oft können sie auf Code-Bibliotheken zurückgreifen oder sich an Open-Source-Software bedienen. Software enthält daher oft Versatzstücke aus anderer Software und wird für den speziellen Gebrauch angepasst und weiterentwickelt. Vor der Veröffentlichung wird Software idealerweise einem Stresstest unterzogen und mit Kunden unter realen Bedingungen getestet. Auch nach der Veröffentlichung muss die Software regelmäßig überarbeitet werden.

2. Warum müssen so häufig Software-Updates durchgeführt werden?

Software muss regelmäßig angepasst werden, um den Nutzern ein bestmögliches Produkt anzubieten. Daher braucht es regelmäßige Updates. In der Regel handelt es sich dabei um funktionale Updates. Diese werden zum Beispiel notwendig, wenn Service-Wartungen durchgeführt werden, oder wenn die Hersteller neue Funktionen der Software veröffentlichen. Gelegentlich werden auch Sicherheitsupdates durchgeführt, um auf neue Sicherheitslücken in der Software zu reagieren.

3. Warum ist Software nie ganz fehlerfrei?

Moderne Methoden und Werkzeuge zur Softwareentwicklung reduzieren die möglichen Fehlerquellen. Solange Software jedoch von Menschen erstellt wird, lassen sich Fehler nicht grundsätzlich ausschließen. Umfang und Komplexität moderner Software verhindern, dass solche Fehler vollständig durch analytische Verfahren, beispielsweise Tests, mit einem vertretbaren Aufwand gefunden und vor Nutzung der Software beseitigt werden können.

4. Wie gewährleisten Hersteller trotzdem eine hohe Software-Qualität?

Softwareentwickelnde Unternehmen erreichen eine möglichst umfassende Qualität im Entwicklungsprozess durch „Security by Default“ und „Security by Design.“ Dabei sind drei Aspekte essenziell: Erstens, entsprechende Sicherheitswerkzeuge sollten in die eigentlichen Software-Entwicklung integrieret werden. Zweitens, Sicherheit sollte als eine allgemeingültige Code-Kultur in den beteiligten Bereichen der Softwareentwicklung verankert werden. Drittens, die Teamorganisation. Statt einzelne Teams in Silos nebeneinander zu stellen, sollte ein gesamtheitliches cross-funktionales Team geschaffen werden, das die drei Komponenten Entwicklung, Betrieb und Sicherheit gemeinsam vorantreiben kann und einen offenen Umgang mit Wissen pflegt.

5. Was passiert, wenn Softwarefehler zu Schäden führen?

Wenn Softwarefehler auftreten, können Hersteller auch bei fehlenden Vertragsbeziehungen nach den Grundsätzen der Produkt- und der Produzentenhaftung haftbar gemacht werden. Allerdings haftet der Hersteller in diesen Fällen nur, wenn ein Softwarefehler Schäden an jenen Rechtsgütern verursacht hat, die laut Rechtsordnung einen besonderen Wert aufweisen, etwa Gesundheit oder Eigentum. Um die Haftung zu vermeiden, muss der Hersteller die aus dem Softwarefehler resultierende Gefahr beseitigen. Allgemeingültige Grundsätze lassen sich hierfür aber kaum aufstellen.

6. Woran können Nutzer „sichere“ Software erkennen?

Ein eindeutiger Beweis für sichere Software lässt sich nie liefern. Anerkannte Zertifikate können jedoch ein Indikator für qualitativ hochwertige Software sein. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Software trotz Zertifikaten nach wie vor Fehler und Sicherheitsmängel aufweist. Ein weiterer Indikator für qualitativ hochwertige Software ist, wenn in den einschlägigen Datenbanken für Sicherheitsschwachstellen keine Einträge zur jeweiligen Software vorhanden sind. Dazu zählen die Datenbanken OWASP, CWE, NVD, CAPEC, CVE, VDBs. Zudem sollte Software immer über vertrauenswürdige Lieferanten eingekauft werden.

7. Was können Nutzer tun, um den Einsatz von Software sicherer zu machen?

Eine elementare Voraussetzung für den sicheren Einsatz ist, dass die gesamte Technik dem aktuellen Stand der Entwicklung entspricht. Jedes nicht installierte Update stellt ein Risiko dar, wenn dadurch eine bekannte Sicherheitslücke offen bleibt. Dabei ist die Aktualisierung der einzelnen Komponenten kein einmaliger Vorgang, sondern ein fortwährender Prozess. Unerlaubte Zugriffe oder Missbrauch können besser vermieden werden, wenn Nutzer ihre Programme an die eigene Arbeitsweise anpassen.

Dies ist nur eine kurze Übersicht. Der Leitfaden ist natürlich viel umfassende und behandelt Themen wie die Notwendigkeit von Patches und Updates, Qualitätskontrollen, Sicherheitsanforderungen in unterschiedlichen Branchen, die Rolle des Staats im Bereich Softwaresicherheit, Zertifikate und Prüfstellen. Auch wichtige Informationen, wie Sicherheitsvorfälle erkannt werden können, welche Bedrohungen im Internet und in der IT existieren, welche Schutzmaßnahmen gesetzt werden können sowie Anmerkungen über die Verantwortung der Nutzer werden behandelt.

Der vollständige Bitkom-Leitfaden „Zur Sicherheit softwarebasierter Produkte“ ist zum kostenlosen Download verfügbar: https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Bitkom-Leitfaden-zur-Sicherheit-softwarebasierter-Produkte


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