Liberty Global gegen Vodafone um Kabel Deutschland

Vodafone hat bei der geplanten Übernahme von Kabel Deutschland mit dem Kabelnetzbetreiber Liberty Global einen finanzstarken Mitbewerber bekommen. Der Konzern, der Murdoch-Rivalen John Malone gehört, hat einen "vorläufigen Vorschlag" eingereicht, wie Vodafone am Montagabend mitteilte. [...]

Es bestehe zum jetzigen Zeitpunkt aber keine Gewissheit darüber, dass aus dem Vorschlag von Liberty Global eine Transaktion folgen werde. Auch sei nicht klar, wie die Bedingungen aussehen könnten.
KURSSPRUNG DER AKTIE
Zuvor hatte die „Financial Times“ unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, die Amerikaner hätten ein unverbindliches Angebot von etwa 85 Euro je Kabel-Aktie vorgelegt. Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone bietet dem Vernehmen nach derzeit hingegen nur 81 bis 82 Euro je Anteilsschein. Die Aktie von Kabel Deutschland reagierte mit einem Kurssprung auf die Meldung. In den ersten Handelsminuten kletterte das Papier um 3,4 Prozent.
Sowohl für Liberty als auch für Vodafone ist der Griff nach Kabel Deutschland nicht der erste. Beide sind bereits gescheitert, für beide wäre Kabel aber eine Perle in der Krone. Vodafone ist in Deutschland bereits zweitgrößter Mobilfunker, stößt aber bei Breitband an seine Grenzen. Daher rief Vodafone-Chef Vittorio Colao das Ziel aus, Kunden europaweit kombinierte Telekommunikations-, Internet- und Fernsehdienste anzubieten – zusammen mit Partnern oder im Alleingang.
Vor kurzem haben die Briten mit der Deutschen Telekom eine Partnerschaft für schnelles Festnetz-Internet geschlossen. Vodafone will das Hochgeschwindigkeitsnetz des Bonner Konkurrenten nutzen. Mit Kabel Deutschland würde den Briten im Festnetz-Breitband der große Wurf gelingen.
Kabel-Aktien befinden sich im Streubesitz, was eine Übernahme kompliziert macht. Größter Aktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund 10 Prozent. Kabel Deutschland ist der größte deutsche Kabelnetzbetreiber mit rund 8,5 Millionen Kundenhaushalten. Der Umsatz erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 1,7 Mrd. Euro.
MURDOCH ALS KONKURRENT
Malone kämpft zwar gegen Vodafone um Kabel Deutschland, sein eigentliches Ziel heißt aber Rupert Murdoch: Die beiden waren vor Jahren Geschäftspartner und haben eine tiefe Rivalität entwickelt. In Deutschland stehen sie sich als Konkurrenten im Fernsehmarkt gegenüber. Murdoch versucht seit Jahren mit Sky Deutschland hierzulande zu schaffen, was in England bereits gelang: sportlastiges Bezahlfernsehen profitabel zu machen. Liberty gehört das Kabelnetz in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Der Markt in Deutschland ist hart umkämpft, vor allem bei Filmfans. Soeben erst haben Sky und die Telekom ihre Kooperation ausgebaut: So wird die Telekom von Juli an die Fußball-Bundesliga zeigen sowie alle 50 Sky-Filmkanäle gegen Extragebühr. Zudem werben Konzerne wie Apple und Amazon mit ihren Portalen iTunes und Love-Film um Kunden.
OPTIMISMUS BEI LIBERTY GLOBAL
Malone hat bereits gezeigt, dass er es ernst meint. Liberty Global will im September mit seiner Multimedia-Plattform Horizon der Deutschen Telekom und Sky Deutschland Konkurrenz machen. „Wir haben Horizon bereits in zwei europäischen Ländern eingeführt – Irland ist als drittes gerade am Start – und sind daher sehr optimistisch, in Deutschland schnell zulegen zu können“, sagte jüngst Mike Fries, Chef von Liberty Global. Der Dienst verbindet Fernsehen und Internet.
KEINE „WIEDERVEREINIGUNG“
Nun will Liberty sein Kabelnetz auf ganz Deutschland ausweiten. Obwohl Kabel Deutschland und die Liberty-Töchter sich nirgends direkt auf die Füße treten – Kabel deckt dreizehn Bundesländer ab, Liberty die restlichen drei – gilt es als zweifelhaft, ob das Kartellamt eine Übernahme genehmigen würde. Denn dann wäre das Kabelnetz, das die Deutsche Telekom unter dem Druck der Wettbewerbshüter verkaufen musste, wieder in einer Hand.
PREISSCHLACHT ERWARTET
„Sowohl Liberty als auch Vodafone müssen sich hohe Synergien ausgerechnet haben, um so einen Preis zu rechtfertigen“, kommentierte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research die kolportierten Angebotszahlen. „Angesichts der Finanzstärke der potenziellen Bieter sowie der strategischen Bedeutung einer Übernahme von Kabel Deutschland könnte der Preis unseres Erachtens auch noch weiter steigen“, schätzt LBBW-Analyst Stefan Borscheid. Auch Händler reiben sich schon die Hände: „Die 7,5 Milliarden Euro Offerte dürfte in einer Übernahmeschlacht kaum ausreichen, um Kabel Deutschland tatsächlich zu kaufen. Der Preis dürfte noch weiter nach oben gehen“, sagte einer von ihnen.
Die Übernahme von Kabel Deutschland wird jedenfalls ein schwerer Brocken: An der Börse wird der Konzern mittlerweile mit 7,6 Mrd. Euro bewertet, hinzu kommen noch einmal 2,8 Mrd. Euro Schulden -insgesamt geht es also um mehr als 10 Mrd. Euro. (apa)


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