Das Business-Netzwerk LinkedIn möchte in China stärker Fuß fassen und hat dazu nun eine chinesischsprachige Länderversion der eigenen Seite an den Start gebracht. [...]
„Wir wollen unseren Nutzern ein lokalisierteres Service bieten“, so LinkedIn. Gleichzeitig ist man sich aber wohl auch der Zensurproblematik im Reich der Mitte bewusst, die US-Firmen einen Einstieg traditionell stark erschwert. So sollen die Inhalte auf der neuen chinesischen Plattform entsprechend den geltenden Bestimmungen und Gesetzen zensiert werden.
„Wir wissen, dass viele Geschäftsleute in China und anderen Teilen der Welt es lieber haben, wenn sie in ihrer eigenen Muttersprache miteinander kommunizieren können. Das gilt insbesondere für den Business-Bereich“, erklärt Derek Shen, Leiter des chinesischen Geschäftsbereichs bei LinkedIn, auf dem Blog des Unternehmens. Mit dem Start der chinesischen Sprachversion würden die eigenen Services lokalisierter und damit interessanter für die User. „Durch Produkte, die eine stärkere lokale Relevanz besitzen, eröffnen wir unseren Mitgliedern in China die Chance, ihre wirtschaftlichen Kontakte weiter auszubauen und erhöhen den allgemeinen Nutzen unseres Dienstes“, betont Shen.
Dass der chinesische Markt mit seinen über 500 Mio. Internetnutzern aus lukrativ erscheint, ist keine große Überraschung. Im Fall von LinkedIn markiert der aktuelle Schritt eine Intensivierung der Bemühungen, die eigene Reichweite in der asiatischen Region zu vergrößern. Eine herkömmliche englischsprachige Webseiten-Version ist auch in China bereits seit gut einem Jahrzehnt verfügbar. Mit der neuen chinesischen Variante soll die eher bescheidene Zahl von knapp vier Mio. Usern im Land aber beträchtlich nach oben katapultiert werden, so die Hoffnung.
Damit dieser Plan aufgeht, will sich das Business-Netzwerk auch den bekannt restriktiven Zensurbestimmungen in China unterwerfen. „LinkedIn unterstützt die Meinungsfreiheit und ist grundsätzlich gegen jede Regierungszensur. Zur gleichen Zeit glauben wir aber auch, dass es den Berufstätigen in China durch unsere Abwesenheit nicht verwehrt bleiben darf, sich über unsere globale Plattform mit wichtigen Kontakten zu vernetzen“, erläutert LinkedIn-CEO Jeff Weiner die Hintergründe dieser Entscheidung.
Wie schwierig es für westliche Firmen sein kann, den Fuß in den potenziell vielversprechenden chinesischen Markt zu bekommen, hat bereits das Beispiel anderer Internetkonzerne wie Facebook, Twitter oder Google gezeigt. Dabei hatte sich etwa auch der US-Suchmaschinengigant nach seinem Eintritt im Jahr 2006 anfänglich noch brav den chinesischen Zensurgesetzen gebeugt. Nachdem es neben der Zensur auch zu Hackerangriffen auf Google gekommen war, hatte der Internetriese jedoch bald beschlossen, sich dem nicht länger ausliefern zu wollen und sich mitsamt seinen Servern aus dem Land zurückzuziehen. (pte)
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