Am 19. Jänner 1983 präsentierte Apple den ersten Rechner mit graphischer Benutzeroberfläche und Mausbedienung. Nach nur zwei Jahren wurde der Lisa zwar eingestellt - Geschichte hat der Rechner trotzdem geschrieben. [...]
Die Idee für Lisa wurde erstmals 1978 formuliert, der Name geht auf Steve Jobs Tochter zurück, auch wenn Apple damals das Acronym „Local Integrated System Architecture“ verbreitete. Das ursprüngliche Konzept wurde jedoch während der Entwicklung radikal geändert. Zwei Besuche von Steve Jobs bei Xerox hatten genügt, alles über Bord zu werfen und die Pläne für die Maschine völlig umzukrempeln. Ziel: Einen Computer zu bauen, der so einfach zu bedienen sein sollte, dass selbst Laien in verwenden konnten. Mit Maussteuerung, Symbolen statt Befehlseingabe, Pop-up Menüs, usw.
Die Lisa-Entwicklung ging sehr langsam voran und bald war allen klar, dass weder Auslieferungstermin noch geplanter Verkaufspreis von 2.000 Dollar einzuhalten waren. Am 19. Jänner 1983 zeigte Apple auf der Aktionärsversammlung erstmals den Lisa – der Preis war allerdings um das Fünffache explodiert. Dafür wurde er gleich mit einer ganzen Suite an Programmen geliefert: LisaCalc, LisaGraph, LisaDraw, LisaWrite, LisaProject und LisaList. Um den hohen Verkaufspreis zu senken wurde noch im selben Jahr die Software aus dem Bundle genommen. 1984 erschien das Modell Lisa 2, das schliesslich in Macintosh XL umbenannt und bald danach endgültig eingestellt wurde.
Nach der Vorstellung des Macintosh ein Jahr danach, gab es Bausätze mit denen Anwender ihren Lisa zum Mac umrüsten konnten, wie Richard Hornung, Leiter des Apple-Service beim Apple-Systemhaus ToolsAtWork, erzählt. „Für die damals mitgelieferte Software war die Geschwindigkeit ausreichend, im Vergleich mit Visicalc oder Multiplan auf einem Apple II oder III ist der Lisa nahezu geflogen“, erinnert er sich und teilt die immer wieder geäusserte Kritik an der Performance des Lisa nicht.
LISA IN ÖSTERREICH
Auch in Österreich war der Lisa kein kommerzieller Erfolg beschieden. Mit einem Preis von 200.000 Schilling war die Maschine für private Anwender außer Reichweite. Richard Hornung, damals bei der Firma Dietmüller erinnert sich: „Vermutlich wurden weniger als 50 Lisas in Österreich verkauft.“ Auch Apples erste Festplatte „ProFile“ mit 5MB (fünf MegaByte) kostete mehr als 100.000 Schilling. Der österreichische Fachhandel bestand aus ein paar wenigen Computerhändlern, die schon früh das Potezial von Apple erkannten.
Der erste Macintosh und der Lisa waren vom selben Motorola 68000 Prozessor angetrieben; so konnte das Entwicklerteam des Macintosh nach der Einstellung des Lisa leichter auf dessen Technologien und Softwarelösungen zurückgreifen und sie für das Mac-Betriebssystem adaptieren. In der Computergeschichte gilt der Computer als erster kommerzielle Rechner mit grafischer Benutzeroberfläche und Maus. Aus heutiger Sicht steht der Lisa am Anfang der All-In-One Computer von Apple und kann daher als Vorläufer des iMac gesehen werden. (pi)
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