Low-Code: Von der Krisentechnologie zur Kerntechnologie

Die Mendix-Umfrage „State of Low-Code 2022“ zeigt, dass die Akzeptanz von Low-Code von 77 Prozent im Jahr 2021 auf 94 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist – und zwar einschließlich der Bereiche Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Einzelhandel, öffentlicher Sektor und industrielle Fertigung. [...]

Etwa drei von zehn Befragten sind der Meinung, dass Low-Code den Organisationen hilft, das wachsende Datenvolumen zu bewältigen. (c) Unsplash
Etwa drei von zehn Befragten sind der Meinung, dass Low-Code den Organisationen hilft, das wachsende Datenvolumen zu bewältigen. (c) Unsplash

Mendix hat vor kurzem die Ergebnisse der Umfrage „State of Low-Code in Key Verticals 2022“ bekanntgegeben. Die Studie zeigt, dass die meisten Unternehmen bis 2024 eine häufigere Nutzung von Low-Code als traditionelles Coding erwarten. Diese Einschätzung wird von den Gartner-Analysen bestätigt, die bis 2025 von einem Anteil von rund 70 Prozent mit Low-Code oder No-Code-Technologien entwickelter Unternehmensanwendungen ausgehen. Im Jahr 2020 waren es weniger als 25 Prozent.

Die Studie zeigt auch, dass sich Low-Code in 69 Prozent der befragten Unternehmen von einer Krisentechnologie zu einer Kerntechnologie entwickelt hat. 94 Prozent dieser Unternehmen nutzen Low-Code, im Jahr zuvor waren es nur 77 Prozent.

Die von Mendix initiierte und vom Marktforschungsunternehmen Reputation Leaders durchgeführte Umfrage spiegelt die Erfahrungen, Beobachtungen und Meinungen von Führungskräften in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA wider. Die Befragten sind in den Bereichen Banken, Finanzdienstleistungen, Versicherungen, öffentlicher Sektor, industrielle Fertigung und Einzelhandel tätig. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 8. bis zum 20. Juni 2022 durchgeführt.

„Die Art und Weise, wie wir unsere Unternehmen führen, hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Es ist heute ausschlaggebend, den Betrieb zu digitalisieren und mit Kunden und Mitarbeitern über verschiedene Wege und Touchpoints zu interagieren“, sagt Tim Srock, CEO von Mendix. „Gleichzeitig erfordern die wachsende Komplexität der Technologie und die zunehmende Geschwindigkeit des Geschäftsbetriebs den Einsatz von Low-Code, um sicherzustellen, dass technologisch ein geschäftlicher Mehrwert geleistet sowie schnell und agil umgesetzt werden kann.“

Allgemeine Trends

Unternehmen nutzen Low-Code als Grundlage für die digitale Transformation. Da Investitionen in effektive Technologien strategische Bedeutung haben, werden sie von der Führungsebene, einschließlich CEOs, CIOs und Chief Digital Officer, vorangetrieben. Etwa 70 Prozent der Befragten sehen Low-Code als einen festen Bestandteil ihres Geschäfts.

Viele der befragten Unternehmen sind sich einig, dass Investitionen in neue Technologien während der Pandemie essentiell für den Fortbestand des Unternehmens waren. Nach eigenen Angaben hätte jedes neunte Unternehmen den Betrieb ansonsten aufgrund von Kundenverlust, Imageschäden, Preiserhöhungen, verlorenen Einnahmen oder der Entlassung von Mitarbeitern schließen müssen.

Bei allen Unternehmen, die während der Pandemie auf Low-Code setzten, haben sich die Prioritäten mit den veränderten makroökonomischen Bedingungen und Kundenerwartungen weiter verändert. Im Jahr 2021 wurde Low-Code aus Gründen der Zusammenarbeit, der Kostensenkung und der Geschwindigkeit eingesetzt. Jetzt beschleunigt Low-Code die Entwicklung von Kundenportalen, Produktivitätsanwendungen und Unternehmenssoftware. Ziel ist es, die Flexibilität des Unternehmens zu erhöhen, die Einführung von Technologien zu erleichtern und Sicherheit von Beginn an in die Anwendungen mit einzubauen. Vier von zehn Unternehmen nutzen Low-Code bereits für geschäftskritische Anwendungen.

„Die Mehrheit der führenden Unternehmen, unabhängig von der Branche, nutzt Low-Code, um qualitativ hochwertigere digitale Erlebnisse zu schaffen, die Back-End-Automatisierung zu verbessern und die allgemeine Geschäftsagilität zu erhöhen“, sagt Ron Wellman, Head of Industry Clouds bei Mendix. „Sie benötigen eine Low-Code-Plattform, die schnelle Veränderungen, die Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und IT, die Erneuerung von Legacy-Systemen und eine Anpassung an die sich verändernden Erwartungen von Kunden und Mitarbeitern unterstützt. Um die Wertschöpfung für unsere Kunden zu beschleunigen, haben wir mit branchenführenden Integrationspartnern und ISV-Lösungsentwicklern branchenspezifische Ökosysteme für die wichtigsten Branchen geschaffen, um die Mendix-Plattform mit zusätzlichen anpassbaren Vorlagen, Konnektoren und Lösungen zu füllen, z. B. für die Underwriting-Automatisierung im Versicherungswesen, das institutionelle Onboarding im Bankwesen sowie den Schichtwechsel im Einzelhandel.“

Low-Code entwickelt sich von einer unterstützenden zu einer führenden Rolle in der Produktion

Während der Pandemie nutzten die Hersteller Low-Code für die Verbindung mit Peripheriegeräten sowie zur Unterstützung von Logistik und Qualitätsbewertung. Heute wird der größte Bedarf an Low-Code in den Bereichen IT (50 Prozent), Produktionstechnik (43 Prozent), Produktdesign und Qualitätskontrolle gesehen. Low-Code wird auch eingesetzt, um die Zusammenarbeit über mehrere Bereiche, Disziplinen und Regionen hinweg zu verbessern und um mit Transportunternehmen und Zulieferern in Kontakt zu treten (64 Prozent). Ein vorrangiges Ziel ist die Nutzung von Low-Code als Brücke zwischen IT und OT.

Einige Unternehmen nutzen Low-Code, um eigenentwickelte Altsysteme für Qualitäts- oder Fertigungsprozesse zu ersetzen. Für 39 Prozent der befragten ist es wichtig, dass sich die Low-Code-Anwendungen in bestehende Altsysteme integrieren lassen. Die Mehrheit (63 Prozent) nutzt Low-Code unter anderem, um Transport-, Logistik- und Lieferkettenprobleme zu lösen.

Die beiden wichtigsten Vorteile bei der Anwendung von Low-Code in der Fertigung sind der Umfrage zufolge die verbesserte Echtzeit-Prozesstransparenz (39 Prozent) und die verbesserte Echtzeit-Datentransparenz (38 Prozent). Zusätzlich unterstützt die Datenintegration diese Vorteile. Sie ermöglicht auch die gemeinsame Nutzung von Daten außerhalb der Konstruktion, eine verbesserte Auftragsvergabe und die Erstellung von mobilen und Workflow-Anwendungen. Die beiden größten Herausforderungen für die Fertigung sind die Modernisierung der alten IT und die Produktionsüberwachung (beide 32 Prozent).

Die drei wichtigsten Anwendungsfälle in der Produktion sind derzeit Peer-to-Peer-Apps, Konnektivität mit Geräten in der Fertigung und Konnektivität mit vorhandener kommerzieller Software. Für die Zukunft wünschen sich die Befragten mehr fertigungsspezifische Anwendungsvorlagen. Sie möchten auch von unterwegs auf Altsysteme zugreifen können und Low-Code und seine KI-Funktionen mit IoT für eine intelligente Fertigung integrieren.

Unternehmen im Finanzbereich automatisieren Angebotsdienste und vereinfachen Prozesse

Fintechs und Insurtechs haben den Wettbewerb mit etablierten Unternehmen bereits vor dem Ausbruch der Pandemie gesucht. Seit dem Jahr 2020 hatten traditionelle Unternehmen keine andere Wahl, als sich digital auszurichten, um ihren Kundenstamm zu erhalten. Low-Code spielte eine entscheidende Rolle bei dieser Transformation. Jetzt wird Low-Code im Back-End-Bereich eingesetzt, um die interne Effizienz zu optimieren, sowie im Front-End-Bereich, um bessere Kundenerlebnisse zu schaffen.

Die drei wichtigsten Vorteile in diesen Branchen ist die Automatisierung von Angeboten (60 Prozent), die Standardisierung und Vereinfachung des Kaufprozesses (55 Prozent) und ein besserer Kundenservice (50 Prozent). Für etwa zwei Drittel der Befragten trägt die Datenintegration zur Verbesserung der internen Effizienz und der Kundenerfahrung bei.

2022 nutzen Finanz-, Bank- und Versicherungsunternehmen Low-Code, um sichere und kostengünstige Anwendungen zu erstellen und die Softwareentwicklung weiter zu beschleunigen.

Behörden und öffentliche Einrichtungen legen Wert auf Prozesseffizienz und Cybersicherheit

Trotz der zunehmenden Digitalisierung der modernen Gesellschaft stützt sich der öffentliche Sektor immer noch stark auf herkömmliche Programme für Tabellenkalkulationen. Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden verwenden umfangreiche Datenblätter zur Verwaltung von Informationen, obwohl diese umständlich zu pflegen sind, keine Versionsverwaltung aufweisen und veraltet sind.

Während der Pandemie nutzten Regierungsorganisationen Low-Code in erster Linie, um innovative Lösungen zu entwickeln, die den Beschränkungen durch Lockdowns entgegenwirken. Etwa ein Viertel hat bereits Low-Code integriert, wobei sich die andere Hälfte noch am Anfang oder inmitten der Einführung befindet.

Die Hälfte der Befragten aus dem öffentlichen Sektor gibt an, dass die wichtigsten Vorteile von Low-Code eine verbesserte, zentralisierte und standardisierte Authentifizierung der Bürgeridentität, ein verbesserter Zugang zu Dienstleistungen sowie eine verbesserte Planung und Verwaltung von Budget und physischen Ressourcen sind.

Etwa drei von zehn Befragten sind der Meinung, dass Low-Code den Organisationen hilft, das wachsende Datenvolumen zu bewältigen und sich besser mit Daten und Prozessen integrieren lässt als die herkömmliche Softwareentwicklung. Die Cybersicherheit steht an erster Stelle: 30 Prozent der Befragten geben an, dass Low-Code zur Verringerung von Sicherheitsproblemen beiträgt.

Einzelhändler wollen Customer Experience, Datennutzung und interne Prozesse verbessern

Während der Pandemie mussten Einzelhändler ihre digitale Präsenz optimieren und neue Liefermodelle wie das Abholen der Ware vor dem Geschäft einführen. Heute erwarten die Kunden einen „einheitlichen Einzelhandel“, der ein konsistentes Einkaufserlebnis über alle Kanäle hinweg bietet, denn sie lehnen inkonsistente Preise und unterschiedliche Systeme, die unterschiedliche Aussagen treffen, ab.

Mehr als vier von zehn Einzelhändlern geben an, dass die drei wichtigsten Vorteile von Low-Code die Verbesserung der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit, des Kundenservices und der Synchronisierung von Kundendaten sind. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) gab an, dass Low-Code ihnen bereits bei der Umsetzung des hybriden Einzelhandels geholfen hat, 32 Prozent sagten, dass Low-Code sie beim digitalen Einkauf und Lieferung unterstützt hat, obwohl 53 Prozent sagen, dass sie eine bessere Integration der Lieferanten benötigen.

Obwohl der Kundenservice für die Einzelhändler oberste Priorität hat, müssen sie auch Daten mit den Lieferanten austauschen, um ein zeitgenaues Bestandsmanagement in Echtzeit zu ermöglichen, somit die Frustration der Kunden zu verringern und die Gewinnspannen beizubehalten.

„Unternehmen heben sich von anderen ab, indem sie agil sind und schnell neue digitale Lösungen entwickeln, die einzigartig für ihre Marke sind und die Marktnachfrage befriedigen, unabhängig davon, wo sie in ihren Modernisierungsbemühungen stehen. Einzelhändler nutzen Low-Code, um Prozesse zu digitalisieren und die Zusammenarbeit mit ihrem Ökosystem aus Partnern, Anbietern und Drittanbietern von Lösungen zu verbessern, um mehr Transparenz und verwertbare Erkenntn


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*