Aktuelle und auch ältere Cyberangriffe auf Banken rund um den Globus zeigen: Das Rennen zwischen Hackergruppen und IT Security Teams ist in vollem Gang. Das wird auch so bleiben, bieten diese Ziele doch lukrative Aussichten. [...]
Die Liste der Angriffe aus 2015 ist nicht abschließend. Insbesondere sei RadarServices zufolge davon auszugehen, dass Banken im deutschsprachigen Raum wesentlich mehr betroffen sind als es der Öffentlichkeit bekannt wurde. Grund für die bedingte Sichtbarkeit von Angriffen sind die derzeit noch fehlenden Meldepflichten für Cyberangriffe. Sie werden erst im Rahmen des zukünftigen IT-Sicherheitsgesetzes in Deutschland bzw. der Richtlinie für Netz- und Informationssicherheit (network and information security – NIS) in Europa eingeführt.
VIELFÄLTIGE ANGRIFFE
Die Angriffsarten sind extrem vielfältig. Sie reichen vom Einsatz von Phishing Malware über DDoS-Angriffen in Kombination mit Lösegeldforderungen in Form von Bitcoins, das Ausnutzen von Wartungszugängen bis hin zum monatelangen Ausspionieren von Schwachstellen in der IT oder von Bankmitarbeitern, die die Angreifer zu Legitimationsdaten für Auszahlungen an Geldautomaten oder auf ausländische Konten führen.
„Das Schutzniveau der IT von Banken und Zentralbanken ist im Vergleich zu anderen Branchen hoch. Die regulatorischen Anforderungen sind ein Grund dafür, der drohende Imageschaden in der Öffentlichkeit ein anderer. Die Gefahren bestehen dennoch täglich fort, denn die Motivation von Hackern rund um den Globus ist extrem hoch. Ohne eine allumfassende Überwachung der gesamten IT-Landschaft in Echtzeit an 24 Stunden am Tag und 7 Tagen in der Woche sollte jeder IT-Sicherheitsverantwortliche einer Bank heute schlaflose Nächte haben“, so Reisinger.
Die Überwachung der IT-Landschaft umfasst dem Experten zufolge das Sammeln und die Analyse sämtlicher potenziell risikorelevanter Informationen zu Schwachstellen, dem Verhalten von IT-Systemen auf Basis des Netzwerkdatenverkehrs sowie Logs. Die große Menge dieser Informationen müsse auf die tatsächlich bedeutsamen Ereignisse verdichtet werden. Dazu dient eine regel- und verhaltensbasierte Analysemethode mittels „Advanced Correlation Engine“. Durch die Anwendung statistischer Modelle, rekursiver Methoden und selbstlernender Algorithmen wird zwischen normalem und abnormalem Verhalten von IT-Systemen unterschieden. Somit würden diese Erkennungssysteme erstmals effektive Methoden bieten, um auch komplexe Cyberattacken, deren Vorbereitung und Durchführung mitunter Wochen oder Monate in Anspruch nimmt und eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme betrifft, zu erkennen. Im letzten Schritt ist die „Komponente Mensch“ entscheidend. Experten verifizieren die sicherheitsrelevanten Ereignisse und führen sie einem geordneten Behebungsprozess zu. Je nach Kritikalität des festgestellten Incidents sollten dann Maßnahmen unterschiedlich schnell ergriffen werden.
Sind Cyberangriffe wie im Falle der Zentralbank von Bangladesch erfolgreich, liegt das laut RadarServices entweder an einer nicht funktionierenden Gesamtüberwachung der IT-Landschaft, einer mangelhaften Analyse der sicherheitsrelevanten Ereignisse oder an nicht ordnungsgemäß ablaufenden Prozessen, die auf die Entdeckung von Sicherheitsproblemen folgen sollten. „Es ist leider davon auszugehen, dass in den kommenden zwölf Monaten weitere große Angriffe auf Banken erfolgreich durchgeführt und auch bekannt werden, denn das Wettrennen zwischen Hackergruppen und IT Security Teams in Banken ist weiterhin in vollem Gang“, so Reisinger abschließend. (pi/rnf)
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