MacBook Air (M4) im Test

Das MacBook Air demonstriert wie kein anderes Modell, was einen Mac auszeichnet. [...]

Wo andere Geräte mit ihren Vorzügen werben, die für sie sprechen, braucht es beim MacBook Air gute Gründe, es nicht zu kaufen. (c) Apple

Das Seminar begann um acht und wir waren zu zehnt. Ich platzierte das MacBook Air M2 vor mir und beobachtete das Treiben der Neun. Als wäre die Szene choreografiert, kramten sie ihre Windows-Geräte hervor, Notebooks von beeindruckender Größe. Sie zerrten klumpige Netzteile aus ihren Taschen und haderten mit dicken, schwarzen Kabeln. Doch vor allem suchten sie – gebückt oder auf Knien – nach einer Stromquelle in der Nähe des Schreibtisches. Ausnahmslos alle.

Um es kurz zu machen: Am Ende des Tages zeigte die Batterie des MacBook Air noch knapp 60 Prozent. Und manchmal braucht es solche Erlebnisse, damit ich wieder weiß, was ich am MacBook Air habe – auch wenn es längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Lang lebe das MacBook Air

Dasselbe MacBook Air mit M2 steht auch heute noch auf meinem Schreibtisch, obwohl das neuste Modell jetzt mit dem M4 ausgeliefert wird. Der Grund ist einfach: Meine Anforderungen können mit dem Tempo, mit dem Apple neue M-Chips vorstellt, schlicht nicht mithalten. Zu meinen etwas anspruchsvolleren Arbeiten zählen die Videoverarbeitung, das Layoutprogramm InDesign und ein wenig Photoshop. Und all diese Aufgaben flutschen so schnell und reibungslos, dass sich ein schnelleres MacBook Air mit M4 in meinem Fall kaum bemerkbar machen kann.

Oder anders: Wenn Sie heute ein MacBook Air M4 kaufen und bei der Ausstattung nicht geizen, wird Sie das Gerät jahrelang begleiten. Nicht im Sinne von „es reicht für das, was ich mache“, sondern als potentes, gefälliges Arbeitstier, das jeden Tag aufs Neue Freude bereitet.

Diskretion ist selbstverständlich

Was das Gerät ebenfalls auszeichnet, ist seine Diskretion, die alle Aspekte abdeckt. Seine komplette Bauhöhe unterbietet so manches Display eines Windows-Laptops. Es wirkt edel und dezent und passt damit in jede Umgebung.

Doch vor allem arbeitet das MacBook Air immer lautlos, denn es kann ja gar nicht anders: Im Inneren dreht sich kein Lüfter. Das bedeutet zwar, dass der M4 unter Dauerlast irgendwann gedrosselt werden muss, um eine Überhitzung zu vermeiden. Mögliche Szenarien wären der Export eines langen Videos in hoher Auflösung, eine Musik-Komposition aus unzähligen Spuren oder umfassende 3D-Berechnungen. Doch abseits solcher speziellen Situationen wird das MacBook Air im Betrieb nicht einmal handwarm.

Arbeiten am Schreibtisch

Im Innendienst wird das MacBook Air zum Schreibtischtäter – und wurde in dieser Disziplin mit den Jahren immer besser. Die Generationen mit dem M1 und M2 konnten neben dem internen gerade noch ein externes Display befeuern. Mit dem M3 erhöhte sich die Zahl auf zwei externe Displays – aber nur, wenn das MacBook Air geschlossen betrieben wurde, also im Clamshell-Modus.

Mit dem neusten M4-Chip fällt auch diese Grenze: Zusätzlich zum internen Display stemmt das MacBook Air zwei weitere Displays bis zu einer Auflösung von 6K bei 60 Hz. Dazu werden die beiden Thunderbolt-4-Ports verwendet: Sie bieten nicht nur eine Datenrate von bis zu 8 GB pro Sekunde, sondern lassen sich auch als digitale Videoausgänge verwenden. Ausserdem wird natives DisplayPort 1.4 über USB-C unterstützt.

Die Batterie wird auf verschiedene Arten gespeist. Für den Dauerbetrieb am Schreibtisch empfiehlt sich die MagSafe-Verbindung, die zusammen mit dem Netzteil zum Lieferumfang gehört. Dadurch bleiben beide Thunderbolt-Anschlüsse frei. Und wenn jemand über das Kabel stolpert, löst sich die Verbindung mit einem leisen „Plopp“, statt das MacBook Air in die Tiefe zu reißen.

Der MagSafe-Ladeport schützt vor Stürzen vom Schreibtisch, bleibt aber optional. (c) Apple

Alternativ lässt sich die Batterie über einen der beiden Thunderbolt-Anschlüsse laden. In meinem Fall ist das MacBook Air über Thunderbolt mit einem Apple Studio Display verkabelt – das einzige Kabel übrigens, das es für den Betrieb braucht. Denn über diese Verbindung wird nicht nur das Bild, sondern auch der Ton, Strom und Daten übertragen. In einem der drei verbleibenden USB-C-Anschlüsse auf der Rückseite des Studio Displays steckt ein Funk-Dongle von Logitech, der die hervorragende „MX Keys for Mac“-Tastatur und die nicht weniger überzeugende „MX Master 3S for Mac“-Maus verbindet.

Das Studio Display mit 5K, hier an einem MacBook Pro: Diese Kombo ist fast unschlagbar und tröstet darüber hinweg, dass Apple keinen iMac mit 27 Zoll mehr anbietet. (c) Apple

Wird also das MacBook Air über das einzelne Thunderbolt-Kabel angeschlossen, zieht alles mit: Strom, Bild und Ton, während Maus und Tastatur automatisch verbunden werden. Umgekehrt reicht die Trennung dieses Kabels, damit der Ausflug beginnen kann.

Daneben bietet das MacBook Air die bestens bekannten Eigenschaften, die bei ihm nicht mehr wegzudenken sind.

Display

Das interne Display löst wie schon bei den Vorgängern mit 2560×1664 Pixel auf und liefert ein knackiges Bild, mit ausgezeichneten Kontrasten und gestochen scharfen Schriften. Die Oberfläche ist nicht matt, aber hervorragend entspiegelt. So werden Fotos und Videos glanzvoll in ihrer ganzen Pracht wiedergegeben, während sich die Reflexionen trotzdem in Grenzen halten.

Der komplette P3-Farbraum wird abgedeckt, was das kleine Gerät auch für die gehobene Videoverarbeitung qualifiziert. Über Apples TrueTone-Technologie (abschaltbar) passt sich die Farbgebung außerdem an die Farbtemperatur der Umgebung an, was besonders bei schwachem Abendlicht zu einer sehr angenehmen Darstellung führt.

Was hingegen dem MacBook Air vorenthalten bleibt, ist Pro Motion – also Apples dynamische Wiederholfrequenz von bis zu 120 Hz. Bei 60 Hz wird das Ende der Fahnenstange erreicht. Wer unbedingt mehr will, muss zu einem MacBook Pro greifen.

Touchpad und Tastatur

Das riesige Touchpad von Apple gilt seit jeher als Messlatte für alle anderen Laptops. An der Oberfläche gibt es keine beweglichen Teile, sondern nur eine leicht vertiefte Stelle im Aluminium-Gehäuse. Dass sich ein Klick trotzdem wie ein Klick anfühlt, liegt an der Taptic Engine geschuldet: Sie „stupst“ das Trackpad von unten an: auf eine Weise, die sich viel besser anfühlt, als ein echter Klick. Gleichzeitig funktioniert ein Klicken (oder Tippen) im Zentrum genauso zuverlässig, wie in der äußersten Ecke.

Die Tastatur ist so flach, wie sie bei einem so dünnen Gerät eben sein muss; doch auch wenn sie sich ein wenig hart anfühlt, vermitteln die Tasten ein angenehmes Tippgefühl. Der Platz links und rechts von der Tastatur bleibt beim 15-Zoll-Modell hingegen ungenutzt. Weder findet man hier einen Zahlenblock noch eine hauchdünne Lochung für die Lautsprecher, wie man es vom MacBook Pro her kennt. Was hingegen nicht fehlen darf, ist der Fingerscanner Touch ID, der eine schnelle und sichere Entsperrung ermöglicht.

Die Touch ID ganz rechts oben sorgt für den sicheren, bequemen Zugang. (c) Apple

Lautsprecher

Trotzdem liefern die verbauten Lautsprecher einen sehr gefälligen, satten Klang; weit besser, als man es den engen Gehäusemaßen zutrauen würde. Das 13-Zoll-Modell muss sich mit einem 4‑Lautsprecher-System aus zwei Tieftönern und zwei Hochtönern begnügen, während das 15-Zoll-Modell über ein 6‑Lautsprecher-System verfügt, das aus zwei Paar Tieftönern und zwei Hochtönern besteht. Dieser Unterschied ist genau genommen der einzige zwischen den beiden Modellen, von der Display-Größe einmal abgesehen.

Center-Stage-Kamera

Interessante Neuerungen bringt hingegen die verbaute Webcam mit, die mit diesem MacBook Air einige neue Tricks kennt. Das neue 12-Mpx-Ultraweitwinkel bedient sich jetzt ebenfalls der optionalen Center-Stage-Funktion, mit der die Person verfolgt und im Bild gehalten wird, selbst wenn sie sich im Raum bewegt. Sie erkennt außerdem mehrere Personen und erweitert bei Bedarf den Rahmen, damit mehr Motive im Bild bleiben.

Deutlich interessanter ist die „Schreibtischansicht“. In diesem Modus blickt die Kamera von oben herab auf den Schreibtisch, sodass alle Teilnehmer sehen, was sich dort gerade abspielt, etwa bei einem Workshop. Diese Funktion ist nicht neu, sondern konnte schon vorher mit einem iPhone verwendet werden; doch nun ist sie praktischerweise integriert.

Im Chat sehen, was sich auf dem Schreibtisch abspielt: Das schafft die Center-Stage-Kamera auch ohne die Hilfe eines iPhones. (c) Apple

Und schließlich profitiert das Bild von der Neural Engine des M4-Chips: Sie analysiert und verbessert das Kamerasystem das Video mit automatischem Weißabgleich und automatischer Belichtungsanpassung. Hinzu kommen die Funktionen für Porträts (künstlich unscharfer Hintergrund) und vor allem das Studiolicht, das für eine gefällige Ausleuchtung sorgt – auch wenn die Lichtquelle eher für Nachtschattengewächse ausgelegt ist.

Kaufberatung und Fazit

Und so bleibt nur noch die Frage nach der richtigen Konfiguration. Bei der Display-Größe liegt die Antwort auf der Hand: Wer viel unterwegs arbeitet, greift zum 15-Zoll-Modell – denn mit diesem Gerät wird der Zug zum Wohlfühlbüro. Wenn das MacBook Air meistens an einem externen Display hängt und nur sporadisch nach draußen darf, ist das kleinere Gerät meistens die bessere Wahl. Werden dieselben Konfigurationen zusammengestellt, beträgt der Preisaufschlag auf das 15-Zoll-Gerät immer 300 Euro.

15 Zoll sind ideal, wenn oft im Zug gearbeitet wird. (c) Apple

Dabei ist das MacBook Air sogar deutlich günstiger als seine Vorgänger. Der Preis für die kleinste Konfiguration schrammt hart an der magischen Grenze von unter Tausend Euro vorbei. Genauer: Ein „Schulrechner“ mit einer 256 GB großen SSD kostet gerade noch 1.069 Euro. Vor allem aber sind die Minimalkonfigurationen mit 8 GB RAM Geschichte: jetzt beginnt die Ausstattung bei 16 GB RAM, die beim Vorgänger noch für einen Aufpreis von 300 Euro erkauft werden musste.

Eine sinnvolle Konfiguration

RAM: Der erhöhte Arbeitsspeicher ändert alles. Während ich bei allen vorherigen Tests unbedingt zu einem Upgrade des RAMs geraten habe, ändert sich das nun. 16 GB sind für die meisten Arbeiten genug. Denn die M-SoCs arbeiten mit einem „gemeinsamen Arbeitsspeicher“, der nicht mit klassischem RAM vergleichbar ist. Stattdessen steht der schnelle Speicher allen Komponenten gleichzeitig offen: der CPU, der Grafikeinheit oder der Neural Engine. Dadurch kann er auch deutlich effizienter verwaltet werden. Schätzungen laufen darauf hinaus, dass 8 GB RAM auf einem M-SoC etwa 16 GB RAM in einem klassischen PC entsprechen.

Wenn Sie jedoch vorhaben, das MacBook Air über Jahre hinweg zu verwenden, kann eine Erhöhung auf 24 GB ratsam sein (+ 300 Euro). Eine Erhöhung auf 32 GB (+ 600 Euro) braucht hingegen gute Gründe, etwa die lokale Verwendung von KI-Modellen. Meinen eigenen Erfahrungen nach wird diese üppige Menge beim Wiederverkauf auch nicht honoriert, denn wer nach solchen Eckdaten sucht, greift gleich zu einem MacBook Pro.

SSD: Bleibt noch die SSD. Die 256 GB des kleinsten Basismodells sind enorm knapp bemessen. Sie sollten nur ins Auge gefasst werden, wenn auf dem Gerät hauptsächlich Office-Dateien herumgeschoben werden oder mit Daten gearbeitet wird, die auf einem Server liegen. Sobald jedoch unterwegs auch offline gespeicherte Filme oder viele Fotos verwaltet werden sollen, wird es eng. Damit sich das MacBook Air nicht wie ein Paar zu enge Schuhe anfühlen soll, braucht es mindestens 512 GB (+ 300 Euro), besser noch 1 TB (+ 600 Euro).

Tipp: Statt einem Upgrade des kleinsten Grundmodells sollte zum mittleren Grundmodell gegriffen werden. Das kommt mit mindestens 512 GB SSD, bietet eine 10-Kern-GPU statt einer 8-Kern-GPU und wird mit einem 35 Watt Dual USB‑C Port-Netzteil geliefert, statt einem 30-Watt-Netzteil mit nur einem Anschluss. Die Mehrleistung durch zwei zusätzliche GPU-Kerne dürfte sich hingegen in Grenzen halten.

Kurzum: Mit 16 GB RAM und 512 GB SSD kostet das 13-Zoll-Modell 1.449 Euro, mit 1 TB SSD sind es 1.749 Euro. Beim 15-Zoll-Gerät sind es in derselben Ausstattung 1.749 Euro respektive 2.049 Euro mit 1 TB SSD. Und mit dieser Konfiguration kann man eigentlich nicht viel falsch machen.

Farbe: Natürlich muss die neue Farbe „Himmelblau“ erwähnt werden, deren Bezeichnung unpassender nicht sein könnte. Stattdessen handelt es sich um ein helles Grau mit einem sehr subtilen, gefälligen Farbstich. Selbst die Produktrenderings auf der Apple-Website geben den Effekt nicht akkurat wieder. Nur so viel: Die Farbe wirkt auf den ersten Blick eher konservativ, vermittelt aber im nächsten Moment das gewisse Etwas. Wenn Sie bei der Bestellung keines der Geräte in natura gesehen haben und nicht zu „Himmelblau“ greifen, könnten Sie es später bereuen. 

Man muss das MacBook Air mit eigenen Augen sehen, denn kein Foto wird der Farbe gerecht – und „Himmelblau“ ist sie schon gar nicht. (c) Apple

Fazit

Das MacBook Air bleibt für mich der Mac schlechthin. Wo andere Geräte mit ihren Vorzügen werben, die für sie sprechen, braucht es beim MacBook Air gute Gründe, es nicht zu kaufen. Es überzeugt gleichermaßen auf dem Schreibtisch und unterwegs, macht immer eine gute Figur und drängt sich nie in den Vordergrund. Dieses Gerät verspricht auf Jahre hinaus die pure Freude an einem durchdachten, gefälligen Computer.

Testergebnis

  • Pluspunkte: Lüfterlos, Display, Tempo, Batterie, Trackpad, Verarbeitung, Software
  • Minuspunkte: keine
  • Details: Apple M4 SoC, 2×Thunderbolt 4/USB 4 bis 40 Gbit/Sekunde, DisplayPort 1.4, 16 GB RAM, 512 GB ssD, Wi-Fi 6E (802.11ax), Bluetooth 5.3, 1080p Center-Stage-Kamera, Display mit 224 ppi, P3-Farbraum, 500 Nits, 60 Hz, macOS 15 Sequoia
  • Preis: ab 1.199 Euro (13 Zoll), ab 1.499 Euro (15 Zoll)
  • Infos: MacBook Air kaufen – Apple (AT)

* Klaus Zellweger schreibt für PCtipp.ch.


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