Management-Sicht: Vorteile der agilen Projektentwicklung

Unflexibilität, gerade in der klassischen Software-Entwicklung, lähmt das Projekt und macht es teuer. Mit agilen Methoden wie Scrum, in dem ein Großprojekt in kleine gegliedert wird und Projekte zyklisch verlaufen, können Fehler vermieden und Abläufe effizienter gestaltet werden. [...]

In kleinen Schritten zum Ziel - mit Scrum oder anderen agilen Methoden können Projekte effizienter geplant und umgesetzt werden (c) pixabay.com

Die klassische Wasserfallmethode ist etwa mit einem Hausbau vergleichbar: Das Fundament wird gelegt, danach erst die Mauern gebaut und am Ende kommt das Dach. Wenn Fehler nicht direkt während einer laufenden Phase entdeckt werden, ist es oft schwierig, diese noch zu korrigieren.

Kein Wunder also, dass in den letzten Jahren zunehmend auch sehr konservativ aufgestellte Unternehmen die traditionelle Softwareentwicklung in Frage stellen. Die Motivation ist klar: Agile Methoden versprechen bessere Qualität in einem schnelleren und kostengünstigeren Projektverlauf. Denn Agilität bedeutet, dass in regelmäßigen Zyklen (Iterationen) kontinuierlich Teile des Produkts (Inkremente) geliefert werden – und die einzelnen Teilabschnitte machen es möglich, Fehler frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren.

Ein lineares Vorgehensmodell in der Softwareentwicklung erlaubt dagegen nur einzelne, nacheinander aufbauende und festgelegte Phasen. Dabei gelten die Phasenergebnisse immer als bindende Vorgaben für die nächste Phase – jede muss komplett abgeschlossen sein, damit die nächste beginnen kann. Durch die sehr eingeschränkte Möglichkeit, die Ergebnisse bereits abgeschlossener Phasen nachträglich zu ändern, ist somit nur eine geringe Flexibilität auf geänderte Anforderungen möglich.

Gerade bei langandauernden Projekten ist dies problematisch, denn die Anforderungen und auch Rahmenbedingungen können sich hier des Öfteren ändern. Ein zusätzlicher erschwerender Arbeitsaufwand liegt in der umfassenden Dokumentation der Vorgänge und Ergebnisse. So verzögert sich das Projekt oft oder wird teurer und teurer. Wenn es eine Alternative gäbe, mit der Sie es anders machen könnten – Sie würden sich sicherlich dafür entscheiden. Agile Methoden wie Scrum und Kanban bieten diese Flexibilität.

Fehler noch während der Laufzeit entdecken und beheben

Am Anfang des agilen Kreislaufs stehen einige wenige Basisfunktionen fest, die in dem Projektzeitraum stetig ergänzt oder auch wieder entfernt werden können. Oft ändert sich die Wettbewerbssituation während eines laufenden Projekts – bei der herkömmlichen Wasserfall-Methode hat das Team an dieser Stelle nicht mehr die Möglichkeit, einzugreifen. Anders in agilen Projekten: Fehler werden noch während der Laufzeit entdeckt und behoben. Auch steigen die Erfahrungswerte durch kürzere Zyklen rasant an.

Zielvorgaben sind in vielen Firmen üblich – und Sie wollen frühzeitig planen und wissen, ob Sie Ihre Ziele erreichen. Dazu werden Sie es gewohnt sein, sich von Ihren Kollegen Projektpläne oder Statusberichte geben zu lassen, wahrscheinlich stehen auch regelmäßige Status-Meetings an.

Doch Hand aufs Herz: Wissen Sie wirklich, wie es um die Lieferfähigkeit Ihres Projekts steht? Sind die verbleibenden Zeiten, die geschätzt werden, wirklich korrekt? Meine Erfahrung sagt: Sie sind es in 80 Prozent der Fälle bei der Wasserfall-Methode nicht. Agilität erlaubt, Produktfehler oder eine falsche Herangehensweise schon in einem frühen Stadium des Projekts zu erkennen und diese zu beheben.

Effiziente Kommunikation vor Ort

Für den Erfolg von Entwicklungsprojekten ist eine einfache und effiziente genauso wichtig wie die eingesetzten Technologien. Deshalb sollten Scrum-Teams so dicht wie möglich am Anwender arbeiten – oftmals arbeiten sie direkt vor Ort beim Kunden. Die cross-funktionalen Teams sind so in der Lage, Missverständnisse im Nu auszubügeln und Details können auf direktem Wege geklärt werden – das spart Zeit.

Und: Mit agilen Projekten erzielen Sie einen echten Wettbewerbsvorteil. Denn die kurzen Kommunikationswege mit den Entwicklern führen auch dazu, dass das insgesamt früher fertiggestellt wird. Agile Projekte sind in der Regel einfach schneller als Projekte, die in den herkömmlichen Entwicklungszyklen ablaufen.

Ein starkes Team, das miteinander arbeitet

Agil arbeiten heißt auch, dem Scrum-Team freie Hand in seinen Entscheidungen zu lassen. Somit organisieren sich Ihre Mitarbeiter auf das vorgegebene Ziel hin weitgehend selbst und klären auftretende Probleme unter sich. Das fördert nicht nur den Team-Zusammenhalt, sondern schließt auch Neid aus. Zudem führen die kurzen Entwicklungszyklen zu direkten Erfolgserlebnissen – das Ergebnis lässt sich nicht erst am fertigen Produkt ablesen.

Die einzige Barriere auf dem Weg zum agilen Arbeiten ist meist die Angst vor dem Ungewissen. Stetes Weiterentwickeln fordert Änderungsprozesse, die immer mit einem Lernprozess einhergehen. Neue Pfade zu beschreiten lohnt sich aber: Agile Projektmanagement-Methoden versprechen effizientere Abläufe, motiviertere Mitarbeiter und zufriedenere Kunden.

*Boris Gloger ist Gründer und Geschäftsführer der Boris Gloger Consulting GmbH (Baden-Baden, Wien). In seinen Büchern zeigt Gloger das breite Anwendungsspektrum von Scrum – von der Produktentwicklung bis zum Management großer Organisationen – auf.


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